Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 356 Wrisbergholzen, ev. Martinskirche 1625

Beschreibung

Sarg für Ernst von Wrisberg. Holz, mit Metall verkleidet. Der Sarg befindet sich in der Gruft. Die Inschrift ist in 16 Zeilen auf die eine Giebelseite in hellgelber Farbe aufgemalt, der erste Teil steht auf dem Deckel, der zweite auf dem Sargkasten. Der Name, die Jahreszahl und die zentralen Stationen des Lebens (GEBORN, GETAVFT, ERFODERT, BEFALLEN, ABGEMATTET, TODTS VERFAHREN) sind durch besonders hohe Buchstaben hervorgehoben.

Maße: H.: 86 cm; B.: 86 cm; Bu.: 1,9–2,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. DER WOLEDEL GESTRE(N)G VND / VESTER, ERNST VON WRISBERG / IST ZV WRISBERG HOLTENSEN ANNO / · 15 · 88 · DEN · 8 · AVGVSTI. MITNAGTSa) VM · 11 · VHR / GEBORN. DEN 23. DESSELBEN GETAVFT: / DEN · 23 · SEPTEMBRIS IM IHAR · 1·6 · 22 · AN DEN = / FVRSTLICHEN BRAVNSCHWEIGISCHEN HOF ZVM / HOFSCHENCKENAMBT · ERFODERT // DASELBST IN DER WOCHEN AEGIDII.1) ANNO. 1 · 6 · 24 · MIT EINEM QVARTANFIEBER BEFALLEN · DADVRCH IN DIE . 39 . WOCHEN HEFTIG. ABGEMATTET AVCH / ENTLICH DARAN DEN · 1 · IVNIJ · NACHMITTAGES ZWISC=/HEN · 1 · VND 2 · VHREN. EINES SCHLEVNIGEN DOCH / SEHLIGEN TODTS . VERFAHREN. VND DEN. 22. IVN[IJ] · ANNO · 1625 · ALHIE CHRIST VND ADELICHb) / BEGRABEN ·

Kommentar

Einzelne G der Inschrift sind sehr schmal und mit eingestellter Cauda ausgeführt.

Der Verstorbene stammt aus der Ehe zwischen Christoph von Wrisberg auf Wrisbergholzen und Gertrud von Münchhausen (Nr. 301). Bei der in der Inschrift genannten Todesursache des Quartanfiebers handelt es sich um ein Wechselfieber (eine Form von Malaria), das – den ersten Tag mitgezählt – alle vier Tage auftritt, während in den dazwischenliegenden zwei Tagen der Patient beschwerdefrei ist.2) Ernst von Wrisberg hat sich zusammen mit Liborius von Wrisberg im Jahr 1598 in die Helmstedter Matrikel eingetragen3) und ist seit 1622 als Hofschenk im Ratsrang am Hof in Wolfenbüttel nachgewiesen.4)

Textkritischer Apparat

  1. MITNAGTS] T kleiner und hochgestellt zwischen G und S.
  2. ADELICH] L hochgestellt zwischen E und I.

Anmerkungen

  1. WOCHEN AEGIDII dürfte die volle Woche meinen, in die der Festtag fällt, nicht die Oktav des Heiligentages. Der Tag des heiligen Aegidius ist der 1. September, der im Jahr 1625 auf einen Donnerstag fiel. Folglich ist die Woche vom 28. August bis zum 3. September gemeint.
  2. Zedlers Universal-Lexicon, Bd. 30, Sp. 88–98 mit ausführlichen Hinweisen zu den Symptomen der Krankheit und Heilmitteln.
  3. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 138, Nr. 44.
  4. Samse, Zentralverwaltung, S. 191.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 356 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0035606.