Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 120† St. Michaelis 14. Jh. o. später

Beschreibung

Gedenkinschrift für den heiligen Bernward. Über den Inschriftenträger teilt Blum nichts mit. Die Ausführung als Inschrift ist nicht gesichert.

Inschrift nach Blum.

  1. S(anc)t(us) Berwardus Comes in Sommerschenburg de generoso sanguine Ducum de Brunsvic traxit originem Mater autem ipsius fuit Filia Adelberonis comitis Palatini Puer vero Berwardus sub tutela Volcmari Episcopi Traiectensis avunculi sui et Osdagi Hildesheimensis episcopi continue proficiens de Virtute in Virtutem virginitatis munditiae florem usque ad Vitae suae finem illibatum conservavit ut ipsius Canonisationis tractatus manifeste declarat

Übersetzung:

Der heilige Bernward, Graf von Sommerschenburg, stammte aus dem edlen Blut der Herzöge von Braunschweig. Seine Mutter aber war die Tochter des Pfalzgrafen Adalbero. Der Knabe Bernward aber machte unter der Obhut seines Onkels, des Bischofs Volkmar von Utrecht, und des Hildesheimer Bischofs Osdag beständig Fortschritte von einer Tugend zur anderen. Die Blume der jungfräulichen Reinheit bewahrte er unbefleckt bis an das Ende seines Lebens, wie das Dokument seiner Heiligsprechung deutlich macht.

Kommentar

Ein ungefährer Anhaltspunkt für die Datierung der Inschrift läßt sich aus der Bezeichnung Bernwards als Comes in Sommerschenburg gewinnen. In den Handschriften der Vita Bernwardi begegnet dieser Geschlechtsname erst seit dem 14. Jahrhundert für den Vater Bernwards.1) Tatsächlich ist Bernward aufgrund der zweiten Namenssilbe -ward eher den Immedingern zuzuweisen.2)

Der Text der Inschrift beruht erkennbar auf dem Anfang der Vita Bernwardi. Dort heißt es, daß Bernward von seinem Onkel Volkmar – damals Diakon, später Bischof von Utrecht (976–990)3) – dem Hildesheimer Bischof Osdag zur Ausbildung in der Domschule übergeben wurde. Gemeint sein muß an dieser Stelle aber Bischof Othwin (954–984), der Vorgänger Osdags (984/85–989), denn nur dessen Amtszeit stimmt mit den Diakonatsjahren Volkmars (bis 976) überein.4) Diese fehlerhafte Angabe des Bischofsnamens hat auch die Inschrift bewahrt. Aus ihrem Text ist der Irrtum allerdings nicht zu erkennen, da Volkmar in der Inschrift nur als Bischof von Utrecht bezeichnet ist und folglich die Diskrepanz der Amtszeiten nicht auffällt.

Anmerkungen

  1. Das früheste Zeugnis gibt die im 14. Jahrhundert entstandene Handschrift Trier, Bistumsarchiv Abt. 95, Nr. 100; vgl. Reinhard Wenskus: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Göttingen 1976 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Phil.–Hist. Klasse III, Nr. 93), S. 142, Anm. 1209. Wenskus’ Ausführungen beruhen auf einer Mitteilung von Hans Jakob Schuffels.
  2. Wenskus (wie Anm. 1); zur Herkunft Bernwards vgl. auch Goetting, Bistum Hildesheim, S. 168–174.
  3. Vita Bernwardi, Kapitel 1: a suo avunculo religioso diacono Folcmaro, post quoque Traiectensi episcopo.
  4. Zur Ausbildung Bernwards s. Goetting (wie Anm. 2).

Nachweise

  1. Blum, Fürstenthum Hildesheim 2, S. 103.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 120† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0012004.