Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 353 Dom, Dom-Museum 1546, 1561–1810

Beschreibung

Lettner,1) ursprünglich zwischen den beiden westlichen Vierungspfeilern der Domkirche, seit 1960 in der Antoniuskirche. Baumberger Sandstein.2) Der Lettner wurde während des Zweiten Weltkriegs teilweise abgebrochen und ausgelagert. Beim Wiederaufbau in der Antoniuskirche wurden einzelne beschädigte Reliefs von der Vorder- an die Rückseite versetzt.3) Der folgenden Beschreibung liegt – soweit nicht anders vermerkt – die Ansicht aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zugrunde, die Aufnahme der Inschriften erfolgte im Jahr 2000. Seit 1561 sind am Lettner Graffiti angebracht worden, sie werden im zweiten Teil des Artikels ediert (G1–G48), während der erste Teil die Edition der Inschriften (I1–I19) bietet.

Die Inschriften am Lettner

Die zum Kirchenschiff hin gelegene Vorderseite des fünfachsigen, zweigeschossigen Lettners war im unteren Geschoß in den Achsen 2 und 4 durch zwei zum Chor hinaufführende Pforten durchbrochen. Vor der zwischen den Pforten gelegenen mittleren Achse der in seiner Grundfläche querrechteckige mit einem vorspringenden dreiseitigen Erker ausgeführte Ambo. In dessen sieben Seitenflächen sind heute jeweils unter einer Bogenarchitektur im Halbrelief vorn Christus mit der Weltkugel und dem Kreuzstab sowie mit der Beischrift I1, vorn links neben Christus die Madonna auf der Mondsichel mit der Beischrift I2, rechts Bischof Bernward mit der Beischrift I3, hinten links die Evangelisten Johannes und Matthäus mit den Beischriften I4, hinten rechts die Evangelisten Markus und Lukas (I5). Die Inschriften I1–5 sind jeweils erhaben ausgeführt in querrechteckigen Schriftfeldern unterhalb der Figuren angebracht. An den beiden äußeren Wandflächen der Vorderseite des Lettners (Achsen I und V) in rechteckig gerahmten Feldern jeweils zwei Darstellungen aus dem Alten und dem Neuen Testament, die typologisch zueinander in Beziehung stehen. Links unten: Melchisedech teilt an Abraham Brot und Wein aus mit der Beischrift I6, darüber: Einsetzung des Abendmahls (I7); rechts unten: Davids Sieg über Goliath (I8), darüber: Christi Sieg in der Vorhölle (I9). Die erhaben ausgeführten Inschriften I6–I9 sind auf leicht zurückgesetzten Sockeln der vollplastisch dargestellten Szenen angebracht. Das aus fünf zur Mitte hin ansteigenden Bogenfeldern gebildete obere Geschoß zeigt folgende Szenen (ohne Beischriften): in der Mitte typologisch bezogen auf die darüber befindliche Kreuzigungsgruppe die Aufrichtung der ehernen Schlange flankiert von Kreuztragung und Grablegung Christi, außen die passenden alttestamentlichen Szenen: Opferung Isaaks und Jona wird ins Meer geworfen. Unterhalb der ehernen Schlange ist das Stifterwappen angebracht, flankiert von der erhaben ausgeführten Inschrift I10. Oberhalb der ehernen Schlange in einem von fünf Säulen getragenen Gebälk umgeben von Rankenornament die Jahreszahl I11. Das fünfbogige Obergeschoß wird bekrönt von einer Kreuzigungsgruppe, über dem mittleren höchsten Bogenfeld mit der Darstellung der ehernen Schlange Christus am Kreuz, über den links und rechts danebenliegenden Bogenfeldern Maria und Johannes, an den Seiten der äußeren Bogenfelder – heute nicht mehr aufgestellt – die Figuren von Petrus und Paulus.

Die dem Chor zugewandte Rückseite zeigt in den Wandflächen des Untergeschosses ebenfalls typologisch aufeinander bezogene Darstellungen aus dem Alten und dem Neuen Testament: rechts die Krönung der Esther durch Ahasver (I12), darüber die Marienkrönung (I13); links: die Königin von Saba vor Salomo (I14), darüber die Anbetung der Heiligen Drei Könige (I15). Die ebenfalls erhaben ausgeführten Inschriften I12–I15 sind einzeilig auf leicht zurückgesetzten Sockeln unterhalb der Darstellungen angebracht. In der Szene der Krönung der Esther auf dem Hut des Ahasver (Assuerus) die eingehauenen Initialen (I16). Im fünfbogigen Obergeschoß dieselben biblischen Szenen wie auf der Vorderseite. Im mittleren Bogenfeld des Obergeschosses noch einmal die Jahreszahl I17.

An den früher den Lettner begrenzenden nördlichen und südlichen Vierungspfeilern waren jeweils eine Bild- und eine Inschrifttafel angebracht, die im Dom-Museum aufbewahrt werden, zum Zeitpunkt der Bearbeitung aber nicht zugänglich waren.4) Am nördlichen Vierungspfeiler vor einer Bogenarchitektur im Relief Adam und Eva vor dem Baum der Erkenntnis, darunter die in der linken oberen Ecke beschädigte Tafel mit der eingehauenen Inschrift I18. Am südlichen Vierungspfeiler das Widmungsbild, das motivisch dem Bildteil des für Arnold Freitag gesetzten Epitaphs (vgl. Nr. 354) entspricht. Es zeigt in vollplastischer Darstellung die Gottesmutter mit dem Kind. Neben Maria links Paulus mit Schwert, rechts Petrus mit Schlüssel. Rechts unten zu Füßen der Gottesmutter kniet betend der Stifter, links vor ihm sein Wappen. Unter dem Widmungsbild auf einer Tafel die versweise abgesetzte Stifterinschrift I19. Bei den Inschriften I18 und I19 sind jeweils die Versanfänge durch einen Versal hervorgehoben, die Pentameter sind eingerückt. Diese Inschriften weisen Kommata als Interpunktionszeichen auf.

Inschriften I18 und I19 nach Kat. Ego sum, Abbildung, I18 ergänzt nach Kratz.

Maße: H.: 760–780 cm; B.: 760 cm;5) Bu.: 2,3–2,8 cm (I1–5), 2,4 cm (I6), 3 cm (I7), 2,1–3 cm (I8, I9, I12–I15), 3 cm (I10), 1,5 cm (I16).

Schriftart(en): Kapitalis (I1–I5, I16), Kapitalis mit Versalien am Vers- oder Textanfang (I8–I10, I12–I15, I18), gotische Minuskel mit Kapitalis-Versalien (I6, I7, I19).

Christine Wulf [1/6]

  1. I1

    SALVA NOS IESV SALVATOR

  2. I2

    AVE MARIA GRATIA PLENA6) ·

  3. I3

    SANCTVS BARWARDVS EP(ISCOPV)S

  4. I4

    SANCTVS IOHANNES // SANCTVS MATHEVS

  5. I5

    SANCTVS MARCVS // SANCTVS LVCAS

  6. I6

    Melchisedech pane(m) vinu(m)q(ue) hic fert Abrahamo

  7. I7

    Discipulis caenaa) Christo celebrante paraturb)

  8. I8

    HIC GOLIATH FV(N)DA IACET ICTVS IPSE DAVIDIS ·

  9. I9

    DESCE(N)DE(N)S CHRISTVS VICTOR CONFREGIT AVERNV(M)

  10. I10

    SOLI DEO // GLORIA

  11. I11

    1546

  12. I12

    HESTER AD ASSVERI THALAMV(M) REGI(N)A LEVATVR

  13. I13

    VIRGO MARIA POLI CO(N)CE(N)DITc) REGNA TRIV(M)PHO

  14. I14

    DONA SABA SALOMO(N) REGINAEd) PLVRI(M)A SVMPSIT

  15. I15

    DONA MAGI CHRISTOe) MIRRHA(M) AVRV(M) THVSQ(VE) TVLERV(N)T

  16. I16

    I R

  17. I17

    1546

  18. I18

    [PRIMVS H]OMO VIVE(N)S ANIMA EST SINE LABE CREATVS, [ET SI]MILIS VITA, IVSTICIAQ(VE) DEO, CALLIDVS HOC SERPENS POSTQVA(M) PERSPEXERAT HAEVA(M) INFICIT IMMEMORE(M), IVSSA VERENDA SEQVI. HAEC SVBITO SOCIVM. PERVERSI DAEMONIS ASTV DECIPIT, INTEGRITAS QVO PRIOR ILLA PERIT SED DEVS I(M)MENSA BONITATE MISERTVS ADAMI, NATVM COELESTI, MISIT AB ARCE SVVM QVI GENVS HVMANV(M), MISERA(N)DA MORTE REDEMIT, ET DEDIT EXCELSI, TEMPLA SVBIRE POLI,

  19. I19

    Arnoldus veteri Freidagus stemmate natus, Sumptibus hoc proprijs nobile struxit opus, Ante necem, intactaea) colui quo uirginis aedema), Haeca), ait, affectus sint monumenta mei, Diuitias reliquas dat paupertatis7) ad usus, Vt flectant iram Christe benigne tuam, Mille uoluptates alij sectentur, opesq(ue) Ad poenam uertant impia turba suam · Hic coeleste opibus numenb) placauit, egenis In coelo precium, qui benefecit, habet ·

Übersetzung:

Rette uns, Jesus, Erlöser. (I1)

Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade. (I2)

Der heilige Bischof Bernward. (I3)

Hier bringt Melchisedech Abraham Brot und Wein. (I6)

Den Jüngern wird von Christus feierlich das Mahl bereitet. (I7)

Hier liegt Goliath am Boden, von Davids Schleudergeschoß getroffen. (I8)

Christus stieg hinab und sprengte als Sieger die Unterwelt. (I9)

Allein Gott die Ehre. (I10)

Esther wird als Königin zu Ahasvers Brautgemach erhoben. (I12)

Die Jungfrau Maria steigt im Triumph zum Reich des Himmels empor. (I13)

Salomo hat viele Geschenke der Königin von Saba entgegengenommen. (I14)

Die Weisen haben Christus Myrrhe, Gold und Weihrauch als Geschenke gebracht. (I15)

Der erste Mensch ist als lebende Seele ohne Schuld erschaffen worden und Gott gleich in Lebenswandel und Rechtschaffenheit. Nachdem die schlaue Schlange dieses durchschaut hatte, vergiftete sie Eva, die vergaß, die zu fürchtenden Gebote zu befolgen. Sofort täuschte diese den Gefährten durch die List des schlimmen Teufels. Dadurch ging die frühere Unschuld verloren, aber Gott, der sich in seiner unendlichen Güte Adams erbarmte, schickte aus der Burg des Himmels seinen Sohn, der das Menschengeschlecht durch seinen bitteren Tod erlöste und uns die Gnade schenkte, in die Tempel des hohen Himmels einzutreten. (I18)

Arnold Freitag, aus altem Geschlecht geboren, hat dieses glanzvolle Werk auf eigene Kosten errichtet. Dies, sprach er, sei das Denkmal meiner Zuneigung, mit der ich vor meinem Tod die Kirche der unbefleckten Jungfrau verehrt habe. Seine übrigen Reichtümer stiftete er für die Armenpflege, damit sie deinen Zorn, gnädiger Christus, abwenden. Mögen andere auch nach tausend Vergnügungen streben und als gottloser Haufen ihren Besitz zur eigenen Strafe verwenden: Dieser hat mit seinem Reichtum Gott versöhnt. Wer den Armen Gutes getan hat, erhält im Himmel seinen Lohn. (I19)

Versmaß: Hexameter (I6–I9, I12–I15), elegische Distichen (I18, I19).

Wappen:
Freitag I*

Kommentar

Der Lettner wird in der kunsthistorischen Forschung einer Gruppe von Arbeiten zugerechnet, die auf die Münsteraner Werkstatt der Brüder Johann und Franz Brabender zurückgehen.8) Auch die Ausführung der Inschriften läßt sich eng an Vergleichsstücke aus Münster anschließen. Die Interpunktionszeichen und vor allem die in der Renaissancekapitalis eher ungewöhnliche Verwendung der E-caudata in der Inschrift I14 haben neben den im Kommentar zum Epitaph für Arnold Freitag (Nr. 354) genannten Buchstabencharakteristika klare Parallelen in der Inschrift des 1543 entstandenen Epitaphs für Johannes Bischopinck im Dom zu Münster.9) In Hildesheim lassen sich hingegen keine vergleichbaren Buchstabenformen nachweisen. Die an verdeckter Stelle im Esther-Relief angebrachten Initialen I R können angesichts dieser Meisterzuschreibung des Lettners wohl nur auf einen Werkstattmitarbeiter verweisen.10)

Der in den Inschriften I11 und I17 überlieferten Jahreszahl zufolge ist der Lettner im Jahr 1546 fertiggestellt worden. Im selben Jahr starb Arnold Freitag am 1. September.11) Zu diesem Zeitpunkt war die Auseinandersetzung des Domstifts mit dem lutherisch gesinnten Rat auf ihrem Höhepunkt. Seit dem Ende des Jahres 1542 war im Gefolge der in diesem Jahr in der Stadt eingeführten Reformation der Dom für den öffentlichen Gottesdienst geschlossen. Ende Juli 1546 verbot der Rat auch noch das Läuten der Glocken und den Chordienst.12) Vor diesem Hintergrund ist die Stiftung des Lettners für den Dom, in die Arnold Freitag insgesamt 2000 Goldgulden13) aus seinem Privatvermögen investiert hatte, als Demonstration für den Glauben an das Fortbestehen des katholischen Ritus zu verstehen. Auch die Stifterinschrift I19, die ganz im Sinne des altgläubigen Vertrauens auf die Werkgerechtigkeit formuliert ist, richtet sich entschieden gegen die in der Confessio Augustana als lutherische Lehrmeinung festgehaltene Rechtfertigung allein aus Gnade um Christi willen.

Textkritischer Apparat

  1. ae als e-caudata.
  2. Über u ein runder Bogen.
  3. CO(N)CE(N)DIT] Statt CO(N)SCE(N)DIT.
  4. REGINAE] N und E-caudata in Ligatur.
  5. CHRISTO] O verkleinert über die Haste des T gelegt.

Anmerkungen

  1. 1.Ausführliche Beschreibung und kunsthistorische Untersuchung des Lettners s. Heise, Lettner, Teil 1, passim.
  2. 2.Materialangabe nach Elisabeth Scholz: Die gegenreformatorische Ausstattung des Hildesheimer Doms: Lettner, Hochaltar und Wrisberg-Epitaph. In: Kat. Ego sum, S. 197–212, hier S. 198.
  3. 3.Vgl. Heise, Lettner, Teil 1, S. 14.
  4. 4.Inv. Nr. D 1978-43 a-d. Zu den Pfeilerreliefs vgl. Heise, Lettner, Teil 1, S. 18.
  5. 5.Maße nach Heise, Lettner, Teil 1, S. 124.
  6. 6.Liturgischer Text nach Lc. 1,28.
  7. 7.Zur Armenfürsorge Freitags vgl. Kommentar zu Nr. 354.
  8. 8.Vgl. Heise, Lettner, Teil 1, S. 10 u. S. 67.
  9. 9.Ebd., S. 73, Abb. 79.
  10. 10.Vgl. ebd., S. 105.
  11. 11.Biographisches s. im Kommentar zu seinem Epitaph Nr. 354.
  12. 12.Vgl. Heise, Lettner, Teil 1, S. 20; Bertram, Bistum 2, S. 150–157.
  13. 13.Vgl. Bertram, Bistum 2, S. 176.

Nachweise

  1. Kat. Ego sum, S. 451–453 (I18, I19) mit Abb.
  2. Kratz, Dom 2, S. 225–235.
  3. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 2, S. 40–42.
  4. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 78f.
  5. Josef Nowak: Der Lettner des Hildesheimer Domes. In: Diözese 48 (1980), S. 25 (I10, I11), S. 26 (I19), Abb. S. 33–48.
  6. Heise, Lettner, Teil 1, S. 41–43, S. 125, Teil 2 Abb. sämtlicher Inschriften.
  7. Slg. Rieckenberg, S. 776–781, drei Photos.

 

Die Graffiti am Lettner

Maße: Bu.: 0,3–3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis und Minuskeln.

Graffiti am Ambo:

G1 an der Innenseite des Ambo auf der Rückseite des Marienreliefs oben unter dem Rand der Brüstung; G2 auf der Innenkante der Ambobrüstung über dem Marienrelief; G3 auf dem Rand der Brüstung über dem Marienrelief; G4–G8 über dem Christusrelief auf dem Rand der Brüstung, bei G8 Leserichtung um 90° gedreht. In der Umgebung von G7 und G8 weitere Einzelritzungen. G9 über dem Bernward-Relief in der Kehle der Brüstung, weitere Ritzspuren in der Umgebung. An der Außenseite des Ambo G10 in der unteren Kehle des Sockelfeldes unterhalb der Reliefs des Johannes und des Matthäus, am rechten äußeren Rahmen weitere geritzte Einzelbuchstaben. G11 an der vom Lettner aus gesehen rechten Wange des Ambo.

  1. G1

    MICHA / M

  2. G2

    C A I P WR C 1561

  3. G3

    Hinrich / Haste. I M C A

  4. G4

    S DENEKEN CECINIT ALLELVIA

  5. G5

    HINRIC RAPP / M R K

  6. G6

    HerMAnn(us) Zeu

  7. G7

    IOAN // [.]orcheri(us)

  8. G8

    AS // ER // LTf)

  9. G9

    T[.]OMAS KO

  10. G10

    CHRISTIAN MEIER ANNO 1 · 6 · 1 · 9g) · CASPER WIEN / ANNO · 1 · 6 · 1 · 9 · / [ - - - ] DEIN[..]EN ANNO · 1 · 6 · 1 · 9g)

  11. G11

    HN/ S / TE

Graffiti auf der Vorderseite des Lettners:

G12 am linken Pfeiler des linken Durchgangs an der rechten Seite des vorderen Relieffeldes, darunter eine Hausmarke (H6), darunter G13. G14 auf der linken Rahmenleiste des rechten Relieffeldes. Auf dem Sockel G15, rechts daneben geritzte Einzelbuchstaben. Auf der Kehle darüber G16; im Innenfeld des Reliefs G17.

G18 am linken Pfeiler des mittleren Durchgangs an der linken Seite im unteren Relief, in der Kehle G19, rechts daneben Einzelritzungen; G20 auf dem Sockel des unteren hochrechteckigen Reliefs daneben einzelne nicht sinnvoll lesbare Ritzungen; G21 links daneben in drei Zeilen, nicht mit der gleichen Ritztiefe ausgeführt wie G20; G22 in der Kehle oberhalb von G20; G23 innerhalb des hochrechteckigen Relieffeldes und eine Hausmarke (H7); G24 auf der linken Rahmenleiste des Reliefs, auf der rechten Rahmenleiste unzusammenhängende, nur teilweise lesbare Einzelbuchstaben; G25 auf der abgetreppten Pfeilerbasis.

G26 an der Basis der das Tabernakel tragenden Säule im mittleren Durchgang; G27 am Schaft dieser Säule; G28 auf dem die Säule umgebenden Blattrelief; G29 auf dem Sockel der Säule. G30 im mehrfach profilierten rechten Rahmen der Darstellung von Davids Sieg über Goliath.

  1. G12

    IACOB(US) / Reier/MAN 95

  2. G13

    [....]Roter/MUND / FRANS HANS TS / AN

  3. G14

    H/AN/S // IR /IOH/N/C/CP

  4. G15

    FRAN/CISCVS / [..]AN[.] // CP // HANS

  5. G16

    HANS Gerken

  6. G17

    F. Schreiens / 1810 // MW / Klottg) / 1599 // CP

  7. G18

    HINRIC

  8. G19

    FRANCISCVS MA

  9. G20

    HINRICVS HOFMAN / ANNOh) · 1635

  10. G21

    CASPAR / WIHEN / ANO 16

  11. G22

    CHRISTIANi) · MEIER

  12. G23

    I W / CM

  13. G24

    CKa / SIO

  14. G25

    HINI // HAN // ANNO

  15. G26

    CHRISTIAN ·

  16. G27

    CHRISTN // FRAN/CNHS / HANES / A(NNO) 1636

  17. G28

    CHMj)

  18. G29

    HINRICH

  19. G30

    HB // IA94

Graffiti an der Rückseite des Lettners:

G31 am Gesims über dem Salomo-Relief, links neben der Inschrift einzelne nicht mehr lesbare Buchstaben; G32 auf dem Thronsockel Salomos; G33 an der Basis des Salomo-Reliefs; G34 am horizontalen Profil unterhalb des Salomo-Reliefs; G35 am Profil darunter; G36 in der Kehle unterhalb des zum Salomo-Relief gehörenden Sockels; G37 am Profil darunter, rechts daneben auf dem Sockelvorsprung Einzelritzungen.

G38 befindet sich am unteren hochrechteckigen Ornament-Relief links neben dem linken Durchgang auf der linken Rahmenleiste; im unteren Relieffeld links vom linken Durchgang G39 und verschiedene Einzelritzungen; auf dem Sockel G40, in der Umgebung weitere Einzelritzungen; auf dem unteren Profil der Basis G41.

Auf dem Pfeiler zwischen dem linken und dem mittleren Durchgang auf dem linken Rahmen des unteren hochrechteckigen Ornament-Reliefs die Graffiti G42; G43 auf dem Sockel, rechts oberhalb der Inschrift der Beginn einer Jahreszahl; innerhalb des Relieffeldes G44, die zwei letzten Ziffern oberhalb der Jahreszahl; über einem Armierungsring G45. Innerhalb dieses oberflächlich beschädigten unteren hochrechteckigen Reliefs weitere, nicht mehr lesbare Einzelbuchstaben; in der Kehle der profilierten Basis dieses Pfeilers G46.

G47 befindet sich im mittleren Durchgang links auf einem Vorsprung in der Sockelzone; rechts darunter G48; in einem zum Durchgang zeigenden Feld G49; im nächsten Feld G50.

Am Pfeiler rechts neben dem mittleren Durchgang in der Sockelzone G51, in weiteren Feldern in der Sockelzone G52, G53 und G54. In der Sockelzone des unteren hochrechteckigen Relieffeldes G55 und weitere, kaum noch erkennbare Ritzungen.

Rechts neben dem rechten Durchgang im unteren hochrechteckigen Relieffeld G56 und G57. Diese Inschriften sind zum Teil sorgfältiger ausgeführt als die übrigen Graffiti. In der unteren Kehle dieses Relieffeldes G58 und weitere weitgehend überputzte und nicht mehr lesbare Graffiti. Im linken Rahmen des Esther/Ahasver-Reliefs in der inneren Kehle die Initialen G59; innerhalb des Reliefs G60 auf dem Thronsockel des Ahasver; im Inschriftenfeld unterhalb des Reliefs G61. Auf dem unteren Sockelteil des Bildfelds G62; auf dem rechten Rahmen in der Sockelzone G63; G64 auf dem äußersten rechten Profil des Rahmens.

  1. G31

    [ - - - ] ANNO DOMINI A S L · P A D

  2. G32

    H W

  3. G33

    S F S Sk)

  4. G34

    EGO PAVLVS Hardesiv[.] CeciNil) AllelvIA ANNO dOMINI 1562 Berneholzm) Joachim Benecken w De[ - - - ]

  5. G35

    PAVlVS Hardesivs Anno1562

  6. G36

    IOHANNES / I · 1564n)

  7. G37

    C · T |o) I · Ip) · 1564 J · T

  8. G38

    MS / W // W / MI // SK / F P / [.] C

  9. G39

    MH / 83602 // MS // K // N

  10. G40

    · I · T · 1 · 5 · 6[.] / H · K · R · C V e ·

  11. G41

    Johann[..] [..]64 · // 1564 · [..] IAR

  12. G42

    Andre/AS/[.M]/ 157[.] // [A] // [.]0 / 16 11 / ANO[.] 16 01/ 1574

  13. G43

    HINRICVS DRVN[.]// 15[..]

  14. G44

    IVP 1588 // 80

  15. G45

    AHI

  16. G46

    CONRADVS KOCK

  17. G47

    Michael / Smeker

  18. G48

    HANS

  19. G49

    IOH

  20. G50

    HIN[..] // [ - - - ]181

  21. G51

    HINRICK / ReNeMAN / ANDR/EAS

  22. G52

    IOANNES / ME[.]BO / MW

  23. G53

    A S 1560 · S / W // Henerusq) / Abbetmeier /cecinit Alleluia [155]1

  24. G54

    CO

  25. G55

    H R / R

  26. G56

    CG // I // MH /93 // 1582 / P NAR CK // CK // IV // MW / Klo // M // ARIMO

  27. G57

    MH / VM // BK

  28. G58

    H Krevet

  29. G59

    A. P.r)

  30. G60

    HA

  31. G61

    HeNNI A61M // HANMA [..]5555

  32. G62

    M[ - - - ] M [....]A 1581

  33. G63

    ARNOLDVS / MOLITOR / ANNO DOMINI / 158[.]

  34. G64

    MSFS / 1567 / ASFS / 1567

Übersetzung:

S. Deneken hat Halleluja gesungen. (G4) Ich, Paul Hardesius, habe im Jahr des Herrn 1562 Halleluja gesungen [...]. (G34) Hener Abbetmeier hat Halleluja gesungen [...]. (G53)

Die Graffiti der Form N. N. cecinit alleluia belegen ihre Urheber als „Allelujanten“ d. h. als Chorsänger.14) Die sorgfältige Ausführung einzelner Graffiti, insbesondere in den Initialenreihen G56 und G57, läßt vermuten, daß sich darunter auch Initialen der ausführenden Steinmetzen befinden.

Textkritischer Apparat

  1. L unter den Balken des T gestellt.
  2. Lesung fraglich.
  3. ANNO] Davor AN gestrichen.
  4. CHRISTIAN] Danach ein ovales Zeichen.
  5. CHM] Wahrscheinlich CH(RISTIAN) M(EIER).
  6. Die S sind möglicherweise auch als5 zu lesen.
  7. N retrograd.
  8. Davor Ma(us) oder Mag gestrichen.
  9. 15 teilweise in Konturschrift geritzt.
  10. Strich so im Original.
  11. Hinter den beiden I jeweils kreisförmige Worttrenner.
  12. r ist in Form eines v ausgeführt.
  13. A. P.] I. P. Heise

Anmerkungen

  1. Vgl. Alexander Dylong: Das Hildesheimer Domkapitel im 18. Jahrhundert. Hannover 1997 (Quellen und Studien zur Geschichte des Bistums Hildesheim 4), S. 90. Der für das 18. Jahrhundert belegte Begriff „Allelujanten“ dürfte auch im 16. Jahrhundert bereits üblich gewesen sein.

Nachweise

  1. Heise, Lettner, Teil 1, S. 129 (G1, G2), S. 125 (G20, G34–G37, G59).

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 353 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0035303.