Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 233 Hannover, Kestner-Museum / Dom-Museum 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Drei Fragmente eines Wandbehangs mit Darstellungen aus der Katharinenlegende und der Vita Elisabeths von Thüringen. Wollstickerei auf Leinen. Hildesheimer Provenienz unsicher. Die Fragmente I und II befinden sich im Kestner-Museum Hannover, Fragment III im Dom-Museum Hildesheim.1) Das heute in Hildesheim befindliche Stück gehörte in die Sammlung des Bischofs Eduard Jakob Wedekin († 1870).2) Wahrscheinlich stammen auch die Stücke I und II aus der Sammlung Wedekin und sind 1869 an das Landesmuseum Hannover verkauft worden. 1960 wurden sie von dort an das Kestner-Museum abgegeben.3)

Die Fragmente lassen erkennen, daß die Darstellungen in zwei durch ein Schriftband voneinander getrennten Registern angeordnet waren, oben Einzelszenen aus der Legende der heiligen Katharina, unten Szenen aus der Vita der heiligen Elisabeth von Thüringen. Zwischen den beiden Registern ein Schriftfries, die einzelnen Szenen sind durch Bäume voneinander getrennt. Im oberen Teil (Katharinen-Legende) sind die Inschriften auf Schriftbändern innerhalb der Szenen ausgeführt, die Beischriften zum unteren Teil (Elisabeth-Vita) befinden sich auf dem Schriftfries zwischen den beiden Registern. Die Inschriften sind in schwarz vorgezeichnet und in farbiger Wollstickerei ausgeführt.

Oberes Register, Fragment I: 1. Mystische Vermählung der heiligen Katharina mit Christus, erhalten ist nur noch der rechte Teil der Darstellung (Christus), der linke Teil mit der Darstellung der Katharina ist abgeschnitten, über der Szene ein Schriftband mit Inschrift A. 2. Katharina verweigert den Götzendienst, darüber ein Schriftband mit Inschrift B. Fragment II: 1. Gefängnis, in dem die Kaiserin Faustina und Katharina gefangengehalten wurden, darüber im geschwungenen Schriftband Inschrift C. 2. Enthauptung der Kaiserin; Porphyrius, der Gefolgsmann der Kaiserin, und ein Begleiter schaufeln ein Grab für die Tote, darüber Inschrift D. 3. Rechts am Rand der Kaiser, darüber der Rest eines Schriftbandes mit Inschrift E.

Unteres Register, Fragment I: 1. (unvollständig) links am Rand eine einzelne Frauengestalt unter einem Dach. 2. Vermählung Elisabeths mit dem Landgrafen von Thüringen. 3. Rest einer Burg oder einer Kirche. Über den drei Szenen im Schriftfries die Inschrift F. Fragment II: 1. Reiter. 2. Elisabeth verläßt die Wartburg. 3. Bärtiger Mann, darüber im Schriftfries die Inschrift G. Fragment III: 1. Elisabeth auf dem Totenbett, Wallfahrt zu ihrem Grab, darüber Inschrift H. Rechts unten ein Wappen.

Maße: H.: ca. 114 cm; B.: ca. 123 cm (Fragment I). H.: 117 cm; B.: ca. 117 cm (Fragment II). H.: ca. 66 cm; B.: ca. 132 cm (Fragment III). Bu.: 2,3–2,5 cm (A–E), 5,15 cm (F–H).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    [hie tr]uwet · se · sik · mit · godde · dem · here(n) ·4)

  2. B

    hie · straffet · katherina · den · keiser ·

  3. C

    [...ka]therina · de · keiserinnen · vn(de)

  4. D

    hie · let · de · keiser · siner · vrowe(n) · dat · houet · af·sla(n)

  5. E

    hi[ - - - ]

  6. F

    [ - - - w]art · wol · ghe·leret · vnde · tho · dem · besten ·5)

  7. G

    [ - - - d]ar · na · red · or · here · tho · dem · hilgen · grau[ - - - ]6)

  8. H

    [ - - - v]nde · led · do · buwe(n) · einen · spettal · dar·na · starff [ - - - ]7)

Wappen:
Werder I*

Kommentar

Regula Schorta hat die Stickerei mit Hinweis auf die szenentrennenden Bäume und auf die Gliederung der Darstellungen in zwei horizontale Register an Wienhäuser Wollstickereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts angeschlossen. Der einzige Anhaltspunkt für Hildesheimer Provenienz ist das Wappen der Familie von Werder, die zur Hildesheimer Ritterschaft gehörte.8)

Anmerkungen

  1. Hannover, Kestner-Museum, Inv. Nr.: Hist. Slg. 528, 529; Hildesheim, Dom-Museum: Inv. Nr.: 184.
  2. Vgl. Sammlungsverzeichnis von 1881 in: Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 280–305, hier S. 294 mit dem Zusatz „sehr zerstört“. Vgl. Kat. Schatzkammer auf Zeit, Nr. 66, S. 175–176 (Abb.).
  3. Da „grundsätzlich an der Authentizität der Eingangsdaten zu zweifeln“ ist, vermutet Regula Schorta, „daß der vollständige Behang im Besitz Wedekins war und in mehrere Stücke zerschnitten wurde, um die besser erhaltenen verkaufen zu können“ (vgl. Schorta in: Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 176).
  4. ‚Hier vermählt sie sich mit Gott dem Herrn.‘
  5. Die Inschrift bezieht sich wohl auf die Jugend der Königstochter am Hof ihrer späteren Schwiegereltern, vgl. Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 175.
  6. ‚Danach ritt ihr Herr zum Heiligen Grab.‘
  7. ‚[...] und ließ dort ein Spital bauen, danach starb [...].‘
  8. Vgl. Schorta in: Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 176.

Nachweise

  1. Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 175, Abb. S. 176f.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 233 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0023306.