Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 520† Dom 1598

Beschreibung

Wand im südlichen Kreuzarm über der Sakristeitür. Die Grabschrift des Nikolaus von Hoete (A) ist im Zusammenhang mit einem von ihm gestifteten Gemälde, auf dem die Erweckung des Lazarus dargestellt war, überliefert.1) Das Gemälde war außen durch die Umschrift B bezeichnet. Es ist nicht entscheidbar, ob die Inschriften auf dem Gemälde oder direkt auf der Wand angebracht waren.

Inschrift nach DBHi, HS C 31.

  1. A

    Anno 1598 augusti die 21a) obiit in arce Hünefeldtb) reverendus ac nobilis vir Dominus Nicolaus ab Höete hujus ecclesiae subdiaconus canonicus ad sanctum Andream Decanus Archidiaconus in Barum in ecclesia cathedrali Osanburgi2) sepultus Cujus anima requiescat in pace

  2. B

    Lazarus et Christi lacrymis et voce resurgit Christum hominem lacrymae vox probat esse Deum

Übersetzung:

Im Jahr 1598 am 21. Tag des August starb in der Burg Hünefeldt der hochwürdige und edle Mann Herr Nikolaus von Hoete, Subdiakon und Kanoniker dieser Kirche, Dechant an St. Andreas, Archidiakon in Barum. Er wurde in der Domkirche in Osnabrück begraben. Seine Seele ruhe in Frieden. (A)

Lazarus steht [von den Toten] auf durch die Tränen und die Stimme Christi. Die Tränen zeigen, daß Christus Mensch ist, die Stimme beweist, daß er Gott ist. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Kommentar

Nikolaus von Hoete hat sich im Jahr 1558 an der Universität Köln immatrikuliert.3) Er ist seit 1566 mehrfach als Domherr bezeugt, meistens allerdings im Zusammenhang von gegen ihn erhobenen Klagen des Rats wegen groben Unfugs in der Stadt und Gewalttätigkeiten gegen Bürger.4) Sein Name war auch an der im Jahr 1589 erbauten Kurie Großer Domhof 27/28 (vgl. Nr. 487) angebracht.

Der Inschrift B liegt die exegetische Tradition zugrunde, daß die Tränen als Zeichen menschlicher Trauer Christi Menschennatur dokumentieren und andererseits das Wunder der Erweckung des Lazarus mit dem Ruf „Komm heraus“ seine göttliche Macht unter Beweis stellt.5)

Textkritischer Apparat

  1. Anno ... 21] A. D. 1598 21 Aug.: Oeynhausen.
  2. in ... Hünefeldt] Fehlt Oeynhausen.

Anmerkungen

  1. DBHi, HS C 31, S. 154. – Zu der Reihe von Gemäldestiftungen gehören auch Nr. 495, 510, 516, 527, 589, 618.
  2. Im Diarium des Joachim Brandis heißt es (S. 437), daß Nikolaus von Hoethe in Paderborn gestorben und auch dort begraben sei.
  3. Matrikel Köln, Bd. 2, S. 1123, Nr. 175. Er wird bei der Immatrikulation bereits als Hildesheimer Kanoniker genannt.
  4. Vgl. Joachim Brandis’ Diarium, S. 108; s. a. Bertram, Bistum 2, S. 250 mit Anm. 8.
  5. Vgl. Leo magnus, Tractatus septem et nonaginta, Z. 58ff. (CCSL 138A): Nostra tibi innotescat affectio, cum mortuo amico fletus inpenditur, divina potentia sentiatur, cum idem post quatriduanam iam foetidus sepulturam, solo vocis imperio vivificatus erigitur. ‚Unsere Liebe soll dir kund werden, wenn für den verstorbenen Freund Tränen vergossen werden, die Macht Gottes soll erkannt werden, wenn er vier Tage nach seinem Begräbnis und schon den Geruch der Verwesung verbreitend, allein durch den Befehl seiner (= Gottes) Stimme ins Leben zurückgerufen sich wieder aufrichtet.‘ Für den Nachweis dieser Stelle danke ich Herrn Professor Dr. Ekkehard Mühlenberg, Patristische Kommission der Akademie der Wissenschaften, Göttingen.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 31, S. 154.
  2. DBHi, HS 114b, fol. 61v.
  3. DBHi, HS 116, S. 131.
  4. DBHi, HS 271, fol. 13r.
  5. Oeynhausen, S. 324, Nr. 65.
  6. Bertram, Bischöfe, S. 157 (nach DBHi, HS 271).
  7. Slg. Rieckenberg, S. 916.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 520† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0052004.