Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 266 St. Lamberti 1504, 1582 o. früher

Beschreibung

Taufbecken mit einem später angefertigten Deckel. Messing (?). Der runde, von drei Löwen getragene Fuß geht über in einen Schaft mit flachem Nodus. Das obere Ende des Schafts ist schalenförmig erweitert und setzt sich in der konischen Beckenwandung fort. Auf der Beckenwandung sind sechs Einzelfiguren aufgenietet: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes sowie drei Bischöfe: der Kirchenpatron Lambertus mit einem Paar Stiefel, Bernward mit Kreuz und Godehard mit Kirchenmodell. Inschrift A ist umlaufend in drei Feldern auf dem Sockel des Fußes angebracht, zwischen den Feldern dreimal die Meistermarke (M3). Die Buchstaben heben sich glatt vor schraffiertem Hintergrund ab.

Der aus jüngerer Zeit stammende gewölbte Deckel ist im Unterschied zum Taufbecken reich mit Renaissanceornamentik und figürlichem Schmuck verziert. Am unteren Rand die eingravierte Inschrift B mit großen rautenförmigen Worttrennern. Darüber ein Band mit geflügelten Engelköpfen, ein weiteres mit Kreisen und senkrechten Stäben und ein drittes mit einem Engelreigen. Darüber umlaufend und jeweils durch Säulen getrennt die folgenden Darstellungen: Paulus mit Schwert; Markus, zu seinen Füßen der Löwe; Johannes der Täufer; Lukas, im Hintergrund eine Staffelei, zu seinen Füßen der Stier; Andreas mit dem Andreaskreuz; Johannes der Evangelist, zu seinen Füßen der Adler, im Hintergrund die Vision der Gottesmutter auf der Mondsichel (Off. 12); Petrus mit Schlüssel; Matthäus mit dem Engel. Über den Darstellungen verläuft ein Schriftband mit den teilweise in Konturschrift gravierten Namen der darunter dargestellten Figuren (C). Die Deckelwölbung geht in einen mehrfach eingeschnürten, von einem Doppeladler bekrönten Aufbau über, an dessen unterem Knauf ein Blattfries und ein Fries mit geflügelten Engelköpfen angebracht sind.

Maße: H.: 221 cm; Dm.: 80,5 cm (Fuß), 102 cm (Becken), 106,5 cm (Deckel); Bu.: 3,1 cm (A), 1,6 cm (B, C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B, C).

Christine Wulf [1/2]

  1. A

    na cristi ghebort m ccccc iiii iar // is dusse doepe in de ere // goddes vn(de) su(n)te la(m)berti ghegoeten1)

  2. B

    · HANS · MEISNER · GOT · MICH · THO · BRVNSCHWIK

  3. C

    S(ANCTVS) · PAV·LVS · S(ANCTVS) · MAR·CVS · IOHANNES · B(APTISTA) · LVCAS · S(ANCTVS) · ANDREAS · · S(ANCTVS) IO·HANES · S(ANCTVS) · PE·TRVS · MATTHEVS ·

Kommentar

Das Taufbecken wurde als Ausstattungsstück für die 1488 geweihte und 1505 endgültig fertiggestellte Kirche durch Spenden aller Bürger der Neustadt finanziert.2) Nach Schlotter stammt das Taufbecken aus der Menteschen Gießerei in Braunschweig.3) Der Gießer des später angefertigten Deckels, Hans Meisner, wurde 1550 als Zeug- und Schützenmeister der Stadt Braunschweig berufen. Er starb 1582. Der Deckel ist also spätestens 1582 wahrscheinlich in Braunschweig gegossen worden.4)

Anmerkungen

  1. ‚Nach Christi Geburt im Jahr 1504 ist diese Taufe zur Ehre Gottes und des heiligen Lambertus gegossen worden.‘
  2. UB Stadt 8, S. 402.
  3. Hans Schlotter: Der Meister der bronzenen Taufe von 1504 in St. Lamberti zu Hildesheim. In: Jahrbuch 63 (1992), S. 51–58.
  4. Vgl. Thieme/Becker 24, S. 346. Die Angabe, Hans Meisner stamme aus Nürnberg, ist möglicherweise falsch, vgl. DI 56 (Stadt Braunschweig II), Nr. 462 mit weiteren Ausführungen zu Meisner.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 35, S. 45 (A, B).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 162 (A, B).
  3. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 293.
  4. Slg. Rieckenberg, S. 693–695, vier Photos.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 266 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0026605.