Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 94 Klein Himstedt, ev. Kirche 1511

Beschreibung

Glocke. Bronze. Auf der einen Seite der Flanke eine weibliche Figur im Halbrelief, vermutlich die heilige Anna1), auf der anderen Seite die Madonna im Strahlenkranz, darunter das Gießerzeichen des Harmen Koster (M 7). Die erhaben gegossene Inschrift verläuft unterhalb der Glockenschulter zwischen zwei doppelten Riemenstegen und zwei Ornamentfriesen. Als Worttrenner ein oder zwei Quadrangeln mit Zierhäkchen, vor anno ein Brakteatenabdruck, zwischen me und fecit ein Palmettenornament.

Maße: H.: 75 cm; Dm.: 83,5 cm; Bu.: 3,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. vocor · anna · harmen · koster · me · fecit · anno · d(omi)ni · m · ccccc xi · o · rex · glorie · crstea) · veni · cum · pace ·

Übersetzung:

Ich heiße Anna. Harmen Koster hat mich gemacht im Jahr des Herrn 1511. O König der Ehre, Christus, komm mit Frieden.

Kommentar

Die Glocke in Klein Himstedt ist die älteste erhaltene Glocke des Gießers Harmen Koster im Landkreis Hildesheim.2) Sie zeigt die für diese Werkstatt typische sorgfältig gestaltete gotische Minuskel: c mit waagerecht umgebrochenem oberen Bogenabschnitt, Schaft-s ist genauso gestaltet und unterscheidet sich lediglich durch die Buchstabenhöhe. Beide Buchstaben tragen am abgeknickten Bogenabschnitt bzw. an der Fahne kleine Zierhäkchen, die an dem zum Zierstrich reduzierten Balken des e wieder aufgenommen werden. Bogen-r wird konsequent im Wortinneren, Schaft-r am Wortanfang und -ende verwendet. Der obere Bogen des doppelstöckigen a endet in einer s-förmigen Zierlinie.

Zum Glockengebet O rex glorie christe veni cum pace vgl. Nr. 6.

Textkritischer Apparat

  1. crste] Statt criste.

Anmerkungen

  1. Nach Mithoff (Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 190) waren auf der Flanke „einige Heilige auf einem Ungethüm stehend, von welchem nur der Kopf sichtbar (St. Margaretha)“ dargestellt.
  2. Zu Harmen Koster s. den Kommentar zu Nr. 60.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 190.
  2. Kdm. Kreis Marienburg, S. 98.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 94 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0009408.