Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 757 Roemer-Museum M. 17. Jh.

Beschreibung

Gemälde.1) Öl auf Holz. Das Bild stammt aus der Kartause. Es zeigt ein Brustbild Christi im Profil. Inschrift A befindet sich auf dem oberen und dem unteren Rahmenholz, B links im Bild. Rahmen und Bild sind in der Höhe um etwa 3 cm verkürzt worden, die seitlichen Rahmenhölzer wurden etwa halbiert, so daß in Inschrift A jeweils am Anfang und am Ende der Zeile Textverlust eingetreten ist. Vom zweiten Vers auf der unteren Rahmenleiste sind unter UV-Licht nur noch einzelne Buchstaben erkennbar, die keine Rekonstruktion des Textzusammenhangs erlauben. Am Schluß der Inschrift eine Zierranke als Zeilenfüller.

Maße: H.: 50 cm; B.: 41,3 cm; Bu.: 1,5 cm (A), 0,7 cm (B).

Schriftart(en): Schrägliegende humanistische Minuskel (A), humanistische Minuskel (B).

  1. A

    [eff]igiem Christi cum transis semper honora // [ - - - ]a)

  2. B

    diese uhralte Bild=/nüs Christi, ist / aus der Kirchen / vor dem Damthor, / vom Bischof Ger=/hardo de monte / a(nn)o 1388. fundir=/te Carthaus, nach/mahlen aber von / der Stadt Hildes=/heim a(nn)o 1632. / gäntzlich ge=/schleif und ver=/brandt. Salvi=/ret worden.

Übersetzung:

Ehre stets das Bild Christi, immer wenn du vorübergehst. [...] (A)

Versmaß: Hexameter, ursprünglich wohl mit einem weiteren Hexameter durch Endreim verbunden. (A)

Kommentar

Das Bild wird von Gmelin auf 1520/30 datiert.2) Die Inschriften sind erst im 17. Jahrhundert, wahrscheinlich um 1650, nachträglich angebracht worden. Daß die Neuerrichtung der Kartause in der Stadt im Jahr 1659 in Inschrift B nicht erwähnt wird, könnte ein Anhaltspunkt für die Anbringung der Inschrift vor diesem Datum sein.3)

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen ist möglicherweise: Non tamen effigiem sed quem designat adora. ‚Jedoch bete nicht das Bild an, sondern denjenigen, den es darstellt.‘ Dieser zweite Vers ist auf der Inventarkarte des Roemer-Museums mit Hinweis auf Lauenstein, Kirchen- und Reformationshistorie 8, S. 16 notiert. Dort werden die beiden Hexameter allerdings ohne Bezug auf dieses Bild im Zusammenhang einer Nachricht über eine bilderstürmerische Aktion in St. Lamberti nach Letzner zitiert. – Zu der im zweiten Hexameter ausgedrückten Ablehnung der Bilderverehrung vgl. DI 41 (Göppingen), Nr. 331 u. Nr. 411.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: G 54. – Für den Hinweis auf dieses Bild danke ich Herrn Karl-Heinz Weingärtner, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Studiengang Konservierung und Restaurierung.
  2. Gmelin, Spätgotische Tafelmalerei, S. 317.
  3. Zur Geschichte der Kartause vgl. den Kommentar zu Nr. 130.

Nachweise

  1. Gmelin, Spätgotische Tafelmalerei, S. 318 (B), Abb. S. 317.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 757 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0075701.