Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 572† Osterstr. 7 (no. 132) um 1600 o. 1604

Beschreibung

Haus. „Altdeutsches Haus“. Fachwerk. Das an der Ecke Osterstraße zum I. Rosenhagen gelegene giebel- und traufenständige, aus zwei Untergeschossen mit einem Zwischengeschoß und drei Dachgeschossen bestehende Haus war zur Osterstraße hin zehn Gefache breit. Der linke Teil der zur Osterstraße gelegenen Fassade war traufenständig, der rechte wies einen spitzen hohen Giebel auf, dessen rechtem Teil ein ebenfalls mit einem Giebel abgeschlossener Erker vorgesetzt war, der um die Ecke zum Rosenhagen herumgezogen und von einem dritten Giebel bekrönt war.1) Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Es wies reichen Bildschmuck auf, von dem hier nur die Teile beschrieben werden, die mit Inschriften versehen waren.2) In drei Brüstungstafeln des Erdgeschosses befanden sich links die Darstellung eines jungen Mannes mit einem Becher, dem der Tod in Gestalt des Sensenmanns begegnet, in der Mitte eine Darstellung der Jugend, rechts eine menschliche Figur, die auf einem Totenschädel sitzt und in ihrer Rechten ein Stundenglas hält. Rechts und links von der Figur erhaben ausgeführt die Inschrift A. Die Inschriften B waren neben allegorischen Darstellungen der vier Elemente in den Brüstungstafeln des Erdgeschosses angebracht.3) In den Brüstungstafeln des Obergeschosses waren nach Zeller die sieben Planeten – ausdrücklich ohne Beischriften – dargestellt.4) Vom Erker hingegen überliefert Schütte5) drei Beischriften C, die sich auf Planetendarstellungen beziehen müssen. Er nennt noch drei weitere Spruchtafeln über den Fenstern im Erdgeschoß mit modernen Inschriften.6)

Inschrift A nach Photo Slg. Rieckenberg, B und C nach Schütte.

Schriftart(en): Kapitalis (A, B).7)

  1. A

    HODIE / MICHI / CRAS / TIRIa)8)

  2. B

    TERRA // IGNIS // AER // AQUAb)

  3. C

    Luna // Venus // Sol

Übersetzung:

Heute mir, morgen dir. (A) Erde, Feuer, Luft, Wasser. (B) Mond, Venus, Sonne. (C)

Kommentar

Das Haus wird auf den Anfang des 17. Jahrhunderts datiert.9)

Textkritischer Apparat

  1. TIRI] Statt TIBI.
  2. AQUA] Fehlt Kd.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Photo Roemer-Museum H 3728-6 (die Inschriften sind auf dem Photo nicht zu erkennen); Brinkmann, Hildesheim, S. 54 mit Abb. 55; Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 210–212.
  2. Ausführliche Beschreibung s. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 210–212.
  3. Roemer-Museum, Inv. Nr.: H 1899 (Aquarell Beyer 1915). Das Aquarell läßt erkennen, daß die allegorischen Darstellungen der Elemente in den Brüstungstafeln des ersten Obergeschosses angebracht waren.
  4. Zeller in Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 211.
  5. Schütte, Hildesheimer Hausinschriften, S. 74.
  6. Ebd. S. 75: Trink ich Wasser so muß ich sterben / Trink ich Wein so muß ich verderben / Noch besser ist’s vom Wein gestorben / Als vom Wasser gar verdorben // Wer sonst nichts kann und weiß / Als andere Leute schmähen / Ein solches Lästermaul / Soll in mein Haus nicht gehen // Jugend ist eine Trunkenheit ohne Wein / Doch trinkt sich das Alter zur Jugend / Dann ist Trunkenheit eine Tugend.
  7. Bestimmung der Schriftart von B nach dem Aquarell Beyer von 1915 (Roemer-Museum, Inv. Nr.: H 1899). Entgegen der Überlieferung Schüttes werden die Inschriften deshalb in Kapitalis wiedergegeben.
  8. Vgl. Walther, Proverbia 2, Nr. 11085a.
  9. NLD, Photoarchiv: Postkarte Haus Osterstr. 7 mit dem Vermerk: „Erbaut im Jahr 1604“ ohne Beleg; Brinkmann (Hildesheim, S. 54) datiert das Haus „um 1600“.

Nachweise

  1. Slg. Rieckenberg, S. 953, ein Photo.
  2. Schütte, Hildesheimer Hausinschriften, S. 73f.
  3. Roemer-Museum, Inv. Nr.: H 1899 (Aquarell Beyer 1915, B teilweise).
  4. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 211.
  5. DBHi, HS 789, fol. 361v.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 572† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0057208.