Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 423 Gronau, Lehder Kapelle 1648

Beschreibung

Epitaph für den Rektor Heinrich Crusius. Stein. Der obere Teil des an der Ostseite der Kapelle angebrachten hochrechteckigen Steins zeigt vor zwei flachen Rundbogennischen im Relief rechts Christus am Kreuz mit Titulus A, erhaben in vertiefter Zeile; links den Verstorbenen kniend, dem Betrachter zugewandt. Die Bekrönung des Epitaphs fehlt. Im unteren, durch ein Gesims vom Bildteil abgetrennten Teil die Inschriften B und C. Links oberhalb der Inschrift B ein Steinmetzzeichen (M 33), umgeben von den Initialen D. Alle übrigen Inschriften sind erhaben ausgehauen.

Maße: H.: 187 cm; B.: 79,5 cm; Bu.: 0,8 cm (A), 3,2 cm (B, C), 1,7 cm (D).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A, B), Kapitalis (C, D).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    EPITAPH(IVM) / VIRI DOCTISS(IMI) ET HVMANISS(IMI) D(OMI)NI / HENRICI CRVSY HANN(OVERANI) SCHOLAE GRO/NOV(IENSIS) RECTORIS FIDELISS(IMI) ET / DESIGNATI PASTORIS GODRIN/GENSIS DIGNISS(IMI) // QVI / NATVS HANN(OVERAE) A(NN)O 1619 · D(IE) 15 AVG(VSTI) / DENATVS GRONOV(IAE) 1648 · 23 MAI / AETATIS SVAE ANN(O) 28 MENS(E) 9 DI(E)a) 8

  3. C

    GRATVS, ERAS. CRVSI. DOCTIS ACb)/ OMNIBVS AEQVE QVEIS PIETASc) CORDI · GRATIOR / AT DOMINO / HAEC CA[VS]A EST [QVOD P]RAEMATV-/[R]A MORTE PEREMPTVS, IN COELI[S] ANIMA HEIC MOLLITER / OSSA CVBENT ·

  4. D

    L(VDOLF) W(ITTE)

Übersetzung:

Epitaph des hochgelehrten und sehr gebildeten Mannes, Herrn Heinrich Crusius aus Hannover, der ein sehr pflichtbewusster Rektor der Gronauer Schule und für sein Amt höchst befähigter designierter Pastor von Gödringen war. Er wurde in Hannover im Jahr 1619 am 15. August geboren [und] starb in Gronau am 23. Mai 1648 im Alter von 28 Jahren, 9 Monaten und 8 Tagen.2) (B)

Du, Crusius, warst beliebt bei den Gelehrten und ebenso bei allen, denen die Religion am Herzen liegt, doch noch beliebter warst du beim Herrn. Das ist der Grund dafür, dass du, von einem zu frühen Tod dahingerafft, mit deiner Seele im Himmel [lebst]; hier aber mögen deine Gebeine sanft ruhen. (C)

Versmaß: Elegische Distichen (C).

Kommentar

Inschrift D erweist das Epitaph als Arbeit des Hannoveraner Bildhauers Ludolf Witte, von dem in den Jahren 1631 bis 1649 mehrere Grabdenkmäler in Hannover, Isernhagen und Wunstorf nachgewiesen sind.3) Die Schriftformen und Ziffern der Witteschen Arbeiten weisen keine ausgeprägten Werkstatt-Ähnlichkeiten auf.4)

Textkritischer Apparat

  1. ANN(O) 28 MENS(E) 9 DI(E)] Bei den drei letzten Wörtern der Inschrift B1 fehlt jeweils der letzte Buchstabe, ohne dass ein Kürzungszeichen gesetzt ist.
  2. AC] Aus prosodischen Gründen ist ATQUE zu lesen.
  3. PIETAS] E verhauen, es fehlt der untere Balken, die beiden oberen sind durch einen geschwungenen Abschlussstrich verbunden.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Die in der Inschrift genannten Daten stimmen überein mit Meyer, Pastoren, Bd. 3, S. 21.
  3. Vgl. Carl Schuchhardt, Die Hannoverschen Bildhauer der Renaissance. Hannover 1909, S. 102–110.
  4. So bereits die Beobachtung von Sabine Wehking in: DI 36 (Stadt Hannover), S. XXXI.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 154 (nur C in Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 423 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0042302.