Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 376 Bodenburg, Schlosspark 1633

Beschreibung

Grabplatte für Heinrich von Steinberg (Linie Bodenburg-Brüggen). Stein. Die Platte bedeckte ursprünglich die Grabstelle in der St. Johannis-Kirche. Dort wurde sie im Jahr 1861 aufgefunden und in den Schlosspark gebracht.1) Im Innenfeld der hochrechteckigen Platte in der Mitte unter einem Rundbogen das Relief eines Engels, der mit der rechten Hand auf eine Steintafel, mit der linken himmelwärts weist. Oberhalb der Darstellung eine von Bögen und Rollwerk begrenzte Kartusche, darin in vier Zeilen die Inschrift A, die Bibelstellenangabe ist eingehauen. Über der Inschrift A zwei Vollwappen mit den eingehauenen Beischriften C1. Zwischen den beiden Wappen ein geflügelter Puttenkopf. Unterhalb der Darstellung, in den unteren Ecken des Innenfeldes, zwei weitere Vollwappen mit den ebenfalls eingehauenen Beischriften C2. Zwischen den beiden unteren Wappen eine Sanduhr und ein geflügelter Totenkopf über gekreuzten Knochen. Inschrift B läuft an vier Seiten um das Innenfeld herum. Die Platte ist im Bereich der unteren Schmalseite stark abgetreten, an der linken Langseite ist ein großes Stück herausgebrochen. Soweit nicht anders vermerkt, sind die Inschriften erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Maße: H.: 205,5 cm; B.: 88,5 cm; Bu.: 3,2 cm (A), 2,9 cm (A, Bibelstelle), 5,2 cm (B), 1,7 cm (C1), 2,2 cm (C2).

Schriftart(en): Schrägliegende Fraktur (A), Kapitalis mit Minuskel-t (A, Bibelstelle), Fraktur und Kapitalis (B), Kapitalis (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    SAPIENt · 4 / Der gerechte ob Er gleich zue / Zeitlich stirbt ist Er doch in der / Ruhe dan er gefelt Gott woll2)

  2. B

    A(nn)o 1623a) am 5 FEBRVARIJ ist / der Wolledler vndt Vester Heinrich von Steinbergk Ernstn Sehligern Sohn / Jn diese wellt geboren vndt / ANNO 1[. . . . . .]b) 3 DECEMBRIS in Christo Seliglich entschlaffenc)

  3. C1
    V(ON) STEINBERG V(ON) DER WENSE 
  4. C2
    V(ON) [WRIS]BERG V(ON) [MONCHHAVS]EN 
Wappen:
Steinberg*von der Wense3)
Wrisberg*Münchhausen*

Kommentar

Die Buchstaben des Mittelbandes enden in Inschrift A und im ersten Teil der Inschrift B (bis Sehligern Sohn) sämtlich auffallend spitz auf der Grundlinie, im zweiten Teil von B ist dieses Gestaltungsprinzip nur noch vereinzelt realisiert. In entschlaffen am Schluss der Inschrift enden die beiden ersten Buchstaben stumpf und wie abgeschnitten ohne jede Gestaltung der unteren Schaftenden, die beiden f sind oben verbunden. Das S in DECEMBRIS ist mit einem gegenläufigen Häkchen am oberen Bogen ausgeführt. Die beschriebenen Charakteristika finden sich auch auf der für die Großmutter Heinrich von Steinbergs, Metta von Wrisberg, im Jahr 1631 (Nr. 370) angefertigten Grabplatte, sodass beide Stücke aufgrund der Ähnlichkeiten in der Schriftausführung und in der Gesamtgestaltung wahrscheinlich derselben Werkstatt zuzuschreiben sind.

Heinrich von Steinberg wurde 1623 als jüngster Sohn der Eheleute Ernst von Steinberg (1585–1625) und Magdalena von der Wense (gest. 1624) geboren. Seine Großmutter väterlicherseits war – wie bereits erwähnt – Metta von Wrisberg (Nr. 370), mütterlicherseits Anna von Münchhausen (1562–1629), die seit 1580 mit Franz Otto von der Wense verheiratet war.4) Heinrich starb 1633 im Alter von zehn Jahren vermittelst eines gefährlichen Beinschadens5) und wurde in der St. Johannis-Kirche in Bodenburg begraben.

Textkritischer Apparat

  1. 1623] 1625 Kdm. Zeichnung.
  2. Zu ergänzen ist 1633 AM, vgl. Behrens, Herren von Steinberg, S. 34.
  3. Am Ende der Inschrift eine Ranke.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32.
  2. Wsh. 4,7 u. 10.
  3. Wappen von der Wense (Balken belegt mit einem querliegenden Ast, von dem nach oben und unten je eine Traube zwischen zwei Weinblättern abgeht), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 17 u. Tafel 19 abweichend: Balken belegt mit einem Zweig mit Weinblättern und Trauben.
  4. Vgl. Behrens, Herren von Steinberg, S. 34.
  5. Vgl. Stammtafeln Münchhausen, S. 103, Nr. 213.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 35 (A, C), S. 33, Abb. 24 (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 376 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0037608.