Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 58: Stadt Hildesheim (2003)
Nr. 42 Dom 2.–3. V. 12. Jh.
Beschreibung
Reliquienbehältnisse aus dem Schrein der Dompatrone (Nr. 41): Vier Lederbeutel mit Inschriften A, B, D und E, ein Seidenstoff mit Inschrift C. Der mit Inschrift C beschriftete Seidenstoff befindet sich in dem mit Inschrift B beschrifteten Lederbeutel und umhüllt die Gebeine der Heiligen Cosmas und Damian.1) Die Inschriften der Lederbeutel sind mit brauner Tinte auf das helle Leder aufgetragen.
Inschrift C nach Algermissen.
Maße: Bu.: 0,65 (E), 0,8 cm (A, B, D).
Schriftart(en): Romanische Majuskel (A, D, E) mit einzelnen Minuskeln (B).
- A
S(ANCTI) · EPIPHANII · EP(ISCOP)I · / · S(ANCTE) · SPECIOSE · V(IRGINIS)
- B
S(ANCTORVM) · COSME · (ET)a) DAMIANI · M(ARTY)R(VM) · / S(ANCTI) · HABYNDI2) · DIACONI m(arty)r(is)
- C
S(ANCTORVM) COSME ET DAMIANI
- D
· S(ANCTORVM) · CANTIANORVM · M(ARTY)R(VM) ·
- E
S(ANCTORVM) · IVSTI · ARTEMII · / HONESTE · V(IRGINIS) · (ET)a) M(ARTY)R(IS) ·
Übersetzung:
[Reliquien] des heiligen Bischofs Epiphanius, der heiligen Jungfrau Speziosa, (A)
der heiligen Märtyrer Cosmas und Damian, des heiligen Diakons und Märtyrers Abundius, (B)
der heiligen Cosmas und Damian, (C)
der heiligen Cantianer, Märtyrer, (D)
der heiligen Justus, Artemius, der Jungfrau und Märtyrerin Honesta. (E)
Textkritischer Apparat
- Tironisches ET.
Anmerkungen
- Konrad Algermissen: Was enthält der Epiphaniusschrein? In: Diözese 29 (1960), S. 38–43, hier S. 41f. Die Inschrift kann nicht nach dem Original ediert werden, da der Lederbeutel nicht geöffnet werden durfte.
- Die Reliquien des Diakons Abundius wurden von Otto III. im Jahr 1001 in Rom nach S. Bartolomeo all’Isola, später nach SS. Cosma e Damiano transferiert, vgl. LCI 5, S. 15. Möglicherweise sind die Reliquien des Heiligen durch Bischof Bernward, der sich zusammen mit Otto III. in diesem Jahr in Rom aufhielt, nach Hildesheim gelangt. Das Reliquienregister von 1680 verzeichnet u. a. eine notabilis pars des heiligen Abundius (Hannover, HSTA, Hild. Br. 2 E, Nr. 1731).
- Auskunft von Herrn Dr. Michael Brandt, Dom-Museum Hildesheim.
Nachweise
- Konrad Algermissen: Was enthält der Epiphaniusschrein? In: Diözese 29 (1960), S. 38–43, hier S. 41f.
Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 42 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0004205.
Kommentar
Die Überreste der Heiligen Epiphanius und Speziosa sind durch den Reliquienraub Bischof Othwins im Jahr 962 aus Pavia nach Hildesheim gelangt. Auch die Reliquien der Heiligen Abundius, Cosmas und Damian, Justus, Artemius und Honesta sowie der Cantianer sind wahrscheinlich schon in ottonischer Zeit nach Hildesheim gekommen, da sie mit Ausnahme der Abundiusreliquien2) bereits in der Weiheinschrift des Hochaltars von 1061 (Nr. 24) erwähnt werden.
Die Materialanalyse der Beutel hat ergeben, daß sie aus derselben Zeit stammen wie der Epiphaniusschrein.3)