Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 529† Pfaffenstieg 5 (no. 1298) 1599, 1602

Beschreibung

Haus. Kurie Brabeck. Fachwerk. Im 19. Jahrhundert war nur noch der Erker vorhanden, der zunächst an einem zweistöckigen Holzhaus angebracht war und beim Bau des neuen Schulhauses (Pfaffenstieg 5) an dieses versetzt wurde.1) Die ursprüngliche Ansicht der Fassade überliefert wahrscheinlich eine Zeichnung Schaefers.2) Über dem großen Torbogen befand sich ein Sturz, auf dem heraldisch links ein Medaillon mit dem Wappen des Domkapitels angebracht war, daneben das Wappen Brabeck, rechts das Kniestück einer Bischofsgestalt, die wahrscheinlich den Dompatron Godehard darstellte, und das Wappen Westhoven. Die Wappen Brabeck und Westhoven waren mit den erhaben ausgeführten Beischriften A bezeichnet. Der Torsturz ist als Gipsabguß in zwei Teilen im Roemer-Museum erhalten. Die ebenfalls in einem Gipsabguß des Roemer-Museums überlieferte erhaben ausgeführte Inschrift B war in zwei Zeilen auf einem von Putten gehaltenen Schriftband über der seitlichen kleineren Tür angebracht. Die erhaben geschnitzten Inschriften C waren als Beischriften zu allegorischen Darstellungen von Tugenden auf den Brüstungstafeln des Erkers und des Haupthauses im ersten Obergeschoß angebracht. Die Tafel mit der Darstellung der Pax ist über das Andreas-Museum (AM 588) in das Roemer-Museum gelangt.3) Inschrift D auf dem Schwellbalken des Erkers. Inschrift E an einem schon früher abgerissenen Gebäudeteil im Hof. Von dem Haus stammt wahrscheinlich auch eine als Gipsabdruck im Roemer-Museum überlieferte Tafel mit den Wappen Brabeck und Westhoven sowie der Inschrift F.4)

Inschriften A, B und F nach Roemer-Museum, Gipsabguß; Inschrift C ergänzt nach DBHi, HS C 761; D nach Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten; E nach Buhlers.

Maße: Bu.: 4,5 cm (A, gemessen am Gipsabguß). H.: 50 cm; B.: 105 cm; Bu.: 4 cm (B, Text), 3,2 cm (B, Stellenangabe). H.: 53 cm; B.: 49,5 cm; Bu.: 4,5 cm (C, Tafel PAX).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien (A, F), humanistische Minuskel mit einem Fraktur-Versal (B, Text), Kapitalis und Minuskel (B, Stellenangabe), Kapitalis (C).

Christine Wulf [1/1]

  1. A †

    BRABECK WEST/HOVEN

  2. B †

    D(omi)n(v)s cvstodiat intro/itvm tvvm et exitvm tvvm PSALMo5)

  3. C (†)

    [CARITAS // IVSTITIA // FORTITVDO // FIDES // SPES //] PAXa)

  4. D †

    Anno D(omi)nj 1602

  5. E †

    [ - - - ] IN HONORE(M) · DEI · TER · OPT(IMI) · MAX(IMI) · ET · GLORIOS(AE) · VIRGINIS · MARI(AE) · [HOC OPUS EXb) FVNDAMENTIS EXTRUI CURAVIT]c)

  6. F †

    BRABECK WESTHOVEN / 1599

Übersetzung:

Der Herr bewahre deinen Eingang und deinen Ausgang. Psalm. (B)

Liebe. Gerechtigkeit. Stärke. Glaube. Hoffnung. Frieden. (C)

[...] zur Ehre des allergütigsten und allmächtigsten Gottes und der glorreichen Jungfrau Maria ließ [...] dieses Werk aus den Fundamenten errichten. (E)

Wappen:
Domkapitel6), Brabeck7), Westhoven*

Kommentar

Erbauer der Kurie war der Kanoniker Adrian von Brabeck, Sohn des Wolter von Brabeck und der Juliane von Westhoven,8) deren Wappen an seiner Kurie angebracht waren. Im Jahr 1604 baute er eine zweite Kurie auf dem benachbarten Grundstück Pfaffenstieg 7 (Nr. 571).

Textkritischer Apparat

  1. [CARITAS // IVSTITIA // FORTITVDO // FIDES // SPES //] PAX ] Reihenfolge in Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten: FIDES // SPES // JVSTITIA // FORTITVDO // PRVDENTIA // TEMPERA[NTIA. Der Beschreibung Buhlers’ zufolge begann die Inschrift mit dem Namen des Erbauers Adrian von Brabeck.
  2. EX] et Buhlers.
  3. Klammern so bei Buhlers.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 168 und Tafel 22, Abb. 129.
  2. Carl Schaefer: Die Holzarchitektur Deutschlands vom XIV. bis zum XVIII. Jahrhundert. Hannover 1981 (Nachdruck des Originalwerks von 1883–1888), Blatt Nr. 43.
  3. Inv. Nr.: H 4030.
  4. Der Gipsabguß konnte aus konservatorischen Gründen nicht gemessen werden.
  5. Ps. (G) 120,8.
  6. Wappen Domkapitel (Gottesmutter mit Kind im Strahlenkranz).
  7. Wappen Brabeck (drei Wolfsangeln 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 7, S. 43 u. Tafel 71; s. a. StaHi, Bestand 856, Nr. 50/268/5, Kasten 5.
  8. Näheres zur Biographie Adrian von Brabecks s. im Kommentar zu seiner Grabschrift (Nr. 630).

Nachweise

  1. Roemer-Museum, Gipsabguß, ohne Inventar-Nummer.
  2. DBHi, HS C 761, o. S.
  3. Buhlers, Hildesheimer Haussprüche, S. 442.
  4. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 168.
  5. Carl Schaefer: Die Holzarchitektur Deutschlands vom XIV. bis zum XVIII. Jahrhundert. Hannover 1981 (Nachdruck des Originalwerks von 1883–1888), Blatt Nr. 43.
  6. Slg. Rieckenberg, S. 925.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 529† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0052904.