Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 392 Störy, ev. St. Adrianskapelle 1639

Beschreibung

Kelch. Silber. Sechspassfuß mit Sockelplatte, die Zarge mit einem Ornamentband verziert. Sechsgratiger Fußhals und sechseckige Schaftstücke, dazwischen ein stark abgeflachter runder Nodus. Inschrift A ist auf dem Fuß in drei Zeilen umlaufend eingraviert, B unter der Sockelplatte. Auf dem Fuß unterhalb des Wortes THALER von Inschrift A das Hildesheimer Beschauzeichen und eine Meistermarke (M 31).1)

Maße: H.: 20,5 cm; Dm.: 12 cm (Fuß), 9,6 cm (Kuppa); Bu.: 0,3 cm (A), 0,25 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    H(ERR) NICOLAVS PANTZERBITERVS · PASTOR · IOHANNES · OTTEN · AEDITVVS2) · 1639 · / HANS · PHILIPS · HANS · MAES · ALTERLEVTE · TILE · KNACKSTERT · SEN(IOR) · ANDREAS · MEVERS · / CHRISTOP · RVLWAGEN · HANS · NIEMAN · HENNI · LINDENBERG · HINRICH · BLOMEN · IEDER · VEREHRET · 1 · THAL(ER)

  2. B

    DIE · KNECHTE · VEREHRET · IEDER · 1 · M(ARIEN)·GVLLEN3)

Kommentar

Die Buchstaben weisen ausgeprägte Strichsporen auf. Der Diagonalschaft des N ist geschwungen und ragt über die senkrechten Schäfte hinaus; G mit eingestellter Cauda; schräggestelltes kapitales Z mit Mittelbalken. Diese Charakteristika zeigt auch die Inschrift auf einem Kelch in Bönnien (Nr. 415), der dieselbe Marke trägt und folglich aus derselben Werkstatt stammt. Auch die Form der Ziffern stimmt auf beiden Kelchen überein: auffällig ist besonders die schmale 6 mit einem spitzovalen, aus zwei gegenläufigen Teilen bestehenden geschlossenen Bogen und die leicht nach rechts durchgebogene 1 mit einem Strichsporn am oberen Ende.

Nicolaus Panzerbieter ist von 1622 bis 1626 als Pastor in Grasdorf nachgewiesen mit der Angabe, dass er später Pastor in Bönnien und Hary war.4) Die Matrikel Helmstedt nennt ihn 1622 mit dem Zusatz Grausdorf unter den Ordinierten.5) In Hary ist er von 1627 bis 1642 bezeugt, danach ging er nach Mechtshausen (Lkr. Goslar), wo er am 30. April 1664 starb.6) Einer der Stifter dieses Kelchs, Tile Knackstert, bzw. sein gleichnamiger Sohn ist auch auf einem 1671 entstandenen Kelch in Hary genannt.7)

Anmerkungen

  1. Dieselbe Marke befindet sich auf einem Kelch in Bönnien von 1646 (Nr. 415); die Marke ist abgebildet bei Scheffler, Goldschmiede, Bd. 1, S. 295, Nr. 13, Marke: Nr. 581 u. in Kdm. Kreis Gandersheim, S. 478, Tafel XXI, Nr. 8.
  2. ‚Küster‘.
  3. Ein Mariengulden entspricht 20 Mariengroschen. Vgl. Fritz Verdenhalven, Alte Meß- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet. Neustadt/Aisch 21998, S. 110.
  4. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 347.
  5. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 296, Nr. 8.
  6. Festschrift 250 Jahre Evangelisch-lutherische St. Katharinen-Kirche Hary. Bockenem 2004, S. 29f.; s. a. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 129.
  7. Zur Inschrift auf dem Kelch in Hary vgl. Kdm. Kreis Marienburg, S. 74.

Nachweise

  1. Hary, Störy, Bönnien, S. 63.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 392 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0039207.