Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 311 Roemer-Museum; Hannover, Landesgalerie 1520–1525

Beschreibung

Drei Tafeln eines Altarretabels. Im Roemer-Museum befindet sich die Außenseite des rechten Flügels, im Landesmuseum Hannover werden die zwei Innenseiten der Flügel aufbewahrt.1) Malerei auf Lindenholz.2) Gmelin vermutet, daß die Außenseite und die beiden in halber Dicke gespaltenen Innenseiten im Landesmuseum ursprünglich Teile desselben Altars gewesen sind und daß das Retabel in die Spitalkapelle St. Nikolai des Benediktinerklosters St. Godehard gehörte.3) Die Innenflügel kamen 1874 möglicherweise aus der Sammlung des Hildesheimer Bischofs Wedekin in das Provinzialständische Museum zu Hannover.4)

Auf dem linken Innenflügel sind die Heiligen Cosmas und Damian dargestellt und durch die in den vergoldeten Nimben angebrachten Inschriften A bezeichnet. Der rechte Innenflügel zeigt die Heiligen Quirinus von Tegernsee und Adrianus mit den ebenfalls in den Nimben angebrachten Inschriften B. Auf dem Außenflügel kniet ein betender Stifter in Ordenstracht vor den Heiligen Benedikt und Franziskus. Von der Hand des Stifters geht ein mehrfach gewundenes Spruchband mit Inschrift C aus. Die Inschriften A und B sind in Konturschrift glatt vor punziertem Hintergrund angebracht, Inschrift C ist schwarz auf weißem Grund zwischen Linien aufgemalt.

Maße: H.: 109 cm; B.: 65,5 cm (mit Rahmen); Bu.: 1,5–2 cm (A, B), 1,5 cm (C).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A, B), gotische Minuskel mit Versal (C).

Christine Wulf [1/2]

  1. A

    · SANTVSa) · COSMAS · // · S(ANCTVS) · DOMIANVb)

  2. B

    · S(ANCTVS) · QVIRINVS · MARTIRISc) // · S(ANCTVS) · ADRIANVS · MARTIPId)

  3. C

    · Ora · · pro · me · · sanctissime · pat(er) · sa(n)cte · benedicte)

Übersetzung:

Der heilige Cosmas, der heilige Damianus. (A)

Der heilige Märtyrer Quirinus, der heilige Märtyrer Adrianus. (B)

Bete für mich, heiligster Vater, heiliger Benedikt. (C)

Kommentar

Die frühhumanistische Kapitalis der Inschriften A und B ist gekennzeichnet durch retrogrades S am Anfang von SANTVS. Die Haste des I, die Diagonalhasten des N und in einem Fall der mittlere Teil des S mit Ausbuchtung. Der Bogen des D setzt deutlich oberhalb des unteren und unterhalb des oberen Hastenendes an. In DOMIANV ist die Haste des D nach rechts durchgebogen.

Gmelin hat die Tafeln mit den Inschriften A und B dem Meister des Hildesheimer Sippenaltars aus dem Arnekenstift (Nr. 313, heute St. Timotheus) zugeschrieben, den stilistisch deutlich davon zu unterscheidenden Außenflügel mit Inschrift C dem Meister des Altars in Eime. Er datiert die Malerei auf die Zeit zwischen 1520 und 1525.5)

Textkritischer Apparat

  1. SANTVS] Statt SANCTVS; das erste S retrograd.
  2. DOMIANV] Statt DAMIANVS.
  3. MARTIRIS] Statt MARTYR.
  4. MARTIPI] Vom zweiten I ist nur die obere Hälfte der Haste ausgeführt; statt MARTYR.
  5. benedict] Zu ergänzen zu benedicte.

Anmerkungen

  1. Roemer-Museum, Inv. Nr.: G 62; Hannover, Landesmuseum, Inv. Nr.: PAM 708/709.
  2. Angaben nach Wolfson, Deutsche und niederländische Gemälde, S. 134.
  3. Gmelin in Kat. Stadt im Wandel 1, Nr. 568, S. 655.
  4. Wolfson, Deutsche und niederländische Gemälde, S. 134.
  5. Gmelin, Spätgotische Tafelmalerei, S. 322f. u. S. 338.

Nachweise

  1. Gmelin, Spätgotische Tafelmalerei, S. 322 (A, B), S. 338 (C).
  2. Kat. Stadt im Wandel 1, Nr. 568, S. 655 (Abb.).
  3. Wolfson, Deutsche und niederländische Gemälde, S. 134 (A, B), Abb. S. 135.
  4. Kat. Schatzkammer auf Zeit, Abb. S. 203 (A, B).
  5. Slg. Rieckenberg, S. 680 (C).

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 311 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0031105.