Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 300 Dom 1521

Beschreibung

Epitaph für Hans Barner. Die hochrechteckige Sandsteintafel ist an der Südwand des Doms auf dem ehemaligen Ritterfriedhof angebracht. Im vertieften Bildteil oben vor einer Stadtansicht im Flachrelief die Kreuzigung mit Maria und Johannes. Von der Kreuzigungsszene durch einen gebogenen Sims getrennt im unteren Bereich des Bildteils die Familie des Verstorbenen in Bethaltung, links der Vater mit zwei Söhnen, rechts die Mutter mit drei Töchtern. Links neben der Figur des Hans Barner stehend der Apostel Andreas mit Andreaskreuz. Rechts neben der Ehefrau des Verstorbenen Johannes, in der Linken einen Kelch haltend, die Rechte weist auf Christus. Unterhalb des Bildteils ist die Inschrift in drei Zeilen erhaben ausgeführt. Als Worttrenner stehen verschieden gestaltete Quadrangeln. Den unteren Abschluß des Epitaphs bildet ein Wappenfries. Die Wappenschilde auf der heraldisch rechten Seite sind links-, die auf der heraldisch linken Seite rechtsgelehnt. In der Mitte wird die Wappenreihe durch die Vera icon unterbrochen, an der beide Wappenreihen beginnen.

Maße: H.: ca. 240 cm; B.: 124 cm; Bu.: 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien in gotischer Majuskel.

Christine Wulf [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · xvc · xxi · Jaer · des · Ma(n)dages · na · Mavricivs1) · / sche(n) · ope(n) · baer · de · storm · vor · der · stenbrvgge(n) · vas · groeta) / dar · vas · hans · berner · · Jn · Marie(n) · denste · bleve(n) · xxxvii · dotb)2)

Wappen:
Barner*Bothmer*
Holte*Bock von Wülfingen*
Bock von Northolz*Eicke3)
Möllenbeck* Oberg*

Kommentar

Hans Barner war seit 1520 Burghauptmann der zwischen Hildesheim und Braunschweig gelegenen Stiftsfeste Steinbrück. Im Jahr zuvor hatte er die Stadt Uslar niedergebrannt und dadurch den besonderen Zorn der Herzöge von Braunschweig auf sich gezogen. 1521 belagerten Herzog Erich I. und Herzog Heinrich der Jüngere zu Braunschweig-Lüneburg im Rahmen der Hildesheimer Stiftsfehde die Burg Steinbrück, bei deren Verteidigung Barner und zwei seiner Söhne fielen.4)

Der Bruder des Hans Barner, Tile, wurde im Jahr 1516 in St. Michaelis bestattet (vgl. Nr. 285).

Textkritischer Apparat

  1. groet] t außerhalb des Schriftbands hochgestellt.
  2. dot] Für die beiden letzten Buchstaben ist die Zeile in den Außenrahmen hinein verlängert worden.

Anmerkungen

  1. 23. September.
  2. ‚Im Jahr des Herrn 1521 am Montag nach Mauricius wurde offenbar: der Kampf um Steinbrück war heftig. Dadurch wurde Hans Barner im Dienst der [Dompatronin] Maria [getötet und] 37 [weitere] waren tot.‘ Die Zahl von 37 Toten überliefert auch Asche von Heimburg in seiner von Lüntzel (wie Anm. 4) abgedruckten Schilderung der Hildesheimer Stiftsfehde.
  3. Wappen Eicke? (Ochsenkopf). Zuordnung des Wappens nach Bertram, Bischöfe, S. 117.
  4. Vgl. Wilhelm Roßmann und Richard Doebner: Die Hildesheimer Stiftsfehde. Hildesheim 1908, S. 1250; s. a. Hermann Adolf Lüntzel: Die Stiftsfehde, Erzählungen und Lieder. Hildesheim 1846, S. 36 u. S. 76f.; Helmut Rose: Zur Stiftsfehde im Amt Steinbrück 1519–1523. In: Hildesheimer Heimatkalender 2001, S. 57–60.

Nachweise

  1. DBHi, HS 269, fol. 150 (Aufzeichnung Kratz).
  2. Hermann Adolf Lüntzel: Die Stiftsfehde, Erzählungen und Lieder. Hildesheim 1846, S. 77.
  3. Bertram, Bischöfe, S. 117.
  4. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 114.
  5. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 72.
  6. O. Dröge: Des mandages na Mauricius. In: Hildesheimer Heimatkalender 1963, S. 86.
  7. Kat. Ego sum, S. 259 mit Abb.
  8. Slg. Rieckenberg, S. 730, drei Photos.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 300 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0030002.