Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 191† St. Godehard 1400 oder 1473

Beschreibung

Grabplatte für den Abt Arnold. Das Grab Arnolds befand sich ursprünglich im Mittelschiff der Kirche vor dem Kreuzaltar. Nach den Öffnungen in den Jahren 1400 und 1473 wurde es weiter in das Schiff hinein verlegt. Nach Kratz waren auf der Platte eine eingehauene Abtsfigur und eine umlaufende Inschrift angebracht.1)

Inschrift nach Hannover, Landesbibliothek, MS XXI, Nr. 1242.

  1. Anno D(omi)ni millesimo centesimo octogesimo decimo septimo K(alen)das Augusti2) [ - - - ] c(uius) a(n)i(m)a req(ui)esc(at) in pace.

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1180 am 17. Tag vor den Kalenden des August [ ... ]. Seine Seele ruhe in Frieden.

Kommentar

Das Sterbedatum identifiziert die Platte zweifelsfrei als Grabplatte des Abts Arnold, für den auch eine Grabtafel überliefert ist (Nr. 43). Das verwendete Formular (Anno Domini, cuius anima requiescat in pace) wird zwar erst in späterer Zeit üblich, spricht aber nicht unbedingt gegen eine Datierung der Grabschrift in das Sterbejahr Arnolds. Ein frühes Beispiel für die Formel requiescat in pace überliefert die Grabinschrift des Herzogs Berthold I. von Zähringen und seiner Gemahlin Richwarda aus der Mitte des 12. Jahrhunderts;3) auch das Anno Domini-Formular ist vereinzelt bereits im 11. Jahrhundert nachzuweisen.4) Die Ausführung einer Grabschrift als Umschrift und die Darstellung des Verstorbenen im Innenfeld ist seit der Grabplatte für Rudolf von Schwaben im Merseburger Dom von 1080 belegt.5) Eine derartige Häufung von „Erstbelegen“, die Formular und Gestaltung der Grabplatte für Abt Arnold innerhalb des Hildesheimer Vergleichsmaterials aufweisen würden, spricht allerdings wohl doch eher gegen eine Entstehung der Grabplatte im Jahr 1180. Wahrscheinlich ist sie bei einer der Graböffnungen in den Jahren 1400 oder 1473 angefertigt worden.

Anmerkungen

  1. Kratz in: DBHi, HS C 26a, S. 25; Kat. Abglanz des Himmels, S. 82.
  2. 16. Juli.
  3. DI 30 (Calw), Nr. 5.
  4. Vgl. Maria Glaser und Franz Albrecht Bornschlegel: Datierungen in mittelalterlichen Inschriften des deutschen Sprachraums. In: Archiv für Diplomatik 42 (1996), S. 525–556, hier S. 526.
  5. DI 11 (Stadt Merseburg), Nr. 3.

Nachweise

  1. Hannover, Landesbibliothek, MS XXI, Nr. 1242, fol. 10v.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 191† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0019107.