Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 389 Bodenburg, Schlosspark 1639

Beschreibung

Grabplatte für Anna Post. Stein. Die Platte wurde 1861 in der St. Johannis-Kirche gefunden und in den Schlosspark gebracht.1) Im vertieften Innenfeld ist die Verstorbene als Ganzfigur in einer Rundbogennische dargestellt, die Hände zum Gebet zusammengelegt. Über dem Scheitel des Rundbogens ein Engelskopf. Rechts und links daneben in den Zwickeln des Rundbogens zwei Vollwappen. Die Ahnenprobe wird auf den abgeschrägten Randleisten des Innenfeldes fortgesetzt, die Wappen der Schwertseite gewendet. Inschrift A ist erhaben in vertiefter Zeile auf dem Rahmen der Platte angebracht; die eingehauenen Inschriften B stehen als Beischriften zu den Vollwappen. Die Platte ist im unteren Bereich stark verwittert, wodurch der Text an der unteren Schmalseite wie auch die Beischriften zu den unteren Wappen vollständig verloren sind.

Inschrift B ergänzt nach Kdm.

Maße: H.: 207 cm; B.: 88 cm; Bu.: 3,5 cm (A), 2,0 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur mit Kapitalis (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. A

    Anno 1639 den 22 Martij Nach / Mittage Zwischen 1 Vnd 2 Vhren Jst die [. . . . . .]e Viel Ehren [t]ugendreiche Frawe ANNA / [ – – – ] / Steinberg seligen nachgelassene Witwe, in Christo Jhrem Erlosera) selig Verschieden

  2. B
    DIE POSTE  V(ON) · HEIMBVRG 
    V(ON) · MVNIG/HVSEN  V(ON) · ALTEN 
    V(ON) · WEIHE  V(ON) · MAN=/DELSLO ·  
    DIE GVL/DENBOKE  D(IE) · RVSE/PLAT ·  
    V(ON) WIHEN  V(ON) · LA[.]T/HVSEN 
    V(ON) WARPE  V(ON) · MAN/[DEL]SLO 
    V(ON) STOK/HEIM  [V(ON) · LA]NS/[BERG] 
    V(ON) RV[SH]E/[POELE]b)  [V(ON) · MESENBVER] 
Wappen:
Post*Heimburg*
Münchhausen*Alten*
Weihe2)Mandelsloh*
Güldenbock3)Rauschenplatt*
Wiehe4)Lathusen6)
Warpke*Mandelsloh*
Stöckheim*Landesberg*
Ruschepol5)Meisenbug*

Kommentar

An der für die Wappenbeischriften verwendeten Kapitalis fallen einzelne E mit dreispitzigem Mittelbalken und Dreiecksporen an den beiden übrigen Balken auf. Die Bogenansätze der Ziffern 6 und 9 in Inschrift A sind kugelig verdickt, die 1 unten gegabelt. Die sorgfältig gestalteten Frakturbuchstaben enden spitz auf der Grundlinie, das untere Bogenende einzelner e ist mit einem schrägen Strich abgeschlossen.

Anna Post, Tochter des ehemaligen schaumburgischen Landdrosten Hans von Post und seiner Ehefrau Armgard von Heimburg,7) heiratete im Jahr 1583 Jobst von Steinberg (vgl. Nr. 246), der 1594 starb. Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor, von denen eine Tochter (Nr. 226) sowie die Söhne Christoffer Berent (Nr. 228), Dietrich (Nr. 227) und Asche (Nr. 241) im Kindesalter verstarben. Die drei Söhne Adolph (*1594, † 1660), Henning (vgl. Nr. 388), Domherr in Halberstadt, und Johann Hilmar (*1585, † 1648), Drost in Diensten des Hauses Braunschweig-Lüneburg in Hardegsen, sowie eine Tochter Anna Wolborg erreichten das Erwachsenenalter.8) Anna Post starb in Bornhausen und wurde gemeinsam mit ihrem am 14. Februar 1639 in Halberstadt verstorbenen Sohn Henning am 21. Mai in Bodenburg bestattet.9)

Textkritischer Apparat

  1. Erloser] Über o als Umlautzeichen eine Raute.
  2. V(ON) RV[SHE]/[POELE] ] Steinacker setzt zur Erläuterung „= Rauschenplatt“ hinter seine Lesung; eine Familie von Ruschepol ist aber im Hildesheimer Raum ebenfalls nachzuweisen, vgl. Anm. 5. Die Wappen beider Familien Rauschenplatt und Ruschepol zeigen jeweils drei Elemente in der Anordnung 2:1, sodass angesichts des schlechten Erhaltungszustands auch aus dem Wappenbild keine Rekonstruktion des Wappenführers möglich ist.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32f.
  2. Wappen Weihe (zwei abgewendete Haken, Helmzier unkenntlich).
  3. Wappen Güldenbock (steigender Steinbock, Helmzier: Schildfigur wachsend). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch von 1605, Tafel 184 abweichend: zwei Füchse.
  4. Wappen Wiehe (auf der Spitze stehendes, gezahntes Quadrat mit verstutzten Ecken).
  5. Wappen unkenntlich. Das Wappen Ruschepol zeigt drei Ochsenköpfe 2:1, vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 108 u. Bd. 2, Tafel 272. S. a. Anm. b). Zum Wappen Rauschenplatt s. Register 3a.
  6. Wappen Lathusen (weitgehend unkenntlich, als Schildfigur ist ein Schrägbalken erkennbar, Helmzier: zwei Federn, dazwischen ein unkenntlicher Gegenstand).
  7. Vgl. Behrens, Herren von Steinberg, S. 45, N. 103.
  8. Lebensdaten Adolph u. Johann Hilmar von Steinberg nach Roth, Leichenpredigten, Bd. 9, R 8928 u. R 8925.
  9. Vgl. Johann Konrad Bohne, Leichenpredigt für Anna Post und Henning von Steinberg: Iusta Steinbergiana (…) durch Conradum Iohannes Bonium. Hildesheim 1639 [VD 17 7:703838K]. Personalia: fol. p iii verso bis fol. r iv verso. Exemplar SUB Göttingen: 4° N. II. 16. Digitalisat online unter: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN622636286 (letzter Zugriff am 19.11.2013).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 35 (nur B).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 389 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0038902.