Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 516† Dom 1597

Beschreibung

Wand rechts neben dem Eingang zum Neuen Paradies.1) Die Inschriften A und B gehörten zu zwei Tafelbildern, von denen das obere die Geburt, das untere die Taufe Christi zeigte. In der Umgebung der beiden Gemälde war die Stifterinschrift C angebracht. Oeynhausen überliefert eine sechzehnteilige,2) Kratz eine unvollständige Ahnenprobe,3) die wahrscheinlich ebenfalls in der Nähe der Bilder angebracht war.

Inschriften nach DBHi, HS 271.

  1. A

    Editus in lucem non vulnere Saucior uno In Cruce Sed moriens non nisi vulnus ero

  2. B

    Flumine Jordanis Christus dum mergitur undam Consecrat hinc nostrum diluit illa scelus

  3. C

    Anno 1597 die 6 Maij obijt R(everen)dus ac Nobilis D(omi)nus Johannes a Monchusen hujus Ecclesiae Senior ac Diaconus Canon(icus) Canonicatus Sui Anno 62 aetat(is) vero 75 fere completo cujus anima requiescat in pace

Übersetzung:

Ans Licht gebracht [d. h. nach meiner Geburt], bin ich von keiner einzigen Wunde verletzt, aber sterbend am Kreuz werde ich nichts als Wunde sein. (A)

Indem Christus in den Jordanfluß getaucht wird, heiligt er das Wasser, und deshalb wäscht dieses Wasser unsere Sünde ab. (B)

Im Jahr 1597 am 6. Tag des Mai starb der hochwürdige und edle Herr Johannes von Münchhausen, Senior dieser Kirche, Diakon [und] Kanoniker im 62. Jahr seines Kanonikats, kurz vor Vollendung seines 75. Lebensjahrs. Seine Seele ruhe in Frieden. (C)

Versmaß: Elegische Distichen (A, B).

Wappen4)
MünchhausenRottorf
Stedern5)Freitag I
Wide6)Spiegel*
Tossem7)Gröpelingen
TribbeMöllenbeck*
JeinsenKlenke
Hilmeringhausen8)Wede9)
AldenKorlehake10)

Kommentar

Inschrift C unterscheidet sich lediglich durch die dort fehlende Angabe der Kanonikatsjahre von der Grabschrift des Johannes von Münchhausen (Nr. 515).

Die in sämtlichen Überlieferungen übereinstimmend angegebenene Dauer seines Kanonikats – 62 Jahre – würde bedeuten, daß er bereits mit dreizehn Jahren Kanoniker geworden ist.11)

Anmerkungen

  1. Nach DBHi, HS C 31, S. 156 befanden sich die Tafelbilder und die Inschriften auf dem neuen paradiese, der St. Godehard-Kapelle.
  2. Oeynhausen, S. 324, Nr. 109. Von den sechzehn Wappen beschreibt er sechs, ein weiteres gibt er in einer Zeichnung wieder.
  3. Kratz in DBHi, HS 269, S. 227. Kratz hat in der Handschrift die Ahnenprobe unter der Überschrift Insignia d. a. Monchhausen neben der von Zeppenfeldt aufgezeichneten Grabschrift (vgl. Nr. 515) nachgetragen, während Oeynhausen (S. 324, Nr. 109) sie im Zusammenhang mit der Stifterinschrift zu den beiden von Johann von Münchhausen testamentarisch verfügten Gemälden überliefert. Da auch die übrigen Gemäldestiftungen in diesem Teil des Doms mit Ahnenproben versehen waren, ist der von Oeynhausen genannte Anbringungsort der wahrscheinlichere. Die Ahnenprobe bestand nach Kratz aus folgenden Wappen auf der Vaterseite: Stederen, Monchhusen, Wide, Tossen, Tribbe und auf der Mutterseite: Jeinsen, Hilmerichshausen, Alden, Corlake.
  4. Anordnung der Wappen und Beschreibungen nach Oeynhausen.
  5. Wappen Stedern (Balken). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 121 u. Bd. 2, Tafel 305.
  6. Wappen Wide (gezackte Raute).
  7. Wappen Tossem (zwei Balken). Vgl. StaHi, Bestand 856, Nr. 50/268/5, Kasten 5.
  8. Wappen Hilmeringhausen (Name so von Oeynhausen überliefert), der Wappeninhalt verweist auf die Familie Hilbertinghausen (Seeblatt, rot in weiß). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 70 u. Bd. 2, Tafel 169.
  9. Wappen Wede (drei Gabeln an Stielen), Beschreibung wahrscheinlich unzutreffend. Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 128 u. Bd. 2, Tafel 327: gespalten, als Helmzier sechs Köcher mit Federbüschen.
  10. Wappen Korlehake (Flug?).
  11. Vgl. dazu Bertram, Bistum 2, S. 366: „die erste Kollation eines Kanonikats erforderte ein Alter von mindestens 14 Jahren“. Belegt ist diese Vorschrift allerdings erst in einem Domkapitelsprotokoll vom 4. April 1597.

Nachweise

  1. DBHi, HS 271, fol. 15r.
  2. DBHi, HS 269, S. 227.
  3. DBHi, HS 114b, fol. 62v.
  4. DBHi, HS 116, S. 134.
  5. Oeynhausen, S. 324, Nr. 109 (C).
  6. Slg. Rieckenberg, S. 914.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 516† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0051600.