Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 58: Stadt Hildesheim (2003)
Nr. 83† St. Michaelis 1320
Beschreibung
Altarretabel des Heilig-Kreuz-Altars.
Inschrift nach Chronica S. Michaelis, ed. Meibom.
-
Anno milleno C terno bis quoque deno Ordine septedenusa) abbas in nomine primus Hinricus dictus qui semper sit benedictus De suis donis dedit haec pia vota patronis
Übersetzung:
Im Jahr tausend und dreimal hundert und zweimal zehn [1320] hat der nach der Reihenfolge 17., dem Namen nach erste Abt, Heinrich genannt – der immer gepriesen sei – dieses fromme Opfer aus seinen Gaben den Schutzpatronen gestiftet.
Versmaß: Vier leoninische Hexameter, der erste und die beiden letzten zweisilbig gereimt.
Textkritischer Apparat
- septedenus] septenus Chronica S. Michaelis. Die Konjektur erfolgt auf der Grundlage der ebenfalls in den Chronica überlieferten, in den mittleren Versen textidentischen Grabschrift für Abt Heinrich von Wendhausen; octodenus Letzner; octdenus DBHi, HS C 26b, S. 40; quindenus DBHi, HS 141b.
Anmerkungen
- Die urkundliche Überlieferung (UB Hochstift 3, Register S. 875; UB Hochstift 4, Register S. 898; UB Stadt 1, Register S. 596) macht diese Amtsjahre einigermaßen wahrscheinlich. Näheres vgl. im Kommentar zu Nr. 80.
- Anno Milleno c terno bis quoque deno / Ordine quindenus abbas in nomine primus / Henricus dictus qui semper sit benedictus / Summatim bona scripsit hic largaque dona / Qui reperit spersa collegit vice versa ‚Im Jahr 1320 hat der nach Reihenfolge 15., nach Namen erste Abt, Heinrich genannt – der immer gesegnet sei – die Güter und die reichen Schenkungen hier summarisch verzeichnet. Er, der die verstreuten Dinge gefunden hat, hat sie seinerseits zusammengestellt.‘ Es folgt fol. 270v–272r das Güterverzeichnis von St. Michaelis (zitiert nach: Handschriften im Domschatz, S. 76).
- Chronica S. Michaelis, ed. Meibom, S. 518f. – Zu den Fälschungen um Benno von Meißen vgl. Rädle, Benno von Meißen, passim.
- StaHi, Bestand 52, Nr. 191a, o. S.
Nachweise
- Chronica S. Michaelis, ed. Meibom, S. 521.
- Letzner, Hildesheimische Chronik, 2. Buch, Kapitel 9, S. 327.
- DBHi, HS 141b, S. 188.
- Lüntzel, Geschichte 2, S. 552, Anm. 2.
- Slg. Rieckenberg, S. 490.
Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 83† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0008306.
Kommentar
Bei dem in der Inschrift genannten Abt Heinrich dürfte es sich um Heinrich von Wendhausen handeln, der von 1298 bis 1331 dem Michaeliskloster vorstand.1) Er hat außer diesem Altargemälde auch das u. a. für die Reliquien des heiligen Silvester bestimmte Kopfreliquiar gestiftet (Nr. 80). Der auf der Bodenplatte dieses Reliquiars angebrachte Stiftungsvermerk und ein von Abt Heinrich stammender Eintrag im Guntbald-Evangeliar2) sind stilistisch ähnlich gebaut wie die Inschrift auf dem Altargemälde. Allerdings differieren die Angaben zur Position Heinrichs in der Abtsliste von St. Michaelis. Während er im Guntbald-Evangeliar als 15. Abt genannt ist, weist ihn die in den Chronica S. Michaelis überlieferte Inschrift des Altargemäldes als 17. Abt aus, und in der Abtsliste der Chronica steht er an 18. Stelle. Die zuletztgenannte Einordnung ist sicherlich falsch, da in den Chronica eine um Benno von Meißen erweiterte Abtsliste wiedergegeben wird, dem im 16. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Quellenfälschung zu seiner Heiligsprechung eine nur drei Monate dauernde Amtszeit als Abt des Michaelisklosters im Jahr 1044 zugeschrieben worden ist,3) obwohl er dieses Amt niemals innehatte. Da die Abtsfolge in St. Michaelis für die Frühzeit überhaupt unsicher bezeugt ist, läßt sich nicht entscheiden, ob Heinrich der 15. oder der 17. Abt des Klosters gewesen ist. Er ist unter dem 14. Januar im Nekrologium von St. Michaelis eingetragen.4)
Die mittleren Verse dieser Stiftungsinschrift sind in die von mehreren Chroniken überlieferte Grabschrift Heinrichs von Wendhausen (Nr. 85) übernommen worden.