Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 286† Hagentor 1517, 1598

Beschreibung

Stadttor. Zur Zeit Zeppenfeldts war die Jahreszahl A an der dem Hagentorzwinger gegenüberliegenden Mauer am Wall zu sehen.1) Inschrift B an nicht näher bezeichnetem Ort am Tor, C stand neben dem erneuerten Stadtwappen. Eine Zeichnung bei Gebauer läßt erkennen, daß das Wappen des Bistums, das alte Wappen der Stadt und eine Figur des heiligen Georg mit dem Drachen am Tor angebracht waren.2) Vor den Wehren der Zugbrücke am Hagentor „waren zwei geharnischte Krieger aufgestellt mit der Devise“ D.3) Das Hagentor wurde 1819 abgebrochen.4)

Inschriften A und D nach DBHi, HS C 861; B und C nach Buhlers.

  1. A

    1517

  2. B

    Libertas Pietas Jus Pax Opulentiaa) Christe Praesidio haec decorentb) moenia tutac) suod)

  3. C

    ANNO MDXCVIIIe) Gott mit uns5)

  4. D

    Pro aris et focis6)

Übersetzung:

Freiheit, Frömmigkeit, Recht, Friede, Wohlstand sollen, o Christus, mit ihrem Schutz diese sicheren Mauern zieren. (B)

Für Altäre und Herde. (D)

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Wappen:
Altstadt Hildesheim, neu*
Bistum Hildesheim*; Altstadt Hildesheim, alt*

Kommentar

Inschrift D umschreibt mit pro aris et focis die schützenswerten Bereiche des Gemeinwesens.

Textkritischer Apparat

  1. Opulentia] apulentia HS C 864.
  2. decorent] decorant HS 269, Kd.; decoreat HS C 864.
  3. tuta] nostra Buhlers.
  4. suo] Zu erwägen wäre ein Ersatz des überlieferten suo durch das sinnvollere tuo ‚... sollen diese Mauern zieren, die unter deinem Schutz, Christus, sicher sind.’
  5. ANNO MDXCVIII] 1548 HS 269.

Anmerkungen

  1. Zeppenfeldt in DBHi, HS 269, 4. Heft, o. S.
  2. Gebauer, Geschichte 1, S. 198 (Zeichnung).
  3. Vgl. DBHi, HS C 861, 4. Heft, o. S.
  4. Gebauer, Geschichte 2, S. 410. Zur Geschichte des Hagentors s. ebd., Register, S. 523.
  5. Der Spruch ist auch im Jahr 1634 in Kleinaspach an einem Fachwerkpfosten nachzuweisen, vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis), Nr. 295. Der für das Hildesheimer Hagentor aus dem Jahr 1598 überlieferte Text scheint in normalisierter Fassung wiedergegeben zu sein oder aus jüngerer Zeit zu stammen.
  6. Walther, Proverbia 9, Nr. 39733, Quelle: Cicero, De natura deorum 3, 94.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 861, 4. Heft, o. S.
  2. DBHi, HS C 864, o. S.
  3. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 306.
  4. Buhlers, Zerstörte Hildesheimer Hausinschriften, S. 211 (B, C).
  5. Slg. Rieckenberg, S. 918.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 286† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0028607.