Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 98 Almstedt, ev. Kirche St. Moritz 1512

Beschreibung

Glocke. Bronze. Die erhaben gegossene Inschrift A unterhalb der Glockenschulter zwischen Ornamentfriesen und doppelten Riemenstegen auf einer erhabenen Linie. Am Beginn der Inschrift vor anno ein Münzabdruck, nach den Ziffern und nach maria eine querliegende Raute mit Zierhäkchen. Auf der Flanke das Bild der Madonna im Strahlenkranz, darunter das Gießerzeichen des Harmen Koster (M 7), auf der gegenüberliegenden Seite der heilige Mauritius mit Schild und Lanze.

Maße: H.: 88 cm; Dm.: 102 cm; Bu.: 3,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. · anno d(omi)ni m d x ii ·a)sum dulcisona fleo mortuab) pello nocinac)frango tonitrua fvgo demonia vocor maria· harmen koster me fecitd)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1512. Ich bin die Wohlklingende, ich beweine, was tot ist, vertreibe, was schädlich ist, breche den Donner, verjage die Dämonen, ich heiße Maria. Harmen Koster hat mich gemacht.

Versmaß: Lateinische Reimverse.

Kommentar

Die Buchstabenformen entsprechen zwar der ästhetisch durchgebildeten gotischen Minuskel Harmen Kosters,1) weisen jedoch wie die Inschrift Nr. 106 als Besonderheit in mortua ein Schaft-r im Wortinneren auf, während dies sonst nur am Wortanfang und -ende verwendet wurde. Wie auf der Glocke in Groß Ilde (Nr. 102) weist die Inschrift i-Punkte auf. u und v sind nicht hinsichtlich vokalischer bzw. konsonantischer Funktion getrennt; u und n sind durch unterschiedlich gestaltete obere Schaftenden voneinander zu unterscheiden.

Die Inschrift benennt die allgemeinen Funktionen einer Glocke, wie sie seit dem 13. Jahrhundert in Vers und Prosa in Glockeninschriften genannt werden.2)

Textkritischer Apparat

  1. anno … xii] Fehlt Otto.
  2. mortua statt des üblichen mortuus erklärt sich aus dem Reimzwang.
  3. nocina] Statt nociua.
  4. harmen … fecit] Fehlt Otto.

Anmerkungen

  1. Zu Harmen Koster vgl. den Kommentar zu Nr. 60. Zur Schrift Kosters s. den Kommentar zu der ältesten erhaltenen Glocke aus seiner Werkstatt Nr. 94 u. zu Nr. 102.
  2. Vgl. Walter, Glockenkunde, S. 185f.; s. a. den Kommentar zu Nr. 36.

Nachweise

  1. Otto, Geschichtliche und artistische Notizen über Glocken, S. 145.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 18.
  3. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 514.
  4. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 112 mit Abb.
  5. Drömann, Glocken, S. 61.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 98 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0009800.