Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 339 Rheden, ev. Cosmas- u. Damiankirche 1618

Beschreibung

Grabplatte für den Pastor Werner Oporinus (Herbst). Stein. Hochrechteckige Platte in der Südwand des Chors. Im leicht vertieften Innenfeld Darstellung des Verstorbenen in Amtstracht auf einem Kissen kniend vor dem Kruzifix mit dem Titulus A auf einer erhabenen Tafel. Inschrift B auf dem Rahmen der Grabplatte. An der oberen Schmalseite wird die Inschrift nach dem Namen OPORINVS zunächst im Innenfeld in einer Zeile fortgesetzt, nach RHEDENAE folgt der weitere Text auf der rechten Langseite. Die untere Schmalseite ist unregelmäßig abgehauen, dort war aber wahrscheinlich keine Inschrift angebracht, denn es fehlt kein Text. Die Todesdaten sind nach dem Tod des Oporinus nachgetragen worden. Unterhalb der Darstellung Inschrift C, versweise abgesetzt (pro Vers zwei Zeilen). In den beiden oberen Ecken der Platte zwei ovale Medaillons mit zwei Vollwappen, im Schild und in der Helmzier des heraldisch linken zweimal der erhabene Buchstabe der Inschrift D. Die Inschriften A–C erhaben in vertiefter Zeile.

Maße: H.: 163 cm; B.: 98 cm; Bu.: 3,7 cm (A), 5,5 cm (B), 4 cm (C), 5,6 cm (D Schildfigur P), 3,4 cm (D Helmzier P).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, D), schrägliegende Kapitalis mit Versalien (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    WARNERVS OPORINVS // P(ASTOR) · ECCL(ESIAE) RHEDENAEa) · // QVVM VIVVS HOC MONIMENTVM PONI CVRASSETb) . A(NN)Oc) CHR(ISTI) 1618 · AET(ATIS) · 4[6] / [P]IE AC PLACIDEd) IN CHRISTOe) OBDORMIVIT A(NN)[O] CHR(ISTI) 〈1643 AET(ATIS) 72〉f)

  3. C

    CHRISTE TIBI VIVO MORIOR TIBI TV / MIHI VITA CVM SIS MORTE TVA MORS MIHI / DVLCE LVCRVM2) IN VITA ME CHRISTE REGE : ET TEGE / MORTIS IN HORA, VT MANEAM VIVVS MORTVVS / ATQVE TVVS / ROM: 14 · PHIL: 1 ·

  4. D

    P(EINE)

Übersetzung:

Werner Oporinus, Pastor der Rhedener Kirche, ist, nachdem er [bereits] zu

Lebzeiten mit 46 Jahren, im Jahr Christi 1618, dieses Grabmal hatte errichten lassen, fromm

und friedlich in Christus entschlafen im Jahr Christi 1643, in seinem 72. Lebensjahr. (B)

Christus, dir lebe ich, dir sterbe ich. Da du durch deinen Tod für mich das Leben bist, ist

dein Tod mir süßer Gewinn. Im Leben lenke mich, Christus, und schütze mich in der Stunde des

Todes, damit ich als Toter lebendig und der Deine bleibe. Römer 14, Philipper 1.

(C)

Versmaß: Elegische Distichen (C, CHRISTE … ATQVE TVVS).

Wappen:
Oporinus3), Peine4)

Kommentar

Werner Oporinus wurde 1571 in Lühnde als Sohn des Nikolaus Oporinus und der Margarete Ludewich geboren.5) Im Alter von 20 Jahren hat er sich nach dem Besuch der Landesschule in Mariental (bei Helmstedt) am 20. Mai 1591 an der Universität Helmstedt immatrikuliert, 1600 ist er unter den Ordinierten der Theologischen Fakultät verzeichnet und als Pastor in Brüggen genannt.6) Dort blieb er bis zum Jahr 1607 im Amt,7) anschließend war er bis zu seinem Tod am 7. März 1643 in Rheden Pastor.8) Er war seit 1601 verheiratet mit der 1576 in Alfeld geborenen Anna Peine, einer Tochter des dortigen Pastors Konrad Peine.9) Um 1610 hat Oporinus Baumaßnahmen in der Rhedener Kirche durchgeführt (vgl. Nr. 313). Im Jahr 1639 hat er eine Glocke für Heinum in Auftrag gegeben und deren Inschrift entworfen (vgl. Nr. 391). Wahrscheinlich hat er auch seine Grabinschrift selbst verfasst.

Textkritischer Apparat

  1. RHEDENAE] AE verkleinert und hochgestellt.
  2. CVRASSET] cur(avit) Kdm.
  3. A(NN)O] O kleiner, darüber Kürzungsstrich.
  4. A(NN)O … PLACIDE] Fehlt Kdm.
  5. PONI … CHRISTO] Fehlt Mithoff.
  6. Sterbedaten nachgetragen.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Nach Rm. 14,8f. sive enim vivimus Domino vivimus sive morimur Domino morimur sive ergo vivimus sive morimur Domini sumus; Phil. 1,21 mihi enim vivere Christus est et mori lucrum.
  3. Wappen Oporinus (geteilt, oben Männerkopf mit in Bändern auslaufendem Stirnband, unten achtfach schrägrechts geteilt, Helmzier: Männerkopf mit Stirnband). Das Wappen entspricht dem der in Hannover mehrfach nachgewiesenen Familie Herbst, vgl. DI 36 (Stadt Hannover), Nr. 240 u. ö. Der Name Oporinus ist die gräzisierte Form des Wortes ‚Herbst‘.
  4. Wappen Peine (P mit Krone, Helmzier: Schildfigur).
  5. Vgl. Internetseite Maltes Genealogie, Pfad ‚1571 Warner Oporinus’. http://www.woydt.be/genealogie/g15/g157/1571opwa01.htm (letzter Zugriff am 15.11.2013).
  6. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 90, Nr. 38 u. S. 149, Nr. 11. Oporinus ist (S. 90, Nr. 38) unter den stipendiarii Mariaevalensis mit dem Zusatz gratis genannt. Mariental gehörte mit Riddagshausen und Amelungsborn zu den drei ehemaligen Zisterzienserklöstern, die nach der Reformation in Schulen umgewandelt wurden.
  7. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 134.
  8. Ebd., Bd. 2, S. 303.
  9. Ebd., Bd. 1, S. 12.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 217 (nur B, unvollständig)
  2. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 202 (nur B, unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 339 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0033902.