Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 103 Roemer-Museum 1379

Beschreibung

Grabplatte für Burchard von Steinberg.1) Sandstein. Die Platte diente ursprünglich zur Abdeckung eines Hochgrabs, das sich noch um 1700 hinter dem Altar der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters St. Martini befand. Die Beschreibung bei Behrens läßt auf eine farbige Fassung schließen.2) Heute gehört die Platte zum Bestand des Roemer-Museums, dessen Ausstellungsräume teilweise im ehemaligen Franziskanerkloster eingerichtet sind. Im vertieften Innenfeld ist unter einer gotischen Bogenarchitektur der Verstorbene im Halbrelief in Rüstung dargestellt. In der Rechten hält er den Helm, in der Linken das Schwert und den Wappenschild. In den Bogenzwickeln Blattwerk. Zu Füßen des Verstorbenen ein Hund. Die erhaben ausgehauene Inschrift befindet sich vierseitig umlaufend auf den abgeschrägten Seitenkanten der Platte. Sie beginnt in der Mitte der oberen Schmalseite. Die Worttrenner sind als dreiblättrige Blüten ausgeführt.

Maße: H.: 220 cm; B.: 120 cm; Bu.: 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Christine Wulf [1/3]

  1. · anno · d(omi)ni · m · c/cc · lxxix · iiioa) id(us) febru(arii)3) · o(biit) · d(omi)n(u)s · Burchard(us)b) · de Steynberg · / Senior · [m]iles Singularis amic(us) / Fratrum · (et)c) benef(a)c(t)or · hic · sep(u)lt(us) · cuius · anima · Requiescatd) / · in pace · amen ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1379 am dritten Tag vor den Iden des Februar starb Herr Burchard von Steinberg der Ältere, Ritter und einzigartiger Freund und Wohltäter der Brüder. Er wurde hier beigesetzt. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Steinberg*

Kommentar

Der Familienname Steinberg ist durch einen auffallend gestalteten S-Versal hervorgehoben, dessen Mittelteil aus zwei verbundenen, spiralig gegeneinanderlaufenden Bögen besteht. Der untere Bogen des g ist als Schleife ausgeführt, die gebrochenen Bögen des Minuskels sind in der Höhe versetzt.

Burchard von Steinberg ist von 1339 bis 1376 urkundlich bezeugt.4) Aufgrund umfangreicher Schenkungen an das Kloster Lamspringe gehörte er zur Bruderschaft dieses Klosters. Als Wohltäter des Hildesheimer Franziskanerklosters erwies er sich durch die Stiftung zweier Messen für „alle Tage in der Woche“ am 2. Januar 1375, von denen die eine am Heilig-Kreuz-Altar, die andere an einem von den Franziskanern zu bestimmenden Ort gelesen werden sollte.5)

Textkritischer Apparat

  1. Das die Ordinalzahl markierende o steht auf der Grundlinie.
  2. Burchard(us)] Möglicherweise ursprünglich Borchardus. Im oberen Bereich des zweiten Buchstabens ist die Platte restauriert worden. Darauf deuten die oben stumpf endenden Hasten des v hin. In der übrigen Inschrift finden sich keine stumpf endenden Hasten.
  3. Tironisches et.
  4. Singularis amic(us) ... Requiescat] singularis virtutis etc. etc. Requiescat Beiträge.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: G 195; StaHi, Bestand 717, Nr. 1–8: Inventar Kampen, Nr. 566.
  2. Behrens, Herren von Steinberg, S. 17.
  3. 11. Februar.
  4. UB Hochstift 4, Nr. 1503, Nr. 1516; UB Hochstift 5, Register S. 946; UB Hochstift 6, Register, S. 1115; UB Stadt 2, Nr. 60, Nr. 248, Nr. 258. Auch in den Urkunden wird Burchard von Steinberg zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Sohn und anderen Trägern dieses Namens als senior und miles bezeichnet.
  5. UB Hochstift 6, Nr. 166a.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 1109, S. 13.
  2. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 2, S. 132.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 155.
  4. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 279.
  5. Slg. Rieckenberg, S. 524.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 103 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0010303.