Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 293 Dom-Museum 1519

Beschreibung

Grabplatte für den Domvikar Hermann Berkenfeld. Messing.1) Die kleine, hochrechteckige Platte war ursprünglich im östlichen Kreuzgangflügel angebracht.2) Im Innenfeld ist der Verstorbene im Flachrelief in einer kreuzgratgewölbten Nische in der Kleidung eines Geistlichen dargestellt. Vor der Brust hält er mit beiden Händen ein Buch, zu seinen Füßen ein Wappen. Die erhaben ausgeführte, vierseitig umlaufende Inschrift ist an den vier Ecken unterbrochen durch Medaillons mit den Evangelistensymbolen, die leere Schriftbänder halten.

Maße: H.: 121,5 cm; B.: 56,5 cm; Bu.: 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien der frühhumanistischen Kapitalis.

Lutz Engelhardt [1/1]

  1. A(n)no · d(omi)ni · M° · / D · xix° · xxix° · mensis · dese(m)brisa) · obijt · honorabilis · virb) · d(omi)n(v)sc) · / herma(n)n(vs) · ber/ke(n)velt · vicarivs · hvi(vs) · eccl(es)ie · cvi(vs) · a(n)i(m)a · reqviescat · i(n) · pace · ame(n) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1519 am 29. des Monats Dezember starb der ehrenwerte Mann Herr Hermann Berkenfeld, Vikar dieser Kirche. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Berkenfeld3)

Kommentar

Die Grabplatte entspricht in ihrer Gestaltung der für Dietrich von Alten (Nr. 262) gestifteten Platte, als dessen Testamentsvollstrecker Berkenfeld eingesetzt war.4) Die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Grabplatten beschränken sich allerdings auf die Gestaltung des Bildfeldes, die Inschriften sind in Formular und Ausführung verschieden. Nach Stuttmann/von der Osten gehen beide Platten auf Entwürfe des Meisters des Benediktaltars in St. Godehard (vgl. Nr. 289) zurück.5)

Im Sommersemester 1467 hat sich Hermann Berkenfeld an der Universität Leipzig immatrikuliert,6) im Jahr 1490 ist er zum ersten Mal als Domvikar genannt.7) Das Nekrologium von St. Godehard verzeichnet eine Stiftung Berkenfelds, zu der u. a. eine Livius-Ausgabe gehörte.8)

Textkritischer Apparat

  1. dese(m)bris] Schaft-s anstelle von c.
  2. vir] r klein und hochgestellt.
  3. d(omi)n(v)s] s klein und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Materialangabe nach Kat. Kirchenkunst des Mittelalters, S. 226.
  2. Vgl. Bertram, Bischöfe, S. 118; ebd., Grundriß, Nr. 114.
  3. Wappen Berkenfeld (schräglinks gelegte Birke). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 5, Abt. 11, S. 44 u. Tafel 58.
  4. UB Stadt 8, Nr. 539 (1515).
  5. Kat. Kirchenkunst des Mittelalters, S. 227f.; Stuttmann/von der Osten, Niedersächsische Bildschnitzerei, S. 41; s. a. Habicht, Mittelalterliche Plastik, S. 214.
  6. Matrikel Leipzig, Bd. 1, S. 263.
  7. UB Stadt 8, Nr. 210.
  8. Kat. Schatz von St. Godehard, S. 174, Eintrag 4. Februar.

Nachweise

  1. DBHi, HS 271, fol. 6r.
  2. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 142.
  3. Bertram, Bischöfe, S. 118.
  4. Kat. Kirchenkunst des Mittelalters, S. 226, Abb. S. 227.
  5. Kat. Ego sum, S. 258 mit Abb.
  6. Slg. Rieckenberg, S. 721, ein Photo.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 293 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0029308.