Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 487† Domhof 27/28 (no. 1215/1215A) 1589, 1591

Beschreibung

Haus.1) Domdechanei. Das Haus an der Südseite des Großen Domhofs wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Massives Untergeschoß, darüber ein 20 Gefache breites Fachwerkgeschoß. Rechts von der Toreinfahrt schloß sich an das Hauptgebäude ein in der Straßenfront mit einem Knick versehener, im Untergeschoß ebenfalls massiver zweiter Gebäudeteil an, dessen leicht vorkragendes Fachwerkobergeschoß 16 Gefache breit war. Vor dem Knick war im Obergeschoß ein zwei Gefache breiter Erker angebracht, in dessen Brüstungstafeln je zwei Wappen mit den Beischriften A, über den Wappen das Datum B. Die Jahreszahl C auf einem Wappenstein unter einem Wappen am Hauptgebäude. Inschrift D auf einem Schwellbalken des Hinterhauses, E über einer Bodenluke.

Inschriften A und B nach Photo Roemer-Museum, C und D nach Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten; E nach Mithoff.

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), gotische Minuskel mit Versalien2) (D).

  1. A

    HOLTEa) // ASKEBARC // HASE(N)KAMP // PIPE(N)BROCK

  2. B

    AN(NO) DOMINI 1591

  3. C

    1591

  4. D

    G. S. A.b) Anno d(omi)ni 1589c) Nicolaus de Hoeted) canonic(us) Hildesemens(is) · et · Eccles(iae) · S(ancti) Andreae Decanus me fieri fecit

  5. E

    C. V. H.e)

Übersetzung:

G. S. A. Im Jahr des Herrn 1589 ließ mich Nikolaus von Hoete, Hildesheimer Kanoniker und Dechant der Kirche St. Andreas, erbauen. (D)

Wappen:
Hoete3), Ascheberg*, Brüggeney gen. Hasenkamp4), Piepenbrock5), ?6)

Kommentar

Die Wappenbeischriften A lassen sich den Domkanonikern Nikolaus von Hoete (vgl. Nr. 520), Dietrich von Ascheberg (vgl. Nr. 526f.) und Wessel von Brüggeney gen. Hasenkamp (vgl. Nr. 627) zuordnen.7) Der Name Piepenbrock ist im Verzeichnis der Mitglieder des Domkapitels nicht nachzuweisen.8) Ob Nikolaus von Hoete tatsächlich der Bauherr der Kurie war9) oder nur die Kapelle bzw. ein Hinterhaus erbaut hat, läßt sich aufgrund der nicht eindeutig aufzulösenden Abkürzung G. S. A. (vgl. Anm. b) nicht sicher entscheiden.

Textkritischer Apparat

  1. HOLTE] Die Lesung des L ist unsicher, richtig ist HOETE.
  2. G. S. A.] Abkürzung nicht sicher aufzulösen. Brandis (DBHi, HS 789, fol. 416v) korrigiert die seiner Überlieferung zunächst zugrundeliegende Lesung Mithoffs G S A in C S A und löst C(apella) S(ancti) A(ndreae) auf. Die Kapelle der Domdechanei stand unter dem Patrozinium des heiligen Andreas, vgl. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 157. Sofern Brandis’ Auflösung zutrifft, ist zu überlegen, ob die Inschrift ursprünglich an der Kapelle der Domdechanei angebracht war und erst später an das Hinterhaus versetzt wurde.
  3. 1589] 1549 Mithoff.
  4. Hoete] Holte Mithoff.
  5. C . V . H .] C(laus) v(on) H(oete) HS 789.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 156–159 und Photo Roemer-Museum H 4512/63.
  2. Schriftart nach Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 159.
  3. Wappen Hoete (Maueranker).
  4. Wappen Brüggeney gen. Hasenkamp (drei Balken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 160 u. Tafel 208.
  5. Wappenschild leer.
  6. Wappen ? (Lilie).
  7. Zu den Biographien der Domherren vgl. die Kommentare zu den genannten Grabschriften.
  8. Vgl. Bertram, Bistum 2, S. 217–231.
  9. So in Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 159.

Nachweise

  1. Photo Roemer-Museum H 4512/63 (A, B).
  2. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 156 (A–C), S. 159 (D).
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 124 (D, E).
  4. DBHi, HS 789, fol. 416v (D, E korrigiert nach Mithoff).
  5. Slg. Rieckenberg, S. 891.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 487† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0048704.