Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 209 Dom 1493

Beschreibung

Standleuchter für die Osterkerze.1) Bronze oder Messing. Der runde dreifach abgestufte Fuß steht auf drei Tierklauen und läuft in einen Schaft mit fünf Ringwülsten aus. Am Schaft ein Tragring und ein Halbrelief der auf einer Konsole stehenden Gottesmutter mit Kind, darunter ein Wappen. Der Schaft trägt einen runden Lichtteller, an dessen äußerem Rand die erhaben gegossene Inschrift vor glattem Hintergrund verläuft.

Oeynhausen2) überliefert als einziger eine Grabschrift des Dietrich von der Schulenburg, teilt aber nichts über den Inschriftenträger mit. Da Oeynhausens Überlieferungen sich als unzuverlässig erwiesen haben, ist zu vermuten, daß er die Inschrift des Leuchters, deren Anfang dem Formular einer Grabschrift entspricht, ohne nähere Kenntnis des Inschriftenträgers durch Ergänzung des üblichen Formulars als Inschrift auf einem Grabdenkmal überliefert hat. Oeynhausens Text wird deshalb hier lediglich als Variante (Anm. a) geboten und nicht eigens als Grabschrift ediert.

Maße: H.: 146,5 cm; Dm.: 26,2 cm (Lichtteller); Bu.: 2,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. a(n)no d(omi)ni · m · cccc · xciii obyt ven(erabi)l(is) · d(omi)n(v)s · theoder(i)c(us) · de · schvle(n)borch · orate · p(ro) · eoa) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1493 starb der ehrwürdige Herr Dietrich von der Schulenburg, betet für ihn.

Wappen:
Schulenburg3)

Kommentar

Dietrich von der Schulenburg ist im Wintersemester 1459 in der Matrikel der Universität Leipzig eingetragen.4) Bertram verzeichnet ihn für die Zeit von 1477 bis 1494 in seiner Liste der Hildesheimer Kanoniker.5) Als Todesdatum Dietrichs gibt Lauenstein den 19. vor den Kalenden des Januar 1494, also den 14. Dezember 1493, an.6)

Textkritischer Apparat

  1. orate · p(ro) · eo ·] Canonicus Hildens(emensis). Cuius Anima Requiescat In Pace Oeynhausen.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: DS 75.
  2. Oeynhausen, S. 324, Nr. 42.
  3. Wappen Schulenburg (drei Greifenklauen). Vgl. das später vermehrte Wappen bei Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 15 u. Tafel 17: Wappen Schulenburg (quadriert, 1 u. 4 schreitender Ochse, 2 u. 3 drei Greifenklauen).
  4. Matrikel Leipzig, Bd. 1, S. 220; s. a. Dietrich Werner Graf von der Schulenburg und Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237–1983. Wolfsburg 1984, Tafel 2.
  5. Bertram, Bistum 1, S. 463.
  6. Lauenstein, Historia diplomatica, S. 234.

Nachweise

  1. Oeynhausen, S. 324, Nr. 42.
  2. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 117.
  3. Elbern/Reuther, Domschatz, S. 71.
  4. Slg. Rieckenberg, S. 641f.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 209 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0020907.