Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 262 Dom 1502

Beschreibung

Grabplatte für den Kanoniker Dietrich von Alten. Bronze oder Messing. Die hochrechteckige Platte befindet sich im nordöstlichen Querhausarm der Kirche rechts neben dem Eingang, ursprünglich war sie im südlichen Kreuzgangflügel angebracht.1) Im Innenfeld ist der Verstorbene im Flachrelief unter einer kreuzgratgewölbten Bogenarchitektur in der Kleidung eines Chorherrn mit Birett und Almutie dargestellt. Vor der Brust hält er mit beiden Händen ein Buch. Zu seinen Füßen ein Wappen. Die glatt erhaben ausgeführte, vierseitig umlaufende Inschrift ist an den vier Ecken unterbrochen durch Medaillons mit den Evangelistensymbolen, die leere Schriftbänder halten. Nach den Zahlzeichen und nach d(omi)ni stehen einfache Quadrangeln auf der Grundlinie, als Satzzeichen nach Alten und pace doppelte Quadrangeln.

Maße: H.: 195 cm; B.: 90 cm; Bu.: 5,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno d(omi)ni. M.° / .d. ii. sexto ydus · dece(m)br(is)2) Obiit venerabilis d(omi)n(u)s Theoderic(us) de Alten · / Jn decret(is) lice(n)tiat(us) / Canonic(us) hui(us) eccl(esi)e ac Archidiacon(us) in Tzerstede. c(uius) a(n)i(m)a req(ui)escat i(n) pace ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1502 am sechsten Tag vor den Iden des Dezember starb der ehrwürdige Herr Dietrich von Alten, Lizentiat des kanonischen Rechts, Kanoniker dieser Kirche und Archidiakon in Sarstedt. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Alten I*

Kommentar

In der Inschrift stehen drei verschiedene Formen des a nebeneinander: doppelstöckiges a, einstöckiges a und das unten offene Kasten-a.

Die Grabplatte entspricht in ihrer Gestaltung dem Grabdenkmal für Hermann Berkenfeld, der als Testamentsvollstrecker Dietrich von Altens (Nr. 293) eingesetzt war. Die Entwürfe für die beiden Platten werden dem Meister des Benediktaltars in St. Godehard (vgl. Nr. 289) zugeschrieben.3) Die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Platten beschränken sich allerdings auf die Gestaltung des Bildfeldes, während das in beiden Fällen wenig signifikante Formular der Grabschriften und die Ausführungstechnik der Buchstaben Unterschiede aufweisen.

Der Verstorbene gehörte der Hildesheimer Familie von Alten an und war als Neffe und Testamentsvollstrecker des Kanonikers an St. Mauritius Johannes von Alten an der Errichtung des Von Altenschen Hospitals am Brühl beteiligt (vgl. Nr. 217). Er hat sich 1448 an der Universität Erfurt immatrikuliert.4) Seit 1456 ist er als Domherr nachzuweisen,5) im Jahr 1466 wird er als Lizentiat des kanonischen Rechts, Archidiakon in Sarstedt, Generalvikar (vicarius in spiritualibus) und Generaloffizial genannt, 1479 als Rektor der Pantaleonskapelle auf der Domfreiheit.6)

Anmerkungen

  1. Die Platte ist in DBHi, HS 271, fol. 6v unter der Standortangabe: prope et ante ostium Templi Antonii et versus Sacellum S. Laurentii verzeichnet.
  2. 8. Dezember.
  3. Vgl. Kat. Kirchenkunst des Mittelalters, 227f. (mit Hinweis auf die ältere Forschungsliteratur); vgl. auch Stuttmann/von der Osten, Niedersächsische Bildschnitzerei, S. 41.
  4. Vgl. Matrikel Erfurt, Bd. 1, S. 217, Zeile 27.
  5. Lamay, Domkapitel, S. 42; UB Stadt 7, Nr. 247.
  6. UB Stadt 7, Nr. 574; Nr. 837; Nr. 920.

Nachweise

  1. DBHi, HS 271, fol. 6v.
  2. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 141.
  3. Bertram, Bischöfe, S. 103.
  4. Kat. Ego sum, S. 256 mit Abb.
  5. Slg. Rieckenberg, S. 687f., ein Photo.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 262 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0026207.