Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 58: Stadt Hildesheim (2003)
Nr. 507 Rathaus 1595
Beschreibung
Grabplatte für Dorothea von Rheden. Sandstein. Die hochrechteckige Platte gehörte früher zu den Beständen des Andreas-Museums,1) heute ist sie in der Rathaushalle rechts vom Eingang zum Standesamt über einer Wendeltreppe angebracht. Auf der äußeren Begrenzung der Grabplatte verlief wahrscheinlich an vier Seiten die erhaben vor vertieftem Hintergrund ausgeführte Umschrift A. Der äußere Teil der Umschrift ist zerstört, die linke untere Ecke des Steins fehlt. In einer mit Renaissanceornamenten verzierten Nische ist die Verstorbene dargestellt, die Hände zum Gebet gefaltet. Die Darstellung wird an drei Seiten von einer sechzehnteiligen Ahnenprobe gerahmt, oben vier Wappen, rechts und links jeweils sechs. Die Vollwappen stehen in rechteckigen Feldern, ihre Beischriften B sind jeweils auf den oberen Rahmen der Felder erhaben ausgeführt. Die Beischriften zu den beiden unteren Wappen auf der heraldisch rechten Seite waren nicht ausgeführt.
Maße: H.: 190 cm; B.: 105 cm; Bu.: 5,3 cm (A), 2,6 cm (B).
Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis.
- A
[ - - - / - - - ]AGEN[ - - - ]SE GEBA[..]E [......]DAGIN · [ - - - / - - - / - - - DER SELEN]a) GODT GENDICb) VNT BARMHERZIG SEI AM[EN]
- B
B[...] FRIDAG D(E) V(ON) REDEN [V]AM · HVS D [ - - - ] V(ON) · GROPELIN V [ - - - ] V(ON) · SERSEN [ - - - ]EIM DE KLENKEN [...]TE · D(E) · V(ON) · RVDENBAGE D(E) · V(ON) SCHV[L]ENB(VRG) BVSCHEN D(E) · V(ON) · RVTENBERG
Freitag I* | Rheden I* |
Haus2) | Schwichelt* |
Gröpelingen3) | Barner7) |
Zersen* | Veltheim8) |
Klencke* | ?9) |
Rautenberg4) | Schulenburg*) |
?5) | Busche II10) |
?6) | Rautenberg4) |
Textkritischer Apparat
- [DER SELEN]] Erkennbar sind nur noch die unteren Enden der Buchstaben.
- GENDIC] Statt GNEDIC.
Anmerkungen
- Vgl. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 175.
- Wappen Haus (schräggelegter gebogener gestümmelter Ast). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66 u. Bd. 2, Tafel 160.
- Wappen Gröpelingen (Grapen mit Henkel). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 61 u. Bd. 2, Tafel 147.
- Wappen Rautenberg (zehn anstoßende Rauten 7:3). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 102 u. Bd. 2, Tafel 253: acht anstoßende Rauten 5:3.
- Wappen ? (gespalten, rechts zwei Pfähle).
- Wappeninhalt nicht mehr erkennbar.
- Wappen Barner. Das Bild zeigt das Wappen der Familie von Hake(n) (zwei senkrecht gestellte abgewendete Haken). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 63 u. Bd. 2, Tafel 149. Die Beischrift läßt eher die Lesung BARNER vermuten. Das Wappen Barner zeigt zwei gekreuzte Feuerhaken.
- Wappen Veltheim (zwei Zwillingsbalken).
- Wappen ? (Flug?).
- Wappen Busche II (Lilie). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58.
- Vgl. Hans Mahrenholtz: Richtigstellung zu zwei von Freitag’schen Epitaphien in der St. Ansgariikirche in Bremen. In: Der Herold, 22. Jg., Bd. 9 (1979), S. 119–142, hier S. 135; Joachim Brandis’ Diarium, S. 37. – Eine Glas-Wappenscheibe unbekannter Provenienz mit dem Wappen der Dorothea von Rheden befindet sich im Kestner-Museum, Hannover, Inv. Nr.: P. M. 2253.
Nachweise
- Kd. Hildesheim Kirchen, S. 175.
Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 507 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0050701.
Kommentar
Anhand der Ahnenprobe läßt sich die Grabplatte der Dorothea von Rheden zuweisen, die seit etwa 1556 in zweiter Ehe mit dem ehemaligen Domherrn Nikolaus (Claus) von Freitag d. J. verheiratet war. Sie war die Tochter der Eheleute Hans von Rheden und Mette von Schwichelt und heiratete 1537 Ludolf von Münchhausen. Dorothea von Rheden lebte noch 1592 in Hildesheim als Witwe, sie starb 1595 und wurde in der Stiftskirche in Wunstorf begraben.11)