Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 535(†) St. Andreas / Roemer-Museum 1600, 1602

Beschreibung

Epitaph des Henni Arneken und seiner Frau Adelheid Brandis. Holz. Von dem Epitaph sind das heute an der Südwand der Turmhalle von St. Andreas angebrachte Mittelbild erhalten und im Roemer-Museum1) das querrechteckige Bild mit Inschrift E. Die übrigen Teile wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Mithoff (ca. 1875) hat das Epitaph – zerlegt in einzelne Teile – im Arneken-Hospital aufgenommen.2) Dort wurde es in den Jahren 1896/97 restauriert und in die Andreaskirche zurückgebracht, wo es in der südlichen Chorkapelle aufgehängt wurde.3) Das Mittelbild mit der Auferstehung Christi war von einem Architekturrahmen in Form einer Ädikula umgeben. Auf dem Rahmen des Bildes eine sechzehnteilige Ahnenprobe. Hinter den Säulen des Architekturrahmens zwei Figuren, links Joseph von Arimathia und rechts Nikodemus mit den Beischriften A und B. Über dem Bild der Auferstehung Christi unterhalb des Giebelgesimses Inschrift C. Über der zentralen Ädikula eine weitere kleine Ädikula mit einer Darstellung Gottvaters, darüber Inschrift D. In der Bekrönung Caritas mit einem Kind. Unterhalb des Mittelbildes in einem querrechteckigen Bild vor einem Kircheninterieur links der Verstorbene mit der Beischrift E, rechts seine Ehefrau und zwei Töchter in Bethaltung. Im unteren Teil des Epitaphs eine Kartusche, in der in zwei Spalten die Inschriften F und G angebracht waren. Die Inschriften waren aufgemalt.

Inschriften A und B nach Kd. Hildesheim, Kirchen; C und D nach Abb. Kd. Hildesheim, Kirchen; F nach Mithoff; G nach StaHi, Bestand 300, Nr. 58.

Maße: Bu.: 0,4 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien (C–F),4) schrägliegende Kapitalis (G).5)

  1. A †

    Joseph von Arimathia ein Rat 1587a)

  2. B †

    NICODEMVS EIN OBERS DER PHARISÄER

  3. C †

    CHRISTVS IST MEIN LEBEN VND STERBEN IST MEIN GEWINN · PHIL ·6)

  4. D †

    GODT ALLEINE DIE EHRE

  5. E

    A(NN)O 1600, AETATIS 62

  6. F †

    MEMORIAE SACRVMb) / HENNINGO ARNICHIO · / VIRO INCOMPARABILI / REIPVBLICAE HVIVS CONSVLI / INGENIO SVPRA MVLTOS MACTO / IN CONSILIIS INEVNDIS PRVDENTIA / NEGOCIIS GERVNDIS SOLERTIA / EXPERIENTIA PEREGRINATIONIBVS / ACQVISITA PRAEDITO / BONO REIPVBLICAE NATO · / EIVSDEM DAMNO · CVM APVD SVPERIORES GRATIA / DOMI AVTORITATE FLORERET DENATO · / HVNC TVMVLVM ET TITVLVM / HEREDES MOESTISS(IMI) POSVERVNT / VIXIT AN(NOS) LXIII MENSES IXc) · DIES XX · / OBIIT AN(NO) C(HRISTI) M · DCII MEN(SIS) IVLII DIE X ·

  7. G †

    ANNO D(OMI)NI 1586 DEN 17 DECEMB(RIS) IST DIE ERBAR VND VIEL/TVGENSAME ADELHEIT JOSTEN BRANDES B H S Sd) EINIGES / KINDT DES ERBARN VND WEISEN HERN HENNI ARNEKEN / BVRGEMEISTERS EHLIG HAVSFRAW IN DEM HERN CHRISTO / SELIGH EINGESCHLAFFEN DER ALMECHTIGE GODT VERLAE / IR VND VNS ALLEN EINE FRÖLIGE AVFERSTEHVNG AMEN / ROM: XIIII CAP:e) / KEINER LEBT IHM SELBER VND KEINER STIRBT IHM SELBER / LEBEN WIR SO LEBEN WIR DEM HERRN STERBEN WIR / SO STERBEN WIR DEM HERRN DARVM WIR LEBEN / ODER STERBEN SO SIND WIR DES HERRN / DEN DAZV IST CHRISTVS AVCH GESTORBEN VND AVFF/ERSTANDEN VND WIDER LEBENDIG WORDEN DAS ER VBER TODTEN VND LEBENDIGE HERR SEY ROM: XIIII.7)

Übersetzung:

Im Jahr 1600 im Alter von 62 Jahren. (E)

Zum Andenken an Henni Arneken, den unvergleichlichen Mann, den Bürgermeister dieser Stadt, der weit mehr als andere mit Geist ausgestattet war, mit Klugheit begabt für die zu treffenden Entscheidungen, mit Geschick bei der Führung der Geschäfte und mit Erfahrung, die auf Reisen erworben wurde, der zum Wohl der Stadt geboren, zu ihrem Schaden, als er bei den Oberen in hoher Gunst, zu Hause in hohem Ansehen stand, gestorben ist, haben diese Grabstätte und die Inschrift die tiefbetrübten Erben gesetzt. Er lebte 63 Jahre, neun Monate und 20 Tage. Er starb im Jahr Christi 1602 am 10. Tag des Monats Juli. (F)

Wappen8)
Arneken*Brandis*
Hagen I*Varhirher14)
Beckmann I*)Blome*
Heise9)Trescho15)
?10)Winkelmann*
?11)?16)
?12)Wintheim*
?13)?17)

Kommentar

Henni Arneken wurde am 21. September 1538 in Hildesheim geboren.18) Im März 1570 kaufte er ein Haus am Hohen Weg 34 (Nr. 416), das später sein Schwiegersohn Dr. Sebastian Trescho bewohnte. Vermutlich im selben Jahr heiratete er Adelheid Brandis, die Tochter des Jost Brandis und der Anna Varhirher.19) Aus der Ehe gingen zwei Töchter, Adelheid und Anna, hervor. 1587 stiftete er das Arneken-Hospital in der Almsstraße (Nr. 477). Zu seinen Ämtern im Rat der Stadt vgl. Kommentar zu Nr. 508.

Das Epitaph ist wahrscheinlich im Jahr 1600 zu Lebzeiten des Henni Arneken (vgl. Inschrift E) entstanden. 1599 hatte Arneken vier Begräbnisstellen unter den zwayn langen Bencken mitten Jnn der Kirchen gekauft mit dem Recht, Bilder und Wappen aufzuhängen. Die Grabschrift des Henni Arneken haben – wie in Inschrift F ausgeführt – seine Erben auf dem Epitaph nachtragen lassen. Sebastian Trescho hat im Jahr 1612 die Grabstellen erneut gekauft.20)

Textkritischer Apparat

  1. Joseph ... 1587] IOSEPH [VON] ARIMAT: 1587 Mithoff.
  2. Die Zeilengrenzen sind in der Abbildung in Kd. Hildesheim, Kirchen erkennbar und werden daher hier wiedergegeben, die Abbildung erlaubt keine Überprüfung der Lesung.
  3. IX] IV Kd.
  4. B H S S] Eine Auflösung der Abkürzung kann nicht gegeben werden.
  5. Anstelle des folgenden Texts bei Mithoff etc.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: G 260.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 165. Das Epitaph wurde von der St. Andreas-Kirchen-Bau-Commission im Jahr 1825 dem Arneken-Hospital geschenkt.
  3. Hildesheim, Ev. Stadtkirchenarchiv, Bestand St. Andreas, Archivkarton 32, Nr. 606. Standort nach Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 165.
  4. Schriftarten nach Kd. Hildesheim, Kirchen, Tafel XXI. Die Inschriften A und B sind auf der Abbildung verdeckt.
  5. Schriftart nach StaHi, Bestand 300, Nr. 58, Blatt 29.
  6. Phl. 1,21.
  7. Rö. 14,7–9.
  8. Alle Wappenbeschreibungen nach Werner Konstantin von Arnswald: Das Grabdenkmal des Henning Arneken in der Andreaskirche zu Hildesheim. In: Familiengeschichtliche Blätter 15 (1917), Sp. 43–46.
  9. Wappen Heise (zwei gekreuzte gestümmelte Äste).
  10. Wappen ? (drei Äpfel 2:1). In der Nachzeichnung (StaHi, Bestand 300, Nr. 58, Blatt 29) eher: drei Hagebutten.
  11. Wappen ? (zwei Rosen, nebeneinander).
  12. Wappen ? (geteilt, oben zwei gebogene Bäume auf Hügeln, unten gebogener Baum). Beschreibung nach Arnswald (wie Anm. 8). In der Nachzeichnung (StaHi, Bestand 300, Nr. 58, Blatt 29) eher: oben zwei Zweige mit einem Blatt, unten zwei Pfähle.
  13. Wappen ? (Balken, belegt mit drei gespaltenen Lilien). Beschreibung nach von Arnswald (wie Anm. 8), Sp. 44f.
  14. Wappen Varhirher (Hausmarke H52).
  15. Wappen Trescho (drei Schuhe 2:1). Vgl. StaHi, Bestand 856, Nr. 50/268/9, Kasten 32. Von Arnswald (wie Anm. 8), Sp. 45 blasoniert: drei Füße. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 5, Abt. 4, S. 43, Tafel 50 Wappen Trescho: zwei Schuhe, übereinander.
  16. Wappen ? (Rose, in deren Blattumschlag ein Hase sitzt). In der Zeichnung StaHi, Bestand 300, Nr. 58, Blatt 29 nur Rose.
  17. Wappen ? (an einer Staude drei Äpfel). Zeichnung in StaHi, Bestand 300, Nr. 58, Blatt 29: drei gebogene Zweige, an deren Ende drei Eicheln.
  18. Daten nach von Arnswald (wie Anm. 8), S. 43. Die Angaben zum Geburtsjahr sind in der Forschungsliteratur nicht einheitlich. Arnecke (Aufzeichnungen, S. 170) geht von 1539 aus.
  19. Joachim Brandis’ Diarium, S. 115; Arnecke (Aufzeichnungen, S. 170) setzt die Hochzeit ins Jahr 1569.
  20. Hildesheim, Ev. Stadtkirchenarchiv, Bestand St. Andreas, Archivkarton 62, Nr. 306 Begräbnisstellen. Der erste Kauf dieser vier Grabstellen hat im Jahr 1579 stattgefunden. S. a. Härtel, St. Andreas, Kap. V 1.1.5 u. Anhang 3, Verzeichnis der Begräbnisstellen.

Nachweise

  1. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 165, Abb. Tafel XXI.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 165.
  3. StaHi, Bestand 300, Nr. 58, Blatt 29 (Zeichnung E–G).
  4. Werner Konstantin von Arnswald: Das Grabdenkmal des Henning Arneken in der Andreaskirche zu Hildesheim. In: Familiengeschichtliche Blätter 15 (1917), Sp. 43.
  5. Arnecke, Aufzeichnungen, Abb. vor S. 165 (E).
  6. Slg. Rieckenberg, S. 870f.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 535(†) (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0053505.