Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 442 Godehardsplatz 8 1578

Beschreibung

Querrechteckige Steintafel von der 1932 abgebrochenen Godehardimühle.1) Rechts neben der Inschrift ist das neue Wappen der Stadt Hildesheim angebracht. Die Inschrift ist erhaben vor vertieftem, heute dunkelbraun gefaßtem Hintergrund ausgeführt. Sie ist versweise abgesetzt, die Pentameter sind durch Einzug gekennzeichnet. Die Inschrift weist einzelne Kommata auf.

Maße: H.: 61 cm; B.: 200 cm; Bu.: 5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien am Versanfang.

Christine Wulf [1/1]

  1. POST DECADES SEPTEM, NEC NON BIS QVATTVOR ANNOS ET TER QVINGENTOS, AVXILIANTE DEO FVNDAMENTA MOLAE NOVA CONDIDIT ISTA SENATVS QVAE TVTORE DEO STENT, MANEANTQVE DIV HAS PATRVM PATRIAE PATRIAS AGNOSCERE CVRAS LEGITIMEQVE FRVI POSTERITATIS ERIT

Übersetzung:

Nach sieben Dekaden und zweimal vier und dreimal fünfhundert Jahren [1578] legte der Rat mit Gottes Hilfe diese neuen Fundamente der Mühle. Mögen sie unter dem Schutz Gottes stehen und lange erhalten bleiben. Diese väterlichen Sorgen der Väter für die Vaterstadt anzuerkennen und den rechten Nutzen daraus zu genießen, wird Aufgabe der Nachwelt sein.

Versmaß: Drei elegische Distichen.

Wappen:
Altstadt Hildesheim, neu*

Kommentar

Die Inschrift gehört zu einer kleinen Gruppe qualitätvoller Kapitalisinschriften aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts. Sie ist charakterisiert durch S mit größerem oberen und kleinerem unteren Bogen, Q mit nach unten gestreckter Cauda, konisches M mit kurzem Mittelteil, E mit kurzem mittleren Querbalken, ausgeprägte Sporen besonders an den oberen Bogenenden von S, C und G und überhöhten Anfangsbuchstaben. In diesen Merkmalen entsprechen die Buchstaben den der Bildhauerwerkstatt Wolf zugewiesenen Inschriften auf den Grabdenkmälern des Burchard von Landesberg (Nr. 480) und Caspar von Dechau (Nr. 484).

Der Rat der Altstadt Hildesheim war seit 1424 Besitzer der Godehardimühle. 1578 wurde der schadhaft gewordene Grundbaum neu verlegt und die Mühle dadurch wieder auf ein festes Fundament gestellt.2)

Anmerkungen

  1. Zur Geschichte der Godehardimühle ausführlich Flöckher, Mühlen, S. 28–33.
  2. Ebd., S. 30.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 761, o. S.
  2. StaHi, Bestand 346, Nr. 28, fol. 1r, Nr. III.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 180.
  4. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 348.
  5. Slg. Rieckenberg, S. 848.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 442 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0044205.