Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 219† Brühl 42 (no. 1133) 1499, 1514

Beschreibung

Haus.1) Kurie des Heilig-Kreuz-Stifts. Massives Untergeschoß mit Fachwerkaufbau. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die erhaben ausgeführte Inschrift A befand sich auf einem Schwellbalken des Hinterhauses. Am Beginn der Inschrift zwei Wappen, zwei weitere Wappen vor dem Baudatum. Inschrift B war auf einer Steintafel neben dem Eingang des Vorderhauses angebracht.2)

Inschrift A nach Photo Slg. Rieckenberg und Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten; B nach Slg. Rieckenberg.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A).

Stadtverwaltung Hildesheim [1/1]

  1. A

    Canonicus · crucis · has · granarius · extulit · edes · De mo(n)te · hi(n)ric(us) · cu(m) · dedit · esse novas Anno · d(omi)ni · m cccc xcix .a)

  2. B

    1 · 5 · 1 · 4b) soli deo3)

Übersetzung:

Der Kanoniker an [Heilig] Kreuz und Kornschreiber Heinrich von dem Berge hat dieses Gebäude aufgebaut, indem er es neu errichten ließ. Im Jahr des Herrn 1499. (A)

1514 Allein Gott [die Ehre]. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (A).

Wappen:
Bistum Hildesheim*, ?4), ?5), ?6)

Kommentar

Die Charakteristika der Schrift, insbesondere das aus zwei in der Höhe versetzten Bögen zusammengesetzte s, sowie die gleichartige Einfügung von Wappen in den Text der Inschrift deuten darauf hin, daß sie von demselben Meister stammt wie die Inschrift an der Kurie Kramer Burgstr. 4 (Nr. 220).

Heinrich von dem Berge ist 1496 als Kornschreiber am Dom und als Kanoniker des Kreuzstifts urkundlich bezeugt.7) Im Verzeichnis der Kanoniker an Heilig Kreuz wird er als Henricus Munden geführt.8) Dieser Namenzusatz läßt sich eventuell mit „Minden“ in Verbindung bringen. Da dort die Familie von dem Berge ansässig war, könnte der Hildesheimer Kornschreiber aus dieser Familie stammen.

Textkritischer Apparat

  1. Jahreszahl ergänzt nach Kd.
  2. Jahreszahl ergänzt nach HS 789 (Zeichnung): die Vier als Schlingenvier.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 179 (Zeichnung).
  2. Zeller in: Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 338.
  3. Verkürzte Devise: Soli Deo Gloria.
  4. Wappen ? (Löwe mit Palmzweig).
  5. Wappen ? (dreimal geteilt).
  6. Wappen ? (Sparren, darunter eine Garbe).
  7. Vgl. UB Stadt 8, Nr. 327(!).
  8. DBHi, HS 384, S. 153, möglicherweise niederdeutsche Ableitung von ‚de Monte‘.

Nachweise

  1. Slg. Rieckenberg, S. 654, drei Photos.
  2. DBHi, HS 789, fol. 402v.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 141 (nur Jahreszahlen).
  4. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 179.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 219† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0021903.