Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 34† Marienrode, kath. Pfarr- u. Klosterkirche St. Michael um 1462

Beschreibung

Tür.1)

Inschrift nach Letzner, Ms. Hist. 248.

  1. Manus Zerobabel domum istam fundaverunt Et manus eius ad perfectum perduxerunta)2)

Übersetzung:

Die Hände Zorobabels haben dieses Haus gegründet, und seine Hände haben es zur Vollkommenheit geführt.

Kommentar

Die Inschrift ist vermutlich im Zusammenhang mit dem mühevollen Neubau der Marienroder Kirche3) unter Abt Heinrich von Bernten (reg. 1426–1452 u. 1454–1463) entstanden. In der Chronik des Klosters, die von demselben Abt zusammengestellt wurde, benutzt dieser das alttestamentliche Bild der Juden, die beim Wiederaufbau des Tempels4) unter den Behinderungen durch die Nachbarn zu leiden hatten, zur Darstellung der Schwierigkeiten, die seinen eigenen Kirchenbau immer wieder verzögerten. Das Bild Zorobabels verweist im Einzelnen auf die kleinen Anfänge, die von den eigenen Leuten verachtet wurden (Za. 4,10), weiterhin auf die Überwindung genereller großer Schwierigkeiten (Za. 4,7), die aber den Bauabschluss nicht verhindern konnten (Za. 4,7 u. 10). Dies ist zwar alles durch die Hände Zorobabels geschehen, steht aber unter einer Verheißung Gottes (Za. 4,6), der durch seinen Geist dafür sorgen wird, dass Zorobabel zuletzt den Schlussstein setzen kann (Za. 4,10).

Die zeitliche Einordnung der Inschrift orientiert sich an der allerdings unsicher datierten Schlussweihe der Kirche, die der Marienroder Chronik zufolge im Jahr 1462, ein Jahr vor dem Tod des Abts Heinrichs von Bernten, erfolgte.5)

Textkritischer Apparat

  1. perduxerunt] praeduxerunt Letzner.

Anmerkungen

  1. Letzner, Göttingen, SUB Cod. Ms. Hist. 248, S. 910: An einer Thür im Kloster Marienroda wird folgender Spruch befunden und gelesen.
  2. Nach Za. 4,9: manus Zorobabel fundaverunt domum istam et manus eius perficient eam.
  3. Zur Baugeschichte vgl. Sievert, Zisterzienser in Marienrode, S. 1–18, hier S. 12; s. a. Germania Benedictina XII, S. 397f. u. S. 401; Niedersächsisches Klosterbuch, Teil 2, S. 1006–1015 (Knapp).
  4. Vgl. Chronik Marienrode, S. 462 (Kap. 27): … quod filii Israel post reversionem de Babilonia aedificare coeperunt in Jherusalem. Quod quidem opus per vicinorum improbitatem retardabatur ut vix per 46 annos consummari potuisset. Sic et huic Ecclesiae quodammodo similis facta est impeditio.
  5. Vgl. Chronik Marienrode, Kap. 30, S. 464: Quo autem anno testudo Ecclesiae inferioris a parte occidentali completa est, minime comperi in scriptis, sed, ut fertur, Ecclesiam totam consecrare fecerat anno Domini 1462 ante mortem suam, qua autem solennitate, nescitur. ‚In welchem Jahr allerdings das Innengewölbe der Kirche im Westteil der Kirche fertig geworden ist, habe ich in der schriftlichen Überlieferung nicht finden können. Aber, wie man vom Hörensagen weiß, hat er (sc. Abt Heinrich von Bernten) vor seinem Tod die gesamte Kirche im Jahr 1462 weihen lassen. Man weiß allerdings nicht, in welcher feierlichen Form.‘

Nachweise

  1. Letzner, SUB Göttingen, Cod. Ms. Hist. 248, S. 910 u. Cod. Ms. Hist. 249, Bd. 2, fol. 1024r.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 34† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0003405.