Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 47 Westfeld, ev. Kapelle St. Katharinen 1488

Beschreibung

Glocke. Bronze. Sechs Kronenöhre in Flechtband. Die erhaben gegossene Inschrift verläuft zwischen Schnurstegen um die Glockenschulter. Unterhalb der Inschrift ein Arkadenfries, an dessen nasenbesetzten Enden jeweils alternierend ein fünfteiliges Blatt und zweimal zwei Eicheln hängen. Auf der Flanke, unterhalb des Wortes anno, sieben Abdrücke von Brakteaten. Nach anno ein medaillonförmiges Pilgerzeichen.1)

Maße: H.: 78 cm; Dm.: 89 cm; Bu.: 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. anno · d(o)m(ini) · m · cccc · lxxxviii · maria · bin · ik ghena(n)t · (yhesvs)a) krist(us) · sancta katerina p(at)ronab) · hvivs ca(m)pane ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1488. Maria bin ich genannt. Jesus Christus. Die heilige Katharina, Schutzpatronin dieser Glocke.

Kommentar

An der ornamental ausgeführten Inschrift fällt der das Mittelband nach oben und unten überragende Buchstabe p auf, dessen Bogen weit nach oben gerückt ist und die Grundlinie nicht berührt; die Unterlänge des p endet deutlich unterhalb der Grundlinie und ist nach rechts abgeknickt. Einzelne Buchstaben sind mit Häkchen (a, g, t) verziert, die Oberlänge des h gegabelt, y spiegelverkehrt. Diese Merkmale wie auch der sehr ähnlich gestaltete Arkadenfries deuten darauf hin, dass die Glocke aus derselben Werkstatt stammt wie die zwei Jahre später für Ortshausen gegossene (Nr. 49).

Drömann hat die Westfelder Glocke dem Hildesheimer Gießer „Jakob Busse“ zugeschrieben.2) Gemeint ist Busso Jakob, vgl. Nr. 57. Gegen die Zuschreibung Drömanns spricht, dass weder der Arkadenfries noch die charakteristischen Buchstabenformen der Glocken in Westfeld und Ortshausen auf der von Jakob signierten Glocke in Burgstemmen aus dem Jahr 1498 (vgl. Nr. 58) eine Entsprechung haben.

Textkritischer Apparat

  1. Befund: yhs.
  2. p(at)rona] prona mit waagerechtem Kürzungsstrich; prona Drömann mit der Übersetzung ‚heilige Katharina sei geneigt dieser Glocke‘.

Anmerkungen

  1. Rundmedaillon, im Rahmen stehende Figur eines Bischofs/Pilgers mit Heiligenschein und langem Gewand, in der rechten Hand einen Stab haltend, rechts ein Strauchgewächs, links ein nicht identifizierbarer Gegenstand. Kdm. bezeichnet die Darstellung als „Mutter Gottes mit Kind“ (S. 276).
  2. Vgl. Drömann, Glocken, S. 51.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 240.
  2. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 508.
  3. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 276 (Abb.).
  4. Drömann, Glocken, S. 51.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 47 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0004702.