Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 665† Dom 1625

Beschreibung

Retabel des Hochaltars, schwarzer Marmor mit fünf (oben zwei, unten drei) Alabasterreliefs, die treppenartig in zwei Registern angebracht waren.1) Im oberen Register: Joachim und Anna an der goldenen Pforte sowie die Verkündigung an Maria; im unteren als zentrales Relief die Marienkrönung, links daneben die Anbetung der Hirten und die Hirten auf dem Felde, rechts die Anbetung der Könige. Unter den beiden oberen Reliefs waren zwei- bis dreizeilige Inschriften angebracht, von denen die unterhalb der Verkündigung angebrachte Inschrift A in Teilen auf einem Photo zu erkennen ist. Der Altar wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Inschrift B innerhalb der Darstellung der Hirten auf dem Felde zwischen den Hirten und dem Engel, C befand sich unterhalb der Bekrönung über den Reliefs der oberen Reihe, in der Bekrönung das Christusmonogramm D. Inschrift E am Gesims zwischen dem oberen und dem unteren Register, F in der Sockelzone des Retabels rechts in einem Medaillon.2)

Inschriften nach Photo NLD und Abb. Kat. Ego sum.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    [AVE GR]ATIAa) PLENA / [ - - - ]3)

  2. B

    GLORIA IN ECCEL/SIS DEO4) +

  3. C

    DEO · ET · B(EATAE) · V(IRGINI) · MARIAE · A(NN)O · IVB(ILEO) · // WALTER · A · LETMATE · DECAN(V)Sb) · F(IERI) · F(ECIT) ·

  4. D

    IE(SV)Sc)

  5. E

    FECIT · MIHI · MAGNA · // QVI · POTENS · EST.5)

  6. F

    IE(SV)Sc)

Übersetzung:

[Gegrüßt seist Du] voll der Gnade. (A)

Ehre sei Gott in der Höhe. (B)

Der Dechant Walter von Letmate ließ [dies] für Gott und die heilige Jungfrau Maria im Jubeljahr machen. (C)

Großes an mir getan hat der, der mächtig ist. (E)

Kommentar

Walter von Letmate hat sich im Oktober 1592 an der Universität Köln immatrikuliert.6) 1598 wurde er in Angelegenheiten des Domkapitels nach Speyer geschickt; ob er damals bereits Mitglied des Domkapitels war, geht aus den domkapitularischen Protokollen nicht hervor. Am 25. August 1599 erhielt er die Obödienz Machtsum.7) Seit 1601 verzeichnet ihn Bertram als Mitglied des Domkapitels, am 20. Juni 1615 wurde er zum Domdechanten gewählt. Aus diesem Jahr ist ein Wappenstein mit seinen Initialen überliefert, der sich heute in einer Hauswand am Neustädter Markt 11 befindet, ursprünglich aber am Haus Pfaffenstieg 2 angebracht war (vgl. JZ 1615). Walter von Letmate starb 1633.8) Das einzige in seine Amtszeit als Dechant fallende Jubeljahr ist das Jahr 1625, das folglich als Jahr der Altarstiftung zu bestimmen ist.

Textkritischer Apparat

  1. Der Anfang der Inschrift ist auf dem Photo nicht zu erkennen.
  2. DECAN(V)S] S hochgestellt; DECANO Kd. CA auf dem Photo verdeckt.
  3. IHS.

Anmerkungen

  1. Eine detaillierte Beschreibung des Hochaltars gibt Elisabeth Scholz in Kat. Ego sum, S. 200–205. – Von den Alabasterreliefs sind einzelne Fragmente im Dom-Museum erhalten, vgl. ebd., S. 209, Anm. 21.
  2. Ob das korrespondierende Medaillon auf der linken Seite ebenfalls ein Christus- oder Marienmonogramm enthielt, ist auf dem Photo nicht zu erkennen.
  3. Lc. 1,28.
  4. Incipit des Gloria im Ordo missae, nach Lc. 2,14.
  5. Lc. 1,49.
  6. Matrikel Köln, Bd. 4, S. 166.
  7. DBHi, HS 397, S. 2; Hannover, HSTA, Hild. Br. 2 C II, Nr. 4 Domkapitularische Protokolle vom 25. August 1599.
  8. Vgl. Bertram, Bistum 3, S. 224.

Nachweise

  1. NLD, Photoarchiv, Neg. Nr. R-92-306/4.
  2. Kat. Ego sum, S. 201 (C), S. 204 (B, E), Abb. S. 161, S. 203 (B), S. 390 (A, C, E).
  3. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 50 (C), Abb. Tafel XI (B).

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 665† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0066508.