Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 77† Dom 1310

Beschreibung

Grabplatte für Bischof Siegfried II. Metall. Die Platte befand sich im mittleren Gang des Langhauses unter dem großen Kronleuchter1) und wurde 1789 entfernt.2) Sie ist in einer Zeichnung Schlüters überliefert. Im Innenfeld war der Verstorbene, bekleidet mit den bischöflichen Gewändern, in Lebensgröße dargestellt. Es ist nicht entscheidbar, ob es sich um eine Stand- oder eine Liegefigur handelt, da der Kopf auf einem Kissen ruhte, zugleich aber die mit Schuhen bekleideten Füße unter dem Gewand sichtbar waren. In der Rechten hielt der Verstorbene den Bischofsstab, die Linke lag auf der Brust. Auf dem Manipel waren abwechselnd Kreuz- und S-förmige Ornamente angebracht. Die Platte wurde gerahmt von einer zwischen Linien vierseitig umlaufenden Inschrift, die in der Mitte der oberen Schmalseite begann. In der Zeichnung sind die I mit Punkten wiedergegeben.

Inschrift nach DBHi, HS 273 (Zeichnung Schlüter).

Maße: H.: 253 cm; B.: 67 cm.3)

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Hildesheim, Dombibliothek [1/1]

  1. + ANNO · D(OMI)NI · M(I)L(LESIMO) · / CCCX · V · K(A)L(ENDAS) MAIJ4) · OBIJT UENERABILISa) · PATER · D(OMI)N(U)S · SIFRIDUS · QVONDAM · / ISTIUS · ECCLESIE · ANTISTE/S · QVI · DE · DOMO · NOBILJUM · DE · QUERE(N)VORDE · TRAXIT · ORIGINEM · CVI(VS) · MEMORIA · I(N) / B(E)N(E)DICT(I)O(N)E · E(ST)b) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1310 am 5. [Tag] vor den Kalenden des Mai starb der ehrwürdige Vater Herr Siegfried, einstmals Bischof dieser Kirche, der aus dem Haus der Edlen von Querfurt stammte. Sein Andenken ist gesegnet.

Kommentar

Sofern die Zeichnung Schlüters zuverlässig ist, wurden für E, M, N und U kapitale und runde Formen verwendet, I in der Normalform und als I-longa, F nur in der runden Form mit Abschlußstrich.

Siegfried II. von Querfurt bekleidete das Bischofsamt von 1279 bis 1310.5) Seine Amtszeit war geprägt von Auseinandersetzungen mit den braunschweigischen Herzögen. Im Bischofshof errichtete er das Kollegiatstift St. Maria Magdalena im Schüsselkorb und dotierte dort vier Kanonikate.6)

Textkritischer Apparat

  1. UENERABILIS] venerandus Letzner.
  2. E(ST)] Fehlt Letzner, Beiträge, Mithoff.

Anmerkungen

  1. DBHi, HS 116, S. 121.
  2. Bertram, Bistum 1, S. 315.
  3. Maße in DBHi, HS 273, Tafel 2: H.: 7 Fuß, 9 Zoll; B.: 2 Fuß, 10 Zoll.
  4. 27. April.
  5. Ausführliche biographische Angaben s. Bertram, Bischöfe, S. 75f.; Bertram, Bistum 1, S. 296–315.
  6. Streich, Klöster, Stifte und Kommenden, S. 80.

Nachweise

  1. DBHi, HS 273, Tafel 2 Zeichnung Schlüter.
  2. Letzner, Hildesheimische Chronik, 1. Buch, 1. Teil, Kapitel 5, S. 42.
  3. DBHi, HS 271, fol. 3r.
  4. DBHi, HS 114b, fol. 57r.
  5. DBHi, HS 116, S. 121.
  6. DBHi, HS C 371, o. S.
  7. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 2 (1829), S. 74.
  8. Bertram, Bischöfe, S. 76.
  9. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 114.
  10. Slg. Rieckenberg, S. 485–487, Photo und Pause der Zeichnung Schlüter.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 77† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0007708.