Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 148† St. Maria Magdalena im Schüsselkorb 1433

Beschreibung

Grabplatte für den Kanoniker Johannes Conolfus. Auf der Platte war ein Priester im Ornat dargestellt.1)

Inschrift nach Beiträge.

  1. Anno domini 1433 in die Ambrosii2) obiit d(omi)n(u)s Johannes Conolfus capellae episcopalis Hildesiensis canonicus cuius anima requiescat in pace. amen Scio quod redemptor meus vivit et in novissimo die de terra surrecturus sum.3) Lib. Job. c. XIX. v. 25.a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1433 am Tag des Ambrosius starb Herr Johannes Conolfus, Kanoniker der bischöflichen Kapelle in Hildesheim. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen. Ich weiß, daß mein Erlöser lebt und ich am Jüngsten Tag von der Erde auferstehen werde.

Kommentar

Die in der Inschrift erwähnte capella episcopalis meint die bischöfliche Kapelle am Domhof, an der das Kollegiatstift St. Maria Magdalena im Schüsselkorb bestand, die entweder im Jahr 1300 oder 1307 mit vier Pfründen gegründet wurde.4) Das Stift überdauerte die Reformation, lediglich der Stiftsbesitz auf dem Alten Markt wurde eingezogen. Im Rahmen der Säkularisation wurde das Schüsselkorbstift im Jahr 1810 aufgehoben, das Grundstück und die Gebäude fielen an die Klosterkammer.

Johannes Conolfus stammte aus wohlhabender Hildesheimer Familie und konnte aus seinem Vermögen die wirtschaftliche Lage des Stifts, das zu Beginn des 15. Jahrhunderts finanziell ruiniert war, entscheidend verbessern. Mit dieser Konsolidierung einher gingen die Aufstockung der Kanonikate auf acht, die Renovierung der Gebäude und die Verabschiedung neuer Statuten für das geistliche Leben des Konvents, wodurch die Reform vorbereitet wurde.5) Johannes Conolfus ist 1413 als Pfarrer in der Neustadt bezeugt, 1415 als Domvikar, zwei Jahre später als bischöflicher Kaplan und 1420 als Inhaber der Kapelle im Schüsselkorb. 1426 ist er als Vorsteher dieser Kapelle genannt.6)

Textkritischer Apparat

  1. Lib. Job. c. XIX. v. 25.] Die Angabe der Bibelstelle in der vorliegenden Form geht sicher auf einen Zusatz der Überlieferung zurück, da die Verseinteilung der Bibel erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eingeführt wurde.

Anmerkungen

  1. Vgl. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 2, S. 150, Anm. 16.
  2. 4. April.
  3. Iob 19,25.
  4. Vgl. Erich Riebartsch: Das Kanonikerstift S. M. Magdalenae, genannt „im Schüsselkorbe“. In: Diözese 44 (1976), S. 155–194, hier S. 155f., S. 158, S. 186 u. S. 190.
  5. Ebd., S. 159–170.
  6. UB Stadt 3, Nr. 641, Nr. 713, Nr. 802, Nr. 934, Nr. 1233 mit Anm. 1; Repertorium Germanicum 4,2, Sp. 1760.

Nachweise

  1. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 2, S. 150, Anm. 16.
  2. Slg. Rieckenberg, S. 572f.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 148† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0014802.