Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 201(†) Dammtor / Roemer-Museum / Dammstr. 39 1485, 1562

Beschreibung

Stadttor. Der Stein mit der Jahreszahl A1) war stadtauswärts auf der linken Seite des Tores angebracht. Er ist heute im Eingang des Hauses Dammstr. 39 eingemauert. In der Mitte des Steins das alte Wappen der Stadt Hildesheim, in den vier Ecken die eingehauenen Ziffern der Jahreszahl. Inschrift B befand sich am Torbogen des Außentores unterhalb einer Darstellung des Kampfes zwischen David und Goliath.2) Die Handschriften DBHi, HS 141b, HS C 861 sowie HS C 864 überliefern noch eine zweite Inschrift vom Dammtor, von der das im Steinekeller des Roemer-Museums aufbewahrte Fragment mit der erhaben ausgehauenen Inschrift C erhalten ist.3) Das Tor wurde 1818 abgebrochen.4)

Inschrift B nach Oldecop; C ergänzt nach DBHi, HS 141b.

Maße: H.: 56 cm (A), 38 cm (C); B.: 57 cm (A), 57 cm (C); Bu.: 8 cm (A), 5,2 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis (C).

  1. A

    M // cccc / lxx // xva)

  2. B †

    Heretb) Christe tuis manibusc) victoria bellid) Anno 1562

  3. C

    [NON SEM]PER PVROe) LIBER[TAS] / [VE]NDITVR AVRO5)

Übersetzung:

Christus, in deinen Händen liegt der Sieg im Krieg. Im Jahr 1562. (B)

Nicht immer wird die Freiheit für reines Gold verkauft. (C)

Versmaß: Hexameter (B), leoninisch gereimt (C).

Wappen:
Altstadt Hildesheim, alt*

Kommentar

Inschrift B wird von dem altgläubigen Theologen Johannes Oldecop (1493–1574) als Kampfspruch der rotterie der lutherschen secten gegen die hilligen christlichen kerken verstanden.6) Im Jahr 1562 wurde ein Ausgleich zwischen Bischof Burchard von Oberg (1557–1573) und dem Rat der Stadt über die ungehinderte Ausübung der katholischen Religion geschlossen und damit eine Folge von geistlichen und weltlichen Streitigkeiten zwischen Hochstift und Rat beigelegt.7) Ob die konfessionelle Auslegung Oldecops aber der eigentlichen Intention des eher allgemein formulierten Texts gerecht wird, ist fraglich, zumal der über der Inschrift dargestellte Kampf zwischen David und Goliath kein signifikantes Bild für die Auseinandersetzung zwischen dem Rat der Stadt und dem Bischof zu sein scheint.

Textkritischer Apparat

  1. m cccc lxx xv] m cccc xxx vii Mithoff.
  2. Heret] Fehlt Moekerus.
  3. manibus] manibus pendet Moekerus, HS C 861, HS C 864; manibus splendet HS C 141b.
  4. belli] Bei Oldecop folgt: up dudesch: All unse heil, stark, kraft und stant / Steit, here, alleine in diner hant.
  5. PVRO] puro /:fulvo:/ HS 141b; fulvo HS C 861; puro /: falvo :/ HS C 864.

Anmerkungen

  1. StaHi, Best. 717, Nr. 1–8: Inventar Kampen, Nr. 676.
  2. Vgl. Antonius Moekerus: Hyldesia Saxoniae. Frankfurt/Main 1573, S. 40.
  3. Vgl. StaHi, Bestand 717, Nr. 1–8: Inventar Kampen, Nr. 216.
  4. Vgl. Gebauer, Geschichte 2, S. 410.
  5. Analog konstruierte Hexameter sind bei Walther nachgewiesen: vgl. Proverbia 3, Nr. 17307 Nec bene pro toto libertas venditur auro; Proverbia 8, Nr. 38862a1d Non bene pro fulvo libertas venditur auro. In der Form Nec bene pro toto ... war dieses Sprichwort auch am Ägidientor in Hannover angebracht, vgl. DI 36 (Stadt Hannover), Nr. 56 sowie in der Variante Non bene pro toto ... auf einem Andachtsbild in der dortigen Marktkirche, vgl. ebd., Nr. 89.
  6. Oldecop, Chronik, S. 504.
  7. UB Stadt 8, Nr. 919; s. a. Bertram, Bischöfe, S. 143.

Nachweise

  1. Oldecop, Chronik, S. 503 (B).
  2. DBHi, HS 141b, S. 13.
  3. DBHi, HS C 761, o. S. (Zeichnung).
  4. DBHi, HS C 861, o. S.
  5. DBHi, HS C 864, o. S.
  6. Antonius Moekerus: Hyldesia Saxoniae. Frankfurt/Main 1573, S. 40 (A).
  7. Buhlers, Zerstörte Hildesheimer Haussprüche, S. 211 (A).
  8. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 154, Anm. 3 (A).
  9. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 326 (B).
  10. Slg. Rieckenberg, S. 820 (B).

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 201(†) (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0020104.