Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 129 Dom 1405 o. später

Beschreibung

Wandmalereien in der Kapelle aller Patrone, der sog. Steinbergkapelle, an der Ostseite des nördlichen Paradieses. Bei der Restaurierung der Kapelle in den Jahren 1888–1890 fand man an den Wänden Einzelfiguren sämtlicher Dompatrone.1) Ein älteres Photo2) der Südwand läßt erkennen, daß die Patrone dort in zwei Reihen dargestellt waren. Wahrscheinlich waren ursprünglich an allen vier Wänden zwei Reihen von Heiligen zu sehen. Zum Zeitpunkt der Bearbeitung (1995) waren nur noch die drei nimbierten Figuren der oberen Reihe an der Südwand zu erkennen und sechs Figuren – ebenfalls mit Nimben – der oberen Reihe der Westwand. An der Südwand sind in einem Spitzbogenfeld dargestellt: eine Figur mit Reichsapfel und Kreuzstab (Karl der Große?) und die beiden Heiligen Cosmas und Damian mit Salbenbüchsen. In der Darstellung auf der Westwand lassen sich keine einzelnen Heiligen identifizieren; erkennbar ist nur, daß es sich bei den beiden rechten um zwei weibliche Figuren handelt. Im Zusammenhang mit den Darstellungen auf der Südwand sind folgende Inschriften noch lesbar: Inschrift A unterhalb der Figur mit dem Reichsapfel. Sie bezieht sich aber offenbar auf den in der unteren, heute nicht mehr sichtbaren Reihe stehenden Heiligen Cantius. Inschrift B unterhalb der mittleren Figur an der Südwand gehört wohl ebenfalls zu einem Heiligen der verlorenen unteren Reihe. Inschrift C unterhalb der rechten Figur an der Südwand bezeichnet den darüber dargestellten Damian. Unterhalb dieser Namenbeischriften lassen sich auf dem Photo weitere Reste von Inschriften erkennen, die nicht mehr entziffert und keiner Figur zugeordnet werden können. Auf der Westwand ist unter den beiden Frauenfiguren der Rest einer Inschrift D erkennbar. Die Inschriften sind auf den Putz gemalt.

Inschriften B und C nach Photo Dom-Museum.

Maße: Bu.: 4,8 cm (A), 5,4 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. A

    [...] cancius

  2. B

    S(an)c(tu)s p[.]tusa)

  3. C

    S(an)c(tu)s dam[ian]us

  4. D

    [....]lia s(an)c(t)a S[.......]b)

Kommentar

Die Kapelle aller Patrone gehört zu den umfangreichen Stiftungen des Domherrn und Cellerars Lippold von Steinberg, vgl. Kommentar zu Nr. 131 u. Nr. 134. Sie wurde in den Jahren 1405/06 mit seinen Erbgütern zu Arbergen dotiert3) und steht baugeschichtlich in engem Zusammenhang mit dem 1412 fertiggestellten, ebenfalls von Lippold von Steinberg gestifteten Nordparadies. Nach Fertigstellung der Kapelle aller Patrone wurde die von Lippold 1393 gestiftete Vikarie aller Patrone4) zusammen mit dem zugehörigen Altar aus dem südlichen Seitenschiff in die neue Kapelle versetzt.5)

Textkritischer Apparat

  1. Lesung unsicher.
  2. S[.......]] Die Buchstabenreste machen eine Ergänzung zu Speciosa wahrscheinlich. Davor ist vielleicht cecilia zu ergänzen. Beide Namen finden sich in dieser Reihenfolge auch in den Reliquienbezeugungen der Weiheinschrift des Hochaltars von 1061 (vgl. Nr. 24).

Anmerkungen

  1. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 121.
  2. Dom-Museum, Akte Dom Wandmalereien (Photo Wehmeyer).
  3. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 121 auf der Grundlage von UB Stadt 3, Nr. 165.
  4. UB Hochstift 6, Nr. 1165.
  5. Der ursprüngliche Standort des Altars geht aus einem Pilgerführer des späten 14. Jahrhunderts hervor, den Maren-Christine Härtel nach Angaben von Hans Jakob Schuffels zitiert, vgl. Maren-Christine Härtel: Lippold von Steinberg, Hildesheimer Domherr und Stifter. Unveröffentlichte Magisterarbeit Göttingen 1993, S. 81 und S. 86.

Nachweise

  1. Photo Dom-Museum, Akte Dom Wandmalereien (Photo Wehmeyer).

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 129 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0012904.