Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 601† Rondell beim Goschentor 1610

Beschreibung

Geschütz „Gabriel“. Inschrift A befand sich unter einem Bild des Engels Gabriel. Es folgte Inschrift B, vor der Ladung Inschrift C und vor dem Zündloch D, weiterhin das nicht beschriebene Wappen der Stadt Hildesheim mit der Jahreszahl E.1) Das Geschütz war 1798 noch im Besitz der Stadt Hildesheim.2)

Inschriften nach Kratz.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    S. GABRIEL

  2. B

    DER ENGEL GABRIEL BIN ICH GENANT DIDERICH MENTE GOS MICH INN HILDESHEIMB DAS BIN ICH WOL BEKANT ROBVR MEVM CVM SIT DEVS SVM GABRIEL3) SAT FORTIS EST QVICVMQVE PENDET A DEO GOTT IST ALLEIN MEINE STERCK VND HEIL DRVMB NENT MAN MICH RECHTa) GABRIELL WER GOTT IN ALLER NOHT VERTRAWT IST GNVCK BEWARET HAT WOL GEBAVWET

  3. C

    SICH VOR DICH TREV IS MISLICH4)

  4. D

    PFERD VND MAN MVS ZV BOEDEN STVRZEN VND IHN DVRCH MICH LASSEN DAS LEBEN KVERZEN DVRCH MEINEN SNELLEN SCHVS VND STERKE ZERBRECHE ICH OFT DER FEINDE WERKE

  5. E

    1610

Übersetzung:

Ich bin Gabriel, denn Gott ist meine Stärke. Sehr stark ist, wer von Gott abhängt. (B)

Versmaß: Zwei jambische Trimeter (B, ROBVR ... DEO).

Wappen:
Altstadt Hildesheim, neu*

Kommentar

Dietrich Mente5) ist in der Zeit von 1610 bis 16276) als Glocken- und Stückgießer in Hildesheim nachzuweisen. Er goß zwei weitere Geschütze (Nr. 606, Nr. 608), zwei Glocken (Nr. 636, Nr. 689) sowie das aus St. Martini stammende Taufbecken, das sich heute in St. Michaelis befindet (Nr. 642). Eine weitere Glocke von Dietrich Mente ist für Arholzen (Kreis Holzminden) belegt.7)

Textkritischer Apparat

  1. RECHT] auch ? Doebner.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Kratz, Hochstift, S. 13f.; Standort nach Hartmann, Geschütze, S. 5.
  2. Vgl. Otto Gerland: Die artilleristische Ausrüstung der Stadt Hildesheim. In: Alt-Hildesheim 1 (1919), S. 12–19, hier S. 15.
  3. Der hebräische Name ‚Gabriel‘ bedeutet ‚Stärke Gottes‘, vgl. Hieronymus, Liber interpretationis hebraicorum nominum, CCSL 72, S. 140 (Lagarde 64, 24).
  4. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 4, Sp. 506, Nr. 114. ‚Sieh dich vor, Treue ist ungewiß.‘ Dasselbe Sprichwort hat auch Cord Mente auf einem Geschütz angebracht, vgl. Nr. 361.
  5. Zu Dietrich Mente vgl. Thieme/Becker 24, S. 398. S. a. Hans Pfeifer: Glockengießergeschlechter im Lande Braunschweig. Braunschweig 1927, S. 30–32.
  6. Vgl. StaHi, Bestand 100-111, Nr. 44: Rechnungen über die von Dietrich Mente für den Rat gegossenen zwei Stücke 1617 und 1627.
  7. Vgl. Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Inschriftenkommission, Sammlung Landkreis Holzminden.

Nachweise

  1. Kratz, Hochstift, S. 13.
  2. Doebner, Geschütze, S. 219f.
  3. Reitzenstein, Geschützwesen, S. 150 (B–D).
  4. Hartmann, Geschütze, S. 5.
  5. Slg. Rieckenberg, S. 986.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 601† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0060104.