Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 149† Mühlenstr. 13 (no. 1398) 1434, 1463, 1553?, 1560, 1612

Beschreibung

Bischofsmühle.1) Inschrift A war neben dem alten Stadtwappen auf einem Stein am Mühlengebäude angebracht. Die schon vor dem Zweiten Weltkrieg stark verwitterte Inschrift B befand sich auf einem querrechteckigen Stein, der zuletzt an der Nordwestecke des auf dem Ostufer der Innerste gelegenen Gebäudes eingemauert war. Dieses Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen. Seither ist der Stein verloren. Links neben der Inschrift befand sich das alte Stadtwappen.2) Der Stein mit Inschrift C befand sich nach Flöckher an demselben Gebäude an der westlichen Seite der Nordwand. Die Inschrift war in zwei Zeilen erhaben vor vertieftem Hintergrund ausgeführt, die Ober- und Unterlängen reichten über die Zeile hinaus. Über dem Inschriftenstein war auf einem zweiten Stein das neue Wappen der Stadt Hildesheim angebracht. Inschrift D befand sich an der westlichen Einfassungsmauer des westlichen Arms der Innerste, E auf einem Vorhangbogen an der Eingangstür der Walkemühle ebenfalls neben dem nicht beschriebenen Stadtwappen. An der Flutmauer war ein Stein mit einer neuzeitlichen Inschrift angebracht,3) ebenso am Mühlengebäude.4) In Inschrift C über u kleine Häkchen.

Inschrift A nach DBHi, HS C 761; B nach Mithoff; C nach Photo Slg. Rieckenberg; D nach Flöckher; E nach Slg. Rieckenberg.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit einem Kapitalis-Versal (C).

Christine Wulf [1/1]

  1. A

    m° c°c°c°c° xxxiiii°

  2. B

    na Godes Bort m · cccc · lxiii

  3. C

    Anno · d(omi)ni · 1 · 5 · 60 · is · dut · gru(n)dt/warcka)5) nigeb) gebuwet6)

  4. D

    ANNO CHR(ISTI) 1612

  5. E

    Anno LIIIc)

Wappen:
Altstadt Hildesheim, alt*Altstadt Hildesheim, neu*

Kommentar

Inschrift C, die zu den späten gotischen Minuskeln im Bestand Hildesheim gehört, ist in einer auffällig hohen, gitterartigen Schrift ausgeführt.

Der Rat der Stadt Hildesheim hatte die Bischofsmühle im Jahr 1424 käuflich erworben. Damit die Mühle vollständig in den Besitz der Stadt übergehen konnte, mußte die Vorbesitzerin, Metele von der Molen, auf ihre aus der Mühle zu beziehende Leibrente verzichten, und außerdem mußte ein Vergleich mit dem Kloster Marienrode geschlossen werden, dem die Mühle früher verpfändet worden war. Dieser Vergleich war Ende des Jahres 1433 abgeschlossen; am 21. August 1434 wurde der Bürgermeister Johann Luceke vom Abt des Klosters Marienrode mit der Mühle belehnt.7) Mit diesem endgültigen Besitzübergang ist Inschrift A in Verbindung zu bringen.

Textkritischer Apparat

  1. gru(n)dt/warck] Mildtmarck Flöckher.
  2. nige] new Flöckher.
  3. Anno LIII] Anno DIII HS 789. Flöckher (Mühlen, S. 19) gibt die Inschrift nicht wieder, erwähnt aber, daß über der Tür der Walkemühle eine Inschrift von 1553 angebracht war. Daher dürfte die in der Slg. Rieckenberg auf der Grundlage älterer, nicht verifizierbarer Literatur angegebene Lesung LIII zutreffen.

Anmerkungen

  1. Geschichte, Lageplan und Beschreibung der Bischofsmühle bei Flöckher, Mühlen, S. 17–25.
  2. Für die farbige Fassung und Vergoldung des neben der Inschrift A angebrachten Wappens wurden im Jahr 1464 37 Schillinge und 4 Pfennige bezahlt (UB Stadt 7, S. 655).
  3. Anno C. R. 1161 Renov(atum) 1693, vgl. Flöckher, Mühlen, S. 17. Flöckher meint, daß die Jahreszahl 1161 nicht das Gründungsjahr der Bischofsmühle bezeichnen kann. Es sei vielmehr davon auszugehen, daß die Mühle zusammen mit dem Michaeliskloster angelegt worden ist.
  4. Anno 1687 den 14. July ist diese Fluth aufgenommen, renoviert und den 14. August wieder in flotten Gang gebracht (Flöckher, Mühlen, S. 20).
  5. Grundwerk = ‚Mühlengerinne, Anlage bei Mühlen, über welche das Wasser läuft‘, vgl. Schiller/Lübben 2, S. 159. Die Grundwerke waren bei Mühlen häufig erneuerungsbedürftig, vgl. Flöckher, Mühlen, S. 30.
  6. ‚Im Jahr des Herrn 1560 wurde dieses Grundwerk neu gebaut.‘
  7. Vgl. Flöckher, Mühlen, S. 18; UB Stadt 4, Nr. 216 u. Nr. 230.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 761, o. S. (A, C).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 179 (B).
  3. Slg. Rieckenberg, S. 605f., zwei Photos (B, C), S. 804 (E).
  4. Flöckher, Mühlen, S. 19 (B–D).
  5. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 1, S. 427 (B).
  6. DBHi, HS 789, fol. 423v (E) mit der Standortangabe „Mühlenstr. 10“.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 149† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0014906.