Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 58: Stadt Hildesheim (2003)
Nr. 237† Dom 15. Jh.
Beschreibung
Gewölbe in der Laurentiuskapelle. Inschrift A1) war über einer Säule neben der Grabplatte des Dechanten Hermannus (Nr. 39) angebracht, B im nördlichen Gewölbefeld über dem Grab des Bischofs Udo (Nr. 29)2), C über der zweiten nördlichen Säule des Mittelschiffes.3) Die drei Inschriften wurden nach dem Zweiten Weltkrieg übermalt; Rieckenberg hat zumindest die Inschriften A und C, allerdings bereits „stark verblaßt“, gesehen. Die älteren Photos lassen erkennen, daß sie schwarz auf hellem Grund gemalt worden waren.
Inschrift A nach Photo Dom-Museum; B nach Bertram, Bischöfe; C nach Photo Slg. Rieckenberg.
Maße: Bu.: 6,5 cm.4)
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
h(er)ma(n)n(us) decan(us)a)
- B
udo XVIII ep(iscopu)sb)
- C
cv(n)rad(us) de valkenstei(n) / p(re)positusc)
Übersetzung:
Dechant Hermann. (A)
Udo, der 18. Bischof. (B)
Konrad von Falkenstein, Propst. (C)
Textkritischer Apparat
- decan(us)] decanus ex propagine D(omi)norum de Warberg HS 114b, HS 116, HS 269. Die erweiterte Fassung stimmt mit dem photographischen Befund nicht überein.
- ep(iscopu)s] epc Bertram, Bischöfe.
- u mit einem übergeschriebenen kleinen v.
Anmerkungen
- Angabe des Standorts nach Photo Dom-Museum, Bildarchiv. Abgebildet in: Alt-Hildesheim 43 (1972), Titelbild.
- Lokalisierung nach Bertram, Bischöfe, S. 49.
- Lokalisierung nach Slg. Rieckenberg, S. 672.
- Buchstabenhöhe nach Slg. Rieckenberg, S. 673a.
- Letzner, Hildesheimische Chronik, 1. Buch, 1. Teil, Kapitel 5.
- Zu Hermann von Warberg vgl. Bertram, Bischöfe, S. 78 (mit Nachweisen).
- Vgl. DBHi, HS 116, S. 124: In eodem sacello requiescit conradus de Valckenstein Praepositus Cathedralis sed sine ulla inscriptione ‚in derselben Kapelle ruht Konrad von Falkenstein, Propst der Domkirche – jedoch ohne jegliche Inschrift’.
- UB Hochstift 3, Nr. 911, Nr. 1510; s. a. A. F. H. Schaumann: Geschichte der Grafen von Valkenstein am Harze. Berlin 1847, S. 70.
- UB Hochstift 4, Nr. 258, Nr. 408.
Nachweise
- Dom-Museum, Bildarchiv, veröffentlicht in: Alt-Hildesheim 43 (1972), Titelbild.
- Bertram Bischöfe, S. 49 (B), S. 77 (C).
- Slg. Rieckenberg, S. 267–270 (A), S. 672f., ein Photo (C).
- Letzner, Hildesheimische Chronik, 1. Buch, 1. Teil, 5. Kapitel, S. 48 (A).
- DBHi, HS 114b, fol. 58v (A).
- DBHi, HS 116, S. 124f. (A).
- DBHi, HS 269, S. 185 (A).
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 120 (A).
- Bertram, Bistum 1, S. 129.
- Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 123f. (B, C).
Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 237† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0023704.
Kommentar
Inschrift A ist bereits von Letzner5) mit dem in ihrer unmittelbaren Nähe erhöht liegenden Sarkophagdeckel (Nr. 39) in Verbindung gebracht worden, gleichzeitig hat er Namen und Appellativum auf den Domdechanten Hermann von Warberg6) bezogen und ihm folglich auch den Sarkophagdeckel zugeordnet. Die Grabinschrift auf dem Sarkophagdeckel ist aber in einer romanischen Majuskel aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ausgeführt und kann deshalb nicht für den von 1310 bis 1342 nachgewiesenen Hermann von Warberg bestimmt gewesen sein, sondern für einen im 12. Jahrhundert bezeugten Dechanten Hermann. Die hinsichtlich Ausführung und Anbringungsort vergleichbare Inschrift B identifiziert auf dieselbe Weise die ebenfalls mit einer namenlosen Platte bedeckte Grablege des Bischofs Udo (Nr. 29), der 1114 gestorben ist. Offenbar war diese von der Grabplatte getrennte Anbringung des Namens typisch für die Grablegen in der Laurentiuskapelle. Sie hat in der übrigen Grabschriftenüberlieferung des Hildesheimer Doms keine Parallele.
Die Gewölbeinschriften sind in einer gotischen Minuskel ausgeführt, d. h. sie können nicht unmittelbar in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Tod des Bischofs Udo bzw. des Dechanten Hermann entstanden sein, da die gotische Minuskel in Hildesheim erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Inschriften verwendet wird (vgl. Nr. 91). Sie erneuern wahrscheinlich ältere, vielleicht in Majuskeln ausgeführte Grabbezeugungen. Ihre Buchstabenformen und ihre einheitliche Gestaltung sprechen dafür, daß sie sämtlich im 15. Jahrhundert entstanden sind.
Für den in Inschrift C genannten Dompropst Konrad von Falkenstein ist keine Grabinschrift überliefert.7) Er ist seit 1291 als Domherr und seit 1305 als Dompropst nachzuweisen,8) 1314 wird er zum letzten Mal in diesem Amt genannt, 1317 wird sein Testament vollzogen.9) Er ist also zwischen 1314 und 1317 gestorben und wurde in der Laurentiuskapelle beigesetzt.