Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 338 Adenstedt, ev. Kirche St. Peter u. Paul 1617

Beschreibung

Epitaph für den Amtmann Johannes Freudenhammer. Stein. Das zweigeteilte Epitaph mit Sockel und Aufbau zeigt im oberen Hauptteil im Relief den gekreuzigten Christus mit Titulus A. Links unter dem Kreuz der Verstorbene mit drei Söhnen, der mittlere – wie auch der Vater – durch ein Kreuz als verstorben gekennzeichnet. Rechts unter dem Kreuz seine Ehefrau mit fünf Töchtern, drei davon haben ebenfalls ein Kreuz über dem Kopf. Über beiden Personengruppen je eine Tafel mit den Inschriften B und C, die Bibelstellen oberhalb der Tafeln in spitz ausgezogenen vertieften Zeilen. Im unteren Hauptteil eine von Voluten gerahmte Tafel mit Inschrift D in fünf Zeilen, darunter vier Vollwappen, bezeichnet durch die Initialen E. Auf dem Sockel in fünf Zeilen die Inschrift F, die letzte Zeile auf dem unteren Abschlussgesims. Inschrift G in drei Zeilen im mit Renaissance-Ornamenten verzierten Aufbau. Die Inschriften E und F erhaben, alle übrigen erhaben in vertiefter Zeile.

Maße: H.: 299 cm; B.: 101 cm; Bu.: 1,5 cm (A), 2,3 cm (B), 2,0 cm (C), 3,5 cm (D), 3,4 cm (E), 5,5 cm (F), 6 cm (G).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A, D), rechtsgeneigte Mischminuskel mit Elementen der humanistischen Minuskel und der Fraktur sowie mit Versalien (B, C), Kapitalis (E, G), Fraktur (F).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    1. Johan. 1. / das blvhtt Jesv / Christi Gottes / des sohns Reiniget / vns von allen / vnsern svnden2)

  3. C

    mattei. am. 11. / Komet heer zv / mir. alle die ihr / mvheselig vndt / beladen seit ich / wil evch erqvick(e)na)3)

  4. D

    DIE GERECHTEN WERDEN WEGGERA=/FET . FVR DEM VNGELVCK . VNDT DIE . / RICHTIG FVR SICH GEWANDELT HABEN . KO=/MEN . ZVM FRIEDE VNDT RVHEN IN IREN / KAMMERN . ESAIA . AM . LVI. CAPIT:4)

  5. E

    I(OHANNES) F(REIDENHAMMER) . C(ATHARINA) S(PANGENBERG) . F O . A G(OTZE) .

  6. F

    Anno. 1617. den 28. Jvniib). Jst Der / Ernvester. vndt. wolgelarter. Johan(ne)s / Freidenhammer. F(vrstlich) B(ravnschweigischer) gewesener Ambt=c)/man. Zvhr WinZenbvrck vnd. Calenberge / in Gott Seliglich endtSchlaffend)

  7. G

    HODIE . MICHI / CRAS . TIBI . / SIRACH: 38:5)

Übersetzung:

Heute mir, morgen dir. Sirach 38. (G)

Wappen:
Freudenhammer6), Spangenberg7), F. O.8), Gotze9)

Kommentar

In den Kapitalis-Inschriften sind V und W überproportional schräggelegt. Der Deckbalken der 7 (Inschrift F) ist auffällig nach unten durchgebogen, der Schrägschaft leicht nach rechts durchgebogen. Das untere Ende der 1 ist auf der Grundlinie nach links gezogen. In der Mischminuskel der Inschriften B und C stehen die Unterlängen von g und q auf der Grundlinie, Schaft-s und f enden auf der Grundlinie; einzelne Mittelbandbuchstaben (n, w, r, i) weisen Brechungen auf. Johannes Freudenhammer ist von 1597 bis 1605 als Amtmann zu Winzenburg und von 1606 bis 1616 als Amtmann in Calenberg nachgewiesen. Zu seinem Besitz gehörten auch Güter in Adenstedt. Bei seinem Tod hinterließ er seine Ehefrau mit dem Namen Catharina, die 1626 starb und auf dem Kirchhof der Kirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel beigesetzt wurde.10)

Textkritischer Apparat

  1. erqvick(e)n] Ligatur von v und i, angedeutet durch einen Punkt über dem rechten Schaft des v.
  2. Jvnii] Zweites i zugunsten des nachfolgenden Punktes unten verkürzt.
  3. Ambt=] t und Trennstriche auf dem Rand eingehauen.
  4. endtSchlaffen] Danach eine Ranke.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. 1. Jh. 1,7: Vnd das blut Jhesu Christi seines Sons machet vns rein von aller sünde.
  3. Mt. 11,28.
  4. Jes. 56 Ende bzw. neuere Zählung: 57,1f.
  5. Vgl. Sir. 38,23: mihi heri et tibi hodie. Zu der hier benutzten sprichwörtlichen Version vgl. Walther, Proverbia, Bd. 2, Nr. 11085a.
  6. Wappen Freudenhammer (geharnischter Arm mit einer Binde in der Mitte, die Faust hält einen Hammer, Helmzier: Flug, in der Mitte Hammer). Vgl. Bürgerliches Wappenbuch, hg. von Gustav A. Seyler. Nürnberg 1895 (= Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 5, Abt. 5), S. 15 u. Tafel 19.
  7. Wappen Spangenberg (Vogel mit einem Zweig im Schnabel auf einem gestümmelten Ast, Helmzier: Vogel). Vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 231 mit Abb. 178.
  8. Wappen F. O. (geteilt, oben Blüte, unten liegender Halbmond mit Gesicht, Helmzier: Schildfigur).
  9. Wappen Gotze (Hausmarke H 7). Vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 148 mit Zeichnung der Hausmarke S. 409 (H5).
  10. Lippelt, Hoheitsträger, S. 308.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 338 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0033808.