Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 398 Nordstemmen, ev. Kirche St. Johannis 1642

Beschreibung

Grabplatte für den Pastor Justus Jahns (Janus). Stein, mit brauner Farbe übermalt. Die Platte war zum Zeitpunkt der Aufnahme (August 2005) hinter dem Altar in die Ostwand des Chors eingelassen. Im Innenfeld ist der Verstorbene in der Kleidung eines Geistlichen lebensgroß in einer durch einen offenen Karniesbogen abgeschlossenen Nische im Flachrelief dargestellt. Er hält ein Buch in den Händen. In den Bogenzwickeln beiderseits des Kopfes zwei Vollwappen. Inschrift A auf dem Rahmen, Inschrift B an drei Seiten (rechts-unten-links) auf der Abschrägung zum Innenfeld erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Maße: H.: 182 cm; B.: 82 cm; Bu.: 4,5 cm (A), 3,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien (A), schrägliegende Fraktur (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    REVERENDUS ET DOCTISS(IMUS) / D(OMI)N(US) IUSTUS IANUS PAST(OR) NORTSTEMMENS(IS) FIDELISS(IMUS) / DIEM SUUM OBIIT D(IE) XV / MAIJ POST H(ORAM) VI MATUTIN(AM) ANNO CHRI(STI) 1642 AETATIS. 37.

  2. B

    Herr Jesu dir Leb ich Dir Sterbe ich / Dein bin ich / todt V(nd) Lebendig1) Mach mich Ewig S(elig)

Übersetzung:

Der hochwürdige und hochgelehrte Herr Justus Jahns, sehr getreuer Nordstemmener Pastor, starb am 15. Tag des Mai morgens nach sechs Uhr im Jahr Christi 1642 im 37. Lebensjahr. (A)

Wappen:
Jahns2), ?3)

Kommentar

Die gut proportionierte Kapitalis ist durchgängig mit feinen Sporen versehen. E mit zum Dreieck reduziertem Mittelbalken, N mit verstärktem Diagonalschaft.

Justus Jahns, Sohn des Pastors David Jahns aus Groß Escherde, hat sich im Jahr 1618 an der Universität Helmstedt immatrikuliert, im Jahr 1632 wird er dort unter den ordinati ad officium ecclesiasticum genannt, und zwar für seinen Heimatort Groß Escherde.4) Möglicherweise versah er von dort aus in den Jahren von 1626 bis 1630 sein Amt als Pastor in Nordstemmen. Im Jahr 1630 wurde er vertrieben, weil Nortstemmen kurzfristig wieder katholisch wurde.5) Von 1630 bis 1634 hatte der katholische Priester Rupert Kyp das Pfarramt in Nordstemmen inne, während Jahns in Barsinghausen als Pfarrer tätig war. Danach amtierte er erneut bis zu seinem Tod in Nordstemmen.6)

Anmerkungen

  1. Bis in jüngste Zeit sowohl in evangelischen wie in katholischen Zusammenhängen vielfach nachgewiesene, im Textbestand variierende Gebetsformel, die mit wechselnden Schlussformeln Eingang in geistliche Lieder und besonders in Krankengebete gefunden hat. Der Text ist auch häufig in Inschriften belegt s. DI 54 (Bad Mergentheim), Nr. 294: O Got dir leb / Dein Bin /Tod vnd Lebendig 1593 mit Verweis auf zwei Epitaphien in Seeheim (Lkr. Darmstadt-Dieburg) von 1586 und 1589 vgl. DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß Gerau), Nr. 254: Dir Christe leb ich. / dir christe sterb ich /Sein bin ich allzeit / dot vnd lebendig; Nr. 261: Dir Christe leb ich / Dir christe sterb ich / Dein bin ich tod vnd lebendig.
  2. Wappen Jahns (Januskopf, Helmzier: zwei Hörner)
  3. Wappen ? (Pelikan, der sich zur Ernährung seiner Jungen die Brust aufhackt, Helmzier: zwei Hörner), s. a. Nr. 396.
  4. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 264, Nr. 51 u. S. 327, Nr. 14.
  5. Zur Vertreibung der lutherischen Pastoren s. Plath, Konfessionskampf, S. 236–239.
  6. Vgl. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 207.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 177.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 398 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0039805.