Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 71† Groß Förste, kath. Pfarrkirche St. Pankratius 15. Jh.

Beschreibung

Kelch.1) Silber mit erneuerter Vergoldung. Provenienz unbekannt. Der Kelch ist im Kunstdenkmälerinventar von 1938 zum letzten Mal bezeugt. Nach den Angaben des Denkmälerverzeichnisses von 1896 wurde er mit Patene und Löffelchen im Jahr 1645 von Heinrich Gödinghausen,2) Kanoniker an der Heilig Kreuz-Kirche in Hildesheim, angekauft.3) Auf dem runden Fuß mit angelöteter, durchbrochener Zarge ein aufgenietetes Wappen. Am Nodus oben und unten spitzbogige Maßwerkfelder, weiterhin sechs Rotuli mit Inschrift A vor nielliertem Grund. Auf den Schaftstücken oben Inschrift B eingraviert, unten Inschrift C.

Inschriften nach Kdm.

Maße: H.: 16,5 cm; Dm.: 12,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    K i l g t oa)

  2. B

    ave bit Got

  3. C

    Ave Maria hilf

Wappen:
Hegge(?)4)

Kommentar

Aus stilkritischen Gesichtspunkten wurde der Kelch zutreffend in das 15. Jahrhunderts datiert.5) Um diese Zeit sind in der Region um Hildesheim niederdeutsche Formen zu erwarten. Die Inschriften B und C zeigen aber ein hochdeutsches Lautbild.6)

Textkritischer Apparat

  1. Lesung mit Fragezeichen in Kdm.; das Inventar von 1896/97 (s. Anm. 3) gibt die Inschrift folgendermaßen wieder: Kilch to Hilt und Ave Maria. Die Lesung in Kdm. hat den Vorzug, dass sie die Aufteilung auf sechs Rotuli erkennen lässt. Die Abbildung in Kdm. erlaubt keine Lesung.

Anmerkungen

  1. Beschreibung, Maße und Angaben zu Ausführungstechnik und Schriftart der Inschriften folgen Kdm. Landkreis Hildesheim, S. 87.
  2. Zu Heinrich Gödinghausen vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 726.
  3. Bistumsarchiv Hildesheim, Inventare 102, Inventar der Pfarrkirche, der Pfarre, der Küsterei und der Kaplanei zu Groß Vörste 1896/97, S. 80.
  4. Wappen Hegge (?) (struppiger Wolfskopf auf rot ausgelegtem Grund, Wappenbeschreibung und Zuordnung nach Kdm. Landkreis Hildesheim, S. 87); Spießen (Wappenbuch, Bd. 1, S. 67 u. Bd. 2, Tafel 163) weist für eine Münsterländer Familie Hege folgendes Wappen nach: „in Weiß ein silberner Hundskopf mit rot ausgeschlagener Zunge. Nach älteren Siegeln scheint es ein Wolfskopf zu sein.“
  5. Kdm. Landkreis Hildesheim, S. 87.
  6. Zu den frühen hochdeutschen Formen vgl. Einleitung Kap. 7.

Nachweise

  1. Kdm. Landkreis Hildesheim, S. 87 u. Abb. 34a.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 71† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0007108.