Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 316 St. Godehard 4. V. 15. Jh.–1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Wandmalerei. Auf den Putz gemalte Signaturbuchstaben an der Wand in der heute als Schatzkammer genutzten ehemaligen Klosterbibliothek.1) In mit Rankenwerk verzierten Bogenfeldern sind beginnend auf dem westlichen Bogenfeld der Nordwand mit Ausnahme der im Osten gelegenen Fensterwand an drei Wandseiten jeweils in Wappenschilden die Buchstaben der Inschrift eingetragen. Der Schild, in dem sich das G befindet, ist nach Art des Wappens für das Kloster St. Godehard gestaltet.

Maße: Bu.: 17–27 cm.

Schriftart(en): Versalien der gotischen Majuskel.

Christine Wulf [1/2]

  1. A // B // C // D // E // F // Ga)

Wappen:
Kloster St. Godehard*

Kommentar

Vor den Bogenfeldern befanden sich wahrscheinlich die Bücherpulte, auf denen die Handschriften und Drucke der Bibliothek von St. Godehard auslagen. Die Buchstaben an den Wänden entsprechen den in roter Farbe auf die Einbände der spätmittelalterlichen Bibliothek von St. Godehard eingetragenen Buchstaben. Die heute vielfach noch sichtbaren kompletten Signaturen bestanden aus diesen Buchstaben und einer in schwarz eingetragenen arabischen Ziffer, z. B. G 82 ‚Predigtsammlung des Franziskaners Berthold von Regensburg‘,2) so daß sich einzelne Handschriften mit Hilfe der Buchstaben in den Bogenfeldern wieder ihrem ursprünglichen Platz in der Bibliothek zuweisen lassen.

Die Datierung der Inschriften orientiert sich an den Daten der Klostergeschichte. Im Jahr 1466 wurde in St. Godehard die Bursfelder Reform eingeführt. Damit ging ein Aufschwung und eine Neuordnung der Bibliothek einher. Unter den Äbten Bertram Bredenbeck (1474–1493) und Henning Kalberg (1493–1535) wurden die Bestände der Klosterbibliothek erheblich erweitert.3) Es ist daher wahrscheinlich, daß in dieser Zeit auch die Ausmalung mit den Signaturbuchstaben angebracht worden ist.

Textkritischer Apparat

  1. Zur Gestaltung der Majuskel G vgl. Schriftbeschreibung im Kommentar zu Nr. 182.

Anmerkungen

  1. Zur Bibliothek von St. Godehard vgl. Helmar Härtel: Die Bibliothek des Godehardiklosters in Hildesheim. In: Kat. Schatz von St. Godehard, S. 28–31; Eva Schlotheuber u. Wolfgang Beckermann: Die Bibliothek des Godehardiklosters in Hildesheim. In: Wandmalerei in Niedersachsen, Bremen und im Groningerland, hg. von Rolf Jürgen Grote u. Kees van der Ploeg. Hannover 2001, S. 108–116.
  2. Vgl. Schlotheuber/Beckermann (wie Anm. 1), S. 110. Die moderne Signatur lautet: DBHi, St. God. 42.
  3. Vgl. Härtel (wie Anm. 1), S. 30.

Nachweise

  1. Kat. Schatz von St. Godehard, S. 29 (Zeichnung), Abb. S. 31.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 316 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0031600.