Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 10 Hildesheim, Dom-Museum 1354

Beschreibung

Glocke.1) Bronze. Die seit 1979 zu den Beständen des Dom-Museums gehörende Glocke stammt aus der katholischen Kirche St. Stephanus in Dinklar.2) Inschrift A verläuft unterhalb der Glockenschulter, B oberhalb des Schlagrings. Beide Inschriften sind gegen die Leserichtung ausgeführt. Die Namen in Inschrift B sind durch gleichschenklige Kreuze getrennt. Am Ende der Inschrift A eine Marke (M 1). Die Inschriften sind erhaben gegossen.

Maße: H.: 38,9 cm; Dm.: 29 cm; Bu.: 3,25 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    ANNO · D(OMI)NI · M° · CCC · L° · I·I·I·I°

  2. B

    · JOHANNES · LVCAS · MARC(VS) · MATHE(VS)

Kommentar

Der ausgeprägt ornamentale Charakter der Inschrift wird vornehmlich durch die filigrane Gestaltung der Buchstaben erreicht. Hinzu kommen Zierelemente wie ein Querstrich am Schaft des T, dessen Enden in kugelförmige Sporen auslaufen, der gebrochene Querbalken des A in MARC(VS), dessen Spitze in einem Kreuz endet, sowie der als Balkensporn ausgeführte Querbalken des L. Das symmetrische runde M ist mit einem Abschlussstrich versehen, das spitze V oben geschlossen. Die Buchstaben sind teils einstrichig, teils konturiert (Bogenschwellungen am Mittelteil des S, Schaftverbreiterungen am Balken des unzialen E) ausgeführt.

Die Namen der vier Evangelisten, denen man unheilabwehrende Kräfte zuschrieb, wurden bereits im 12. Jahrhundert als Glockeninschriften verwendet.3) Die hier gewählte Reihenfolge der Evangelistennamen, die der rückläufigen Anordnung der Evangelien im neutestamentlichen Kanon entspricht, ist auch in nicht gegen die Leserichtung verlaufenden Glockeninschriften häufig anzutreffen.4)

Anmerkungen

  1. Hildesheim, Dom-Museum Inv. Nr.: L 1979; s. a. BGV Hildesheim, Kunstinventar Schellerten-Dinklar, St. Stephanus, Nr. IV,38.
  2. Tenge, Stephanuskirche Dinklar, S. 12.
  3. Vgl. Walter, Glockenkunde, S. 160f: ältestes Beispiel von 1162 aus Gilching bei Bruck in Oberbayern. Weitere Nachweise ebd. S. 161, Anm. 2; s. a. DI 73 (Hohenlohekreis), S. 51.
  4. Vgl. u. a. DI 73 (Hohenlohekreis), Nr. 6, 7, 13, 18 u. 44; DI 79 (Rhein-Hunsrück-Kreis II), Nr. 12; DI 78 (Baden-Baden/Rastatt), Nr. 62 u. 63.

Nachweise

  1. Tenge, Stephanuskirche Dinklar, S. 12.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 10 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0001005.