Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 144 Dom-Museum 1429

Beschreibung

Epitaph für den Arzt Nikolaus Burchardi von Höxter. Bronze oder Messing. Die querrechteckige Tafel war ursprünglich im nördlichen Teil des Kreuzgangs neben der Tür zur kleinen Annenkapelle angebracht. Die Inschrift ist in sieben Zeilen jeweils zwischen zwei Linien eingraviert, alle i-Punkte außerhalb der Begrenzungslinien. Neben der Tafel befand sich eine Darstellung der Gottesmutter, darunter ein Wappen.1)

Maße: H.: 18,5 cm; B.: 27,1 cm; Bu.: 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Stadtarchiv Hildesheim [1/1]

  1. Obiit · mag(iste)r · nycolausa) · de · huxaria · / liberalibus · artibus · ymmo · medici/nalib(us) · multum · peritus · confrater / et · huius · ecclesie · magnus · amicus · / cuius · anima · in sancta · pace · requi=/escatb) · amen · orate · deum · pro eo · / anno · domini · m° · cccc° · xxix ·

Übersetzung:

Es starb der in den Freien Künsten, besonders aber in der Medizin sehr erfahrene Magister Nikolaus von Höxter, ein Mitbruder und großer Freund dieser Kirche. Seine Seele ruhe in heiligem Frieden. Amen. Bittet Gott für ihn. Im Jahr des Herrn 1429.

Wappen:
Burchardi von Höxter*

Kommentar

Der Verstorbene gehörte der aus Höxter stammenden Familie Burchardi an.2) Im Jahr 1383 ist er als Student der Medizin an der Universität Paris nachgewiesen.3) 1411 kaufte er als magister in artibus unde bakkalarius in medicinis von Bischof Johannes III. einen Hof.4) Im selben Jahr wurde er wegen seiner vielfach dem Rat und der Bürgerschaft geleisteten Dienste von „Schoss, Wacht, Ausfahrt und aller anderen Stadtpflicht“ befreit.5) 1424 stiftete er eine Rente für die Feier einer Memorie.6) Am 12. Januar 1429 besserte er vier Vikarien der Heiligen Petrus und Paulus, Cäcilia, Barbara und Georg im Dom durch Renten auf.7) Außerdem hat er eine Lampe für den Kreuzgang vor der kleinen Annenkapelle gestiftet, also für den Ort, an dem die Gedenktafel angebracht war. In der diesbezüglichen Urkunde wird Nikolaus von Höxter als medebrodere und bisundere gude Frunde bezeichnet,8) was dem Formular der Grabschrift confrater et magnus amicus entspricht.

Nikolaus Burchardi war einer der ersten im späten Mittelalter in Hildesheim niedergelassenen Ärzte.9)

Textkritischer Apparat

  1. nycolaus] Myrulaus HS 114b, HS 116; Myrolanus HS 269, Beiträge.
  2. requi=/escat] i und Trennzeichen auf dem Rand.

Anmerkungen

  1. Zum Anbringungsort des Wappens vgl. StaHi, Bestand 856, Nr. 50/268/3, Kasten 2, s. v. Höxter.
  2. Kat. Stadt im Wandel 1, Nr. 567, S. 654; Bertram, Bischöfe, S. 93.
  3. Liber procuratorum nationis Anglicanae (Alemanniae) in universitate Parisiensi, hg. von Heinrich Denifle und Emile Chatelain. Bd. 1. Paris 1894, Sp. 647.
  4. UB Stadt 3, Nr. 481.
  5. UB Stadt 3, Nr. 513, s. a. ebd., Register, S. 752.
  6. UB Stadt 3, Nr. 1130.
  7. UB Stadt 4, Nr. 42.
  8. UB Stadt 4, Nr. 83.
  9. Kat. Stadt im Wandel 1, Nr. 567, S. 654.

Nachweise

  1. DBHi, HS 114b, fol. 60r.
  2. DBHi, HS 116, S. 127.
  3. DBHi, HS 269, S. 213.
  4. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 3, S. 147.
  5. Bertram, Bischöfe, S. 93.
  6. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 146.
  7. Karl Sudhoff: Magister Nicolaus Borchardi von Höxter (de Huxaria), Arzt und Domkapitular zu Hildesheim († 1429). In: Archiv für Geschichte der Medizin 9 (1916), S. 172–175, hier S. 172.
  8. Kat. Stadt im Wandel 1, Nr. 567, S. 654 mit Abb.
  9. Kat. Ego sum, Abb. S. 291.
  10. Slg. Rieckenberg, S. 568f., ein Photo.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 144 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0014404.