Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 637† Godehardimühle 1617

Beschreibung

Steintafel an der auf dem linken (westlichen) Ufer des Mühlengrabens gelegenen Malzmühle.1) Vor dem vierten Vers war das erneuerte Wappen der Stadt Hildesheim angebracht.2)

Inschrift nach DBHi, HS C 761.

  1. BIS GENITI3) REGIS NATALES MILLE NOVARAT BIS TER CENTENOS OCTO NOVEMQVE POLVS MOLES ISTA MOLAE4) MINITANTE PRIORE RVINAM CVM FORET EX IMA RESTITVENDA BASI STET MOLA SIT PATRIAE MOLA QVOD PER SECVLA FRANGAT ET CVM PACE SALVS CVMQVE SALVTE DECVS

Übersetzung:

Der Himmel hatte tausend Geburtstage des Königs mit den zwei Naturen erneuert, dazu kamen 617 Jahre [zweimal 300+8+9], als dieses große Gebäude der Mühle vom untersten Fundament aus neu wiederherzustellen war, da das alte Gebäude einzustürzen drohte. Möge die Mühle bestehen bleiben und möge der Vaterstadt zu Gebote stehen, was die Mühle durch die Jahrhunderte mahlen kann, sowie Heil mit Frieden und Ansehen mit dem Heil.

Versmaß: Drei elegische Distichen.

Wappen:
Altstadt Hildesheim, neu*

Kommentar

Die stilistisch anspruchsvolle Inschrift und das Wappen zeigen, daß sich die Stadt im Jahr 1617 als eigentliche Eigentümerin der Godehardimühle sah, obwohl das Kloster St. Godehard seit 1578 mit dem Rat in Verhandlungen darüber stand, aufgrund welchen Rechtstitels der Rat Eigentümer der Godehardimühle sei. 1589 kam ein Vergleich zwischen dem Rat und dem Kloster zustande, in dessen Folge die Stadt dem Kloster einen Erbzins für die Mühle zahlte. Erst 1633 hörten die Zahlungen auf, und die Mühle ging endgültig in städtisches Eigentum über.5)

Anmerkungen

  1. Zu Lage und Geschichte der Godehardimühle vgl. Flöckher, Mühlen, S. 28–33.
  2. Alle Angaben nach DBHi, HS C 761, o. S.
  3. Gemeint sind die zwei Naturen Christi: wahrer Mensch und wahrer Gott.
  4. Das Wortspiel MOLES / MOLAE läßt sich in der Übersetzung nicht nachbilden.
  5. Flöckher, Mühlen, S. 30.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 761, o. S.
  2. StaHi, Bestand 346, Nr. 28, fol. 1r, Nr. IV.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 637† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0063704.