Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 370 Bodenburg, Schlosspark 1631

Beschreibung

Grabplatte für Metta von Wrisberg. Stein. Die Platte wurde im Jahr 1861 in der St. Johannis-Kirche gefunden und später in den Schlosspark gebracht.1) Das vertiefte Innenfeld der hochrechteckigen Platte ist von einer profilierten Leiste mit der vierseitig umlaufenden Inschrift A gerahmt. In der Mitte des Innenfeldes ein von zwei Putten gehaltenes Allianzwappen mit den eingehauenen Beischriften B. Im unteren Bereich ein Engel, der in der Rechten eine schildförmige Tafel hält mit der Inschrift C und in der Linken einen Lorbeerkranz, in dessen Innenfeld die Inschrift D eingehauen ist. Am linken Rand des Innenfeldes Christus am Kreuz. Im oberen Bereich, über dem Allianzwappen eine von Rollwerk umgebene Kartusche mit der in vier Zeilen ausgeführten Inschrift E, die Bibelstelle ist eingehauen. In den vier Ecken des Innenfeldes vier Vollwappen mit den eingehauenen, heute stark verwitterten Beischriften F. Soweit nicht anders vermerkt, sind die Inschriften erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Maße: H.: 205,5 cm; B.: 91,5 cm; Bu.: 4,5 cm (A, Fraktur), 4,5–5 cm (A, Kapitalis), 1,9 cm (B), 3,3 cm (C), 2,6 cm (D), 3,3 cm (E), 1,6 cm (F).

Schriftart(en): Fraktur, die lateinischen Wörter in Kapitalis (A), Fraktur (C), schrägliegende Fraktur (E), Kapitalis (B, Bibelstelle in Inschrift C, D, F).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    A(nn)o 1554 den 10 AVGVSTI ist die / Wolledle viel Ehr vndt Tugendtreiche Frawe Metta gebohrn von Wrisbergk Jacob v(on) / Stienbergk Sehl(ig) nachgelassen Witwe / auff diese welt gebohren vnd 1631 den 24 NOVEMB(RIS) in Gott sehliglich entschlaffen ·

  2. B

    V(ON) STEIN/BERG // V(ON) WRIS/BERGK

  3. C

    Selig sind die doten / die im herrn sterbe(n) / von nuhn an Ja / der Geist spricht / sie ruhen von / Jhrer arbeit2) / APOC 14

  4. D

    SIE HAT / GESIGET / DVRCH DES / LAMBS / BLVT3)

  5. E

    Das Bludt Jesu Christi / des Sohns Gottes macht v(n)s / Rein von allen sunden4) / 1 · Joh: 1 ·

  6. F
    [ – – – ] V(ON) [ – – – ] 
    [ – – – ] V(ON) NETTE 
Wappen:
Steinberg*/Wrisberg*
Wrisberg*Rehbock*
Zersen*Nette5)

Kommentar

Die Schäfte von e, i, m, n, und r enden wie auch Schaft-s und t schräg abgeschnitten spitz auf der Grundlinie. Die Bögen des einstöckigen a, des o und des d sind ebenfalls sehr spitz auf der Grundlinie gebrochen; i ist mit einem Anstrich versehen. Als weitere Schriftcharakteristika sind festzuhalten: In entschlaffen am Schluss der Inschrift A sind die ff oben verbunden, das Kapitalis-S in AVGVSTI ist mit einem gegenläufigen Häkchen am oberen Bogen ausgeführt. Die beschriebenen Charakteristika finden sich auch in der für den Enkelsohn der Verstorbenen, Heinrich von Steinberg, im Jahr 1633 angefertigten Grabplatte (Nr. 376), sodass beide Stücke auch aufgrund der ähnlichen Gesamtgestaltung derselben Werkstatt zugeordnet werden können.

Die Kapitalisbuchstaben in (A) weisen Linksschrägenverstärkung auf, der breite Balken des T ist an beiden Seiten schräg abgeschnitten; der Bogen des G endet deutlich oberhalb der Grundlinie, die Cauda ist nach links unten spitz ausgezogen.

Metta von Wrisberg war die Tochter der Eheleute Ernst von Wrisberg (Nr. 188) und Katharina von Rehbock (Nr. 194), die einen Kelch für die Kirche in Wrisbergholzen gestiftet haben (Nr. 141). Ihre Großeltern väterlicherseits waren Ernst von Wrisberg (Nr. 135) und Katharina von Zersen, mütterlicherseits Johann von Rehbock und Magdalena von Nette (Nr. 183). Am 26. April 1580 heiratete sie Jakob von Steinberg (Nr. 237). Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor: u. a. der 1590 verstorbene Schwan (Nr. 242) und der 1615 verstorbene Friedrich (vgl. Nr. 332).6)

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32.
  2. Off. 14,13a/b.
  3. Off. 12,11.
  4. 1. Jh. 1,7.
  5. Wappen Nette (zwei Flügel, Helmzier: Schildfigur).
  6. Zu den familiengeschichtlichen Zusammenhängen vgl. STA Wolfenbüttel LB 1225, XIII fol. 89r u. XVI, fol. 47r sowie Behrens, Herren von Steinberg, S. 29.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32 (Zeichnung) u. S. 34f.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 370 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0037006.